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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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so viel, dass er kaum etwas dagegen tun konnte.

33
    Im Weißen Haus, Freitagabend
    Die Nacht senkte sich über Washington, als sich die Limousine dem Weißen Haus näherte. Rapp kam nicht gern hierher – es waren ihm einfach zu viele Kameras und Reporter in der Gegend, zu viele Leute, die gerne redeten und jede Menge Fragen stellten. Außerdem sah er im Moment weniger wie jemand aus, der sich mit dem Präsidenten treffen würde, sondern eher wie jemand, der ein Attentat auf das Staatsoberhaupt vorhatte. Er hatte noch nicht zugesagt, die Mission zu übernehmen, doch innerlich war er sehr wohl dazu bereit. Die Sache würde sehr bald starten, und nachdem er noch nicht wusste, mit welcher Tarnung er unterwegs sein würde, konnte er sich im Moment nicht rasieren. Wenn er als Nomade durch die Wüste ins Land vordringen würde, musste er unrasiert und schmuddelig aussehen. Rapp trug seine schwarze Lederjacke und als Zugeständnis an die Umgebung eine blaue Secret-Service-Baseballmütze.
    Als der Wagen zum Südwesttor des Weißen Hauses kam, beugte sich Irene Kennedy zu Rapp hinüber. »Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass der Präsident immer auf und ab geht, wenn er sich ärgert?«
    Rapp musste kurz überlegen. »Also, mir ist aufgefallen, dass er während einer Sitzung oft aufsteht, aber ich kann mich nicht erinnern, dass er auf und ab geht.«
    »Er steht lieber, weil er Probleme mit dem Rücken hat«, sagte sie. »Das heißt aber noch nicht, dass er verärgert ist. Wenn er anfängt, auf und ab zu gehen, dann ist er wirklich wütend.«
    Irene Kennedy war ein regelmäßiger Gast im Weißen Haus, und so durfte der Wagen ohne Kontrolle der Insassen das massive Tor passieren. Bevor der Wagen zum Stillstand kam, fragte Rapp: »Und meinst du, dass er heute viel auf und ab gehen wird?«
    Kennedy verdrehte die Augen. »Ich glaube, die Sache wird ihn auf die Palme bringen.« Die Limousine hielt beim Vordach am West Executive Drive an. »Es ist gut, dass wir uns im Situation Room treffen. Da kann er schreien, so viel er will, ohne dass ihn jemand hört.«
    Rapp ließ Irene zuerst aussteigen und folgte ihr hinaus. Als sie ins Gebäude eintraten, wurden sie bereits von Jack Warch erwartet, jenem Special Agent, der für das Sonderkommando zum Schutz des Präsidenten verantwortlich war. Warch streckte die Hand aus – eine stumme Geste, mit der er Rapp aufforderte, ihm seine Waffe zur Aufbewahrung zu geben. Rapp zog seine Pistole aus dem Schulterholster und reichte sie Warch, worauf die drei den Flur durchquerten.
    »Nette Mütze«, bemerkte Warch grinsend.
    »Die hab ich mir verdient«, antwortete Rapp, »indem ich dir vor ein paar Monaten aus der Patsche geholfen habe.«
    Warch lachte. »Da kann ich dir nicht widersprechen.«
    »He«, sagte Rapp, »wann traust du mir eigentlich so weit, dass ich die Waffe hier drin behalten darf?«
    »Das ist hier nun mal so üblich, das weißt du doch, Mitch.«
    »Ja, aber du weißt genau, dass ich schon mehr Kugeln hier drin verfeuert habe als dein ganzes Sonderkommando.«
    Warch schwieg einige Augenblicke und dachte an das Geiseldrama vor nicht allzu langer Zeit zurück. Es war vor allem Rapp zu verdanken, dass die Sache ein glückliches Ende nahm. »Ich werde gelegentlich mit dem Präsidenten darüber sprechen. Mal sehen, vielleicht macht er eine Ausnahme.«
    Sie kamen zu jenen Büroräumen, die allgemein als Situation Room bekannt waren, und blieben vor der massiven Tür stehen, über der eine Kamera installiert war. Warch tippte seinen Code ein, öffnete die Tür und zeigte auf das schalldichte Konferenzzimmer zu seiner Linken. »Er wartet da drin auf euch.«
    Irene Kennedy und Rapp fanden den Präsidenten allein vor; er saß mit dem Rücken zur Tür am Kopfende des Tisches. Der Präsident erhob sich sofort und schüttelte Rapp die Hand. »Mitch, danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß das sehr zu schätzen. Irene hat mir gesagt, dass Sie eine kleine Reise unternommen haben.«
    »Ja«, antwortete Rapp knapp. Er hatte keine Lust, näher auf das Thema einzugehen, zumindest nicht auf die persönliche Seite der Reise. Rapp nahm zur Rechten des Präsidenten Platz, ließ jedoch einen Platz zwischen ihnen frei, auf den sich Irene Kennedy setzte. Präsident Hayes fragte sie, ob sie etwas trinken wollten, was beide verneinten.
    Hayes ließ sich in seinen Ledersessel sinken. Der Mann sah müde aus; er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und sein Haar war leicht zerzaust. Er hatte die Ärmel

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