Die Macht
nicht!«, versetzte Rapp und zeigte auf einen Wagen, der am anderen Ende des Raums stand. »Ladet die wichtigen Teile da drauf! Wir müssen sie schnell von hier fortbringen!«
Dr. Lee drehte sich um und begann seinen Leuten auf Koreanisch Anweisungen zu geben. Rapp wandte sich rasch den beiden Delta-Männern zu, die Experten in Sachen Sprengstoff waren und genau wussten, wonach sie suchen mussten. Rapp gab ihnen mit einer kurzen Kopfbewegung die Anweisung, die koreanischen Wissenschaftler im Auge zu behalten. Dann nahm er Major Berg am Arm und ging mit ihm in den großen Raum hinaus. »Lassen Sie Ihre Männer eine Sprengladung in dem verglasten Raum deponieren.« Jeder Angehörige des Teams trug um die Taille eine Tasche, in der genug Plastiksprengstoff steckte, um ein Haus dem Erdboden gleichzumachen.
Der Major nickte. »Gute Idee. Ich werde auch eine Ladung dort drüben bei den Kanistern mit Flüssigstickstoff deponieren.«
»Ja, aber achten Sie darauf, dass nachher noch ein Sprengsatz für den Aufzug übrig ist.«
Der Wächter, dem Rapp die Anweisung gegeben hatte, das Hauptquartier anzurufen, kam aufgeregt zurück. »General Hussein«, sagte er und blieb ein wenig außerhalb von Rapps Reichweite stehen. »Es tut mir Leid, aber das Hauptquartier sagt, dass Ihr Bruder Qusay seinen Männern befohlen hat, die Anlage zu sichern. Sie wollen, dass ich die Stahltür schließe.«
Das war eine äußerst heikle Situation. Qusay war immerhin Udays älterer Bruder und der Nachfolger ihres Vaters. »Du unfähiger Narr!« Rapp machte einen Schritt nach vorne und schlug den Mann ins Gesicht. Der Wächter sank zum Zeichen der Unterwerfung in die Knie. Rapp wandte sich Berg zu und formte mit den Lippen das Wort: Schnell. Zu dem verängstigten Wachmann gewandt, rief er: »Steh auf! Du kommst mit mir!«
Rapp schob den Mann quer durch den Raum und in den Aufzug hinein. Schweigend fuhren sie nach oben. Als die Tür aufging, zog Rapp eine der Pistolen und richtete sie auf den Kopf des Mannes. »Geh wieder hinunter und hilf meinen Männern, und denk ja nicht dran, diese Stahltür zu schließen. Wenn du das tust, dann steche ich dir die Augen aus!«
Rapp trat aus dem Aufzug und eilte auf die Straße hinaus. Als er herauskam, bogen gerade zwei gepanzerte Mannschaftswagen um die Ecke. »Scheiße«, hörte Rapp einen der Delta-Männer sagen, »da kommen zwei russische BTR-80. Macht die LAW-Raketen bereit.«
Rapp ging hinkend auf die beiden stählernen Ungetüme zu. »Wartet einen Moment, Jungs«, wies er seine Leute über Funk an. »Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Er hielt die beiden gepanzerten Fahrzeuge an, indem er die Hand ausstreckte. Die Mannschaftstransporter blieben stehen, und eine der Türen ging auf. Ein irakischer Oberst in SRG-Uniform stieg aus. Rapp wusste augenblicklich, dass er in der Klemme saß. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass dieser Offizier Uday persönlich kannte.
Rapp spielte seine Rolle weiter. »Oberst, kehren Sie sofort um. Mein Vater hat mir eine Sondermission übertragen. Wenn er erfährt, dass Sie hier waren, dann bekommen Sie es mit ihm zu tun.«
Der Offizier blieb drei Meter vor Rapp stehen und sah ihn argwöhnisch an. »Uday?«, fragte er stirnrunzelnd.
Rapp erkannte am Blick des Mannes, dass seine Tarnung bald auffliegen würde. Blitzschnell zog er seine Pistole und jagte dem Mann eine Kugel in den Kopf. Die schwere Munition vom Kaliber .45 riss den Mann augenblicklich von den Beinen. Rapp trat vor und schrie, so laut er konnte: »Wie kannst du es wagen, so über meinen Vater zu sprechen!« Er feuerte drei weitere Kugeln auf den ohnehin schon toten Armeeoberst ab und spuckte ihn an. Dann blickte er zu dem Mannschaftswagen auf und rief, mit der Pistole fuchtelnd: »Kommt sofort raus, sonst bekommt ihr es mit meinem Vater zu tun!«
Rasch drehte sich Rapp um und hinkte zu den drei Mercedes zurück. Über Funk sagte er: »Jungs, ich hoffe, ihr habt die Raketen bereit.«
»Roger«, bekam er zur Antwort.
»Dann feuert sie sofort ab, bevor die Kerle melden können, was ich gerade getan habe.« Rapp sah, wie einer der Delta-Männer eine LAW-80-Panzerfaust aus dem Wagen holte und in Position brachte. Dann trat er ein paar Schritte vom Wagen weg und rief: »Alles runter!«
Rapp warf sich zu Boden, und noch bevor er auf dem Asphalt lag, hörte er, wie die 94-mm-Rakete mit lautem Zischen aus dem Startrohr schoss. Einen Sekundenbruchteil später folgte eine ohrenbetäubende Explosion,
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