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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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völlig klar gewesen, dass Amerika diese Information nicht einfach ignorieren konnte. Wenn Israel die Sache selbst in die Hand genommen und Bagdad bombardiert hätte, dann wäre dies das Ende der arabischen Koalition gegen Saddam Hussein gewesen. Israel hatte gewusst, dass Präsident Hayes handeln musste.
    Dadurch bekam die ganze Operation einen unangenehmen Beigeschmack. Robert Hayes hatte seinen Stolz; es genügte ihm nicht, das Richtige zu tun – für ihn mussten auch die Motive stimmen. Und er hatte es nun einmal nicht gern, wenn ihn irgendjemand für seine Zwecke benutzte. Es würden sich einige Dinge ändern, wenn das Ganze vorüber war. Wenn er scheiterte, war seine Zeit sowieso abgelaufen. Nur wenn sich seine Vorgangsweise als voller Erfolg erwies, würde er die Angriffe, die mit Rudins Enthüllungen begonnen hatten, parieren können. Hayes gab sich keinen Illusionen hin; wenn Rapp und das Delta-Team es nicht schafften, mit den Atomwaffen aus dem Irak zurückzukehren, war seine politische Laufbahn beendet.
    Hayes blickte auf den großen Bildschirm hinüber, wo die fünf blauen Dreiecke immer noch an ihrem Platz standen. Wenn sie doch nur anfangen würden, sich zu bewegen. Er blickte auf einen der anderen Bildschirme, auf dem das Programm von CNN lief. Der Anblick des Mannes, der gerade im Bild war, weckte Hassgefühle in ihm. Es war der Abgeordnete Rudin, der den Angriff auf den Irak als plumpes Ablenkungsmanöver brandmarkte. In diesem Moment beschloss Hayes, dass er alles tun würde, um Rudin zu vernichten. Es war das erste Mal in seinen über fünfundzwanzig Jahren als Politiker, dass er sich zu derartigen Gedanken hinreißen ließ – doch jetzt freute er sich geradezu darauf, die Karriere dieses Mannes ein für alle Mal zu zerstören. Rudin war nicht nur von ihm, sondern von der gesamten Parteispitze ermahnt worden, die Finger von der Sache zu lassen – doch er hatte auf niemanden gehört. Jetzt würde er für seine Unverschämtheit bezahlen müssen. Wenn Rapp und das Delta-Team die Sache erfolgreich abschlossen, würden sie Hayes damit in die Lage versetzen, Rudin abzuservieren; wenn sie aber scheiterten, würde Rudin sein Werk fortführen und ihn, Hayes, vernichten können. Wie immer es auch ausging – nur einer von ihnen konnte überleben.
    Als Hayes wieder einmal eine Runde um den Konferenztisch drehen wollte, hielt ihm seine Stabschefin Valerie Jones ein Manuskript von vier Seiten unter die Nase. »Sehen Sie sich das bitte einmal an«, sagte sie.
    Der Präsident nahm das Papier kommentarlos entgegen und begann zu lesen. Es war geradezu eine Erleichterung, sich einmal einen Moment lang mit etwas anderem als der Irak-Operation beschäftigen zu können. Als er ungefähr in der Mitte der ersten Seite war, hörte er kurz zu lesen auf, hielt das Blatt gegen die Wand und strich ein Wort durch, um es durch ein anderes zu ersetzen. Es handelte sich bei dem Text um eine Erklärung, die Valerie Jones zusammen mit Michelle Bernard, der Pressesekretärin des Weißen Hauses, verfasst hatte. Der Presseraum war voll mit Reportern und Fotografen, die darauf warteten, dass Bernard ihnen endlich berichtete, was los war. Hayes las den Text rasch zu Ende und nahm nur einige wenige Änderungen vor.
    Er gab das Papier seiner Stabschefin zurück. »Es liest sich nicht schlecht«, sagte er. »Eines müssen Sie aber am Ende noch hinzufügen.« Bevor Hayes fortfahren konnte, ertönte General Floods laute Baritonstimme im Raum.
    »Mr. President, die Rückführung ist abgeschlossen. Das Team ist bereits unterwegs nach Saudi-Arabien.«
    Hayes sah zuerst Flood an und blickte dann auf den großen Bildschirm. Die fünf blauen Dreiecke hatten sich endlich in Bewegung gesetzt. Mit einem Lächeln wandte er sich wieder dem General zu und fragte: »Und sie sind vollzählig zurückgekommen?«
    Flood erwiderte sein Lächeln. »Vollzählig, ja.«
    Hayes hätte jubeln können vor Freude, blieb aber äußerlich ruhig. Er wusste, dass jetzt nichts mehr schief gehen konnte. In der vergangenen Stunde waren die irakischen Flugabwehrstellungen einem Dauerbeschuss durch Flugzeuge und Special-Forces-Einheiten ausgesetzt gewesen. Die AWACS hatten berichtet, dass den Flugzeugen keine Gefahr mehr drohte. Falls es noch irgendwo eine funktionierende Flugabwehr gab, so würde man sich dort wahrscheinlich mucksmäuschenstill verhalten, um nicht die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu ziehen.
    Der Präsident wandte sich Valerie Jones und Michelle

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