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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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es nötig ist.«
    »Natürlich kann ich es – aber die Frage ist, ob ich es auch will.« Er wandte sich von ihr ab und sah aus dem Fenster in den grauen Morgenhimmel hinaus. »Ich weiß im Moment überhaupt nicht so recht, was ich will.«
    Irene Kennedy sah ihn einige Augenblicke schweigend an. »Mitch«, fragte sie schließlich, »hast du vielleicht irgendwelche anderen Pläne?«
    »Ich weiß es noch nicht.« Da fiel ihm das Gespräch ein, das er zuvor mit Anna geführt hatte. »Vielleicht bleibe ich zu Hause und kümmere mich um die Kinder.«
    »Welche Kinder denn?«, fragte Irene amüsiert.
    »Die Kinder, die ich eines Tages haben möchte.«
    »Gibt es da nicht etwas, um das du dich vorher kümmern müsstest?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Na ja, heiraten vielleicht«, antwortete Irene lächelnd.
    »O ja, daran arbeite ich gerade«, sagte Rapp lächelnd; er hatte tatsächlich vor, sich demnächst zu verloben.
    Irene Kennedy konnte ihre Freude nicht verbergen. Mitch hatte es wahrhaft verdient, glücklich zu sein. »Gibt es schon irgendwelche Einzelheiten, die man verraten könnte?«
    »Zuerst muss ich es noch jemand anderem verraten.«
    »Verstehe.« Irene verharrte in Gedanken noch einen Augenblick bei der Neuigkeit und kehrte dann zu ihrem eigentlichen Anliegen zurück. »Mach dir keine Sorgen wegen dem Alltagstrott hier. Das meiste davon kann ich dir sicher ersparen. Und es ist mir auch klar, dass ich vielleicht mal das eine oder andere geradebiegen muss, wenn es kleine Unstimmigkeiten gibt.« Irene Kennedy dachte an seine Bemerkung, dass er ohnehin nichts Konkretes in Aussicht hatte – zumindest nichts, das ihm eine ähnliche Herausforderung geboten hätte wie der Job beim Orion-Team. »Du würdest ein Anfangsgehalt von sechzigtausend im Jahr bekommen. Und dazu noch hundertfünfzig für die Leitung des Orion-Teams – und das steuerfrei auf ein Auslandskonto.«
    Rapp nickte. Geld war zwar nicht der entscheidende Punkt – doch es war immerhin gut, zu wissen, dass man sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen brauchte. »Was wäre denn meine offizielle Position?«
    »Das muss ich mir noch genauer überlegen. Du könntest natürlich jederzeit als Analytiker im CTC anfangen, aber ich würde dir gerne einen Job mit etwas mehr Einfluss geben. Vielleicht Sonderassistent für den Mittleren Osten.«
    »Ich muss trotzdem noch einmal darüber nachdenken. Wann hättest du denn gern, dass ich anfange?«
    »Heute«, antwortete Irene Kennedy, ohne zu zögern.
    »Das wird nicht gehen. Ich brauche ein wenig Zeit, um mich um ein paar Dinge zu kümmern. Außerdem fliegen Anna und ich für eine Woche nach Italien.«
    Das waren keine guten Neuigkeiten. Irene stand auf und ging zu ihrem Schreibtisch hinüber, um eine Videokassette zu holen. Sie steckte die Kassette in den Videorekorder, ging mit der Fernbedienung in der Hand vom Fernseher weg und drückte auf »Play«.
    Auf dem Bildschirm erschien eine Frau, die gerade aus einem Aufzug kam und den Gang entlangging. Rapp hatte die Aufnahme schon mindestens zehnmal gesehen. Die Frau wirkte völlig harmlos; sie hatte schulterlanges blondes Haar, war ziemlich groß und verbarg ihre Figur unter einem weiten Kleid und ihr Gesicht hinter einer großen getönten Sonnenbrille. Dass die Frau ein Profi war, merkte man auch daran, dass sie sehr darauf achtete, das Gesicht von der Sicherheitskamera abgewandt zu halten. Etwa in der Mitte des Gangs blieb die Frau stehen und klopfte an die Tür eines Büros. Die Szene spielte sich in der Funger Hall, einem Gebäude der George Washington University, ab. Die Bürotür ging auf. Man konnte nicht erkennen, wen sie besuchte, aber Rapp und Irene Kennedy wussten genau, dass es Peter Cameron war, der Mann, der Rapp in Deutschland zu töten versucht hatte.
    Irene Kennedy drückte auf die Taste für den schnellen Vorlauf und hielt das Band wenig später wieder an. Nun sah man die blonde Frau erneut auf dem Gang; diesmal ging sie in der entgegengesetzten Richtung auf die Treppe zu. Als sie die Brandschutztür erreichte, ging plötzlich die Aufzugtür auf, und zwei Männer traten auf den Gang hinaus.
    Irene hielt das Band an. »Irgendeine Ahnung, wer die Frau sein könnte?«, fragte sie.
    Rapp betrachtete schweigend das Bild der Frau. Er konnte sich sehr gut an die Szene erinnern. Zwei Wochen waren vergangen, seit er zusammen mit Scott Coleman aus dem Aufzug gekommen war und die Frau auf dem Gang gesehen hatte. Sie hatten erst kurz davor die Identität

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