Die Macht des Lichts
Frauenkreis konnten die schwierigen Dinge erledigen, so wie jene zu bestrafen, die ihre Grenzen überschritten. Aber der Bürgermeister musste geliebt werden. Das führte zu einer sicheren und höflichen Stadt.
Aber wie sollte man Rand das begreiflich machen? Zwingen konnte sie ihn nicht; sie musste ihn auf eine andere Weise dazu bringen, ihr zuzuhören. Langsam nahm ein Plan in ihrem Kopf Gestalt an. Als sie das Herrenhaus erreichte, wusste sie ungefähr, was sie zu tun hatte.
Das Tor zu dem Anwesen wurde von Saldaeanern bewacht, die Aiel zogen es vor, in Rands unmittelbarer Nähe zu bleiben und die Zimmer und Gänge des Hauses zu bewachen. Haster Nalmat, der Wachoffizier, verneigte sich vor Nynaeve, als sie herankam; manche Leute wussten eben noch, wie man eine Aes Sedai zu behandeln hatte. Das Gelände jenseits des Tores war gepflegt. Nynaeves Laterne warf seltsame Schatten auf das Gras, als das Licht durch die Gewächse schimmerte, die man in die Form exotischer Tiere geschnitten hatte. Die Schatten bewegten sich in Übereinstimmung mit der Laterne, und die Phantomgestalten zogen sich in die Länge und verschmolzen mit der Dunkelheit der Nacht um sie herum. Wie Schattenflüsse.
Vor dem Haus stand eine größere Gruppe saldaeanischer Soldaten, weitaus mehr als nötig. Wann immer Männer Wache hielten, gesellten sich meistens ihre Freunde zu ihnen, zweifellos um zu klatschen. Nynaeve ging auf die Gruppe zu, was etliche der Männer dazu brachte, sich nicht länger faul gegen die Säulen des Aufgangs zu lehnen.
»Wer von euch hat im Moment dienstfrei?«
Und tatsächlich hoben drei der neun Soldaten die Hände und sahen irgendwie peinlich berührt aus.
»Ausgezeichnet«, sagte Nynaeve und drückte einem von ihnen die Laterne in die Hand. »Ihr drei, ihr kommt mit mir.« Sie betrat das Haus, und die Soldaten eilten hinter ihr her.
Es war schon spät - die Geisterprozession erschien erst um Mitternacht - und im Haus schlief alles. Der kostbare Kronleuchter in der Eingangshalle war gelöscht worden, und es war dunkel. Nynaeve vertraute ihrer Erinnerung, wählte eine Richtung und ging los. Die weiß gestrichenen Wände waren hier genauso makellos wie in den anderen Teilen des Hauses, allerdings wiesen sie keine Verzierungen auf. Ihr Instinkt erwies sich als korrekt, da sie bald zu einem kleinen Anrichtezimmer kam, in dem die Dienerschaft die Speisen vorbereitete, bevor man sie im Esszimmer auftischte. Der Korridor führte zu einem der Wohnzimmer des Herrenhauses, ein weiterer Korridor führte zurück zur Küche. Der Raum war mit einem großen stabilen Holztisch und ein paar Stühlen möbliert. Eine Gruppe von Männern in grünen Mänteln und weißen Leinenhemden und dicken Arbeitshosen - die Dienstbotenkleidung von Haus Milisair - hatte sie in Beschlag genommen und würfelte.
Sie schauten entsetzt auf, als Nynaeve den Raum betrat; einer der Männer sprang tatsächlich auf die Füße und kippte seinen Stuhl um. Er riss den Hut vom Kopf - ein schiefes braunes Teil, das sich nicht einmal Mat zu tragen getraut hätte - und sah aus wie ein Kind, das man dabei erwischt hatte, wie es vor dem Essen den Finger in den Kuchen bohrte.
Nynaeve war egal, was sie machten. Sie hatte ein paar Diener gefunden, und daraufkam es an. »Ich muss mit der Dosun sprechen«, sagte sie und benutzte die örtliche Bezeichnung für die Haushofmeisterin. »Holt sie.«
Hinter ihr betraten die Soldaten den Raum. Es waren alles Saldaeaner, und auch wenn sie etwas einfältig wirkten, gingen sie doch mit dem selbstbewussten Gang von Männern, die sich vorzüglich im Kampf auskannten. Nynaeve bezweifelte, dass diese einfachen Diener noch weiterer Einschüchterung als durch eine Aes Sedai bedurften, aber vermutlich würden sich die Soldaten später als nützlich erweisen.
»Die Dosun?«, fragte der Mann mit dem Hut schließlich. »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht lieber den Quartiermeister sehen wollt oder …«
»Die Dosun«, sagte Nynaeve. »Holt sie mir jetzt. Lasst ihr Zeit, sich etwas überzuwerfen, aber mehr auch nicht.« Sie zeigte auf einen der Soldaten. »Ihr begleitet ihn. Sorgt dafür, dass er mit niemandem spricht oder der Frau Gelegenheit gibt zu flüchten.«
»Flüchten?«, kreischte der Diener förmlich auf. »Warum sollte Loral das tun? Was hat sie denn getan, meine Lady?«
»Nichts. Hoffe ich. Geht!«
Die beiden Männer - der eine ein Diener, der andere ein Soldat - eilten los, und die restlichen drei Bediensteten blieben
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