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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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sich ein heißes Bad samt Aromatherapie zu genehmigen und dabei eine Flasche teuren Wein zu trinken. Dem Senator konnte das nur recht sein. Er hatte heute Abend Wichtigeres zu tun, als sich um seine Frau zu kümmern. Ja, im Grunde hatte Senator Clark schon seit einiger Zeit große Lust, Ehefrau Nummer drei durch eine geeignete Nachfolgerin zu ersetzen – doch das hätte sich zu seinem Leidwesen nicht sehr gut mit seinen aktuellen Plänen vertragen. Die meisten Amerikaner würden ihm wohl zwei Scheidungen verzeihen – aber eine dritte wäre vielleicht des Guten zu viel.
    Kaum hatte Clark die Botschaft betreten, als auch schon die Untergebenen des Botschafters auf ihn einstürmten. Clark schüttelte jedem Einzelnen die Hand, klopfte dem einen oder anderen leutselig auf die Schulter und hatte für jeden ein Lächeln übrig. Einer der dienstälteren Diplomaten, der Clark schon etwas besser kannte, half ihm, sich von den anderen loszueisen, damit er sich seinen eigentlichen Anliegen widmen konnte. Wenig später stand Clark mit einem Glas Scotch in der Hand in dem großen Ballsaal. Er war einen ganzen Kopf größer als die meisten Anwesenden und blickte sich suchend nach dem Gesicht um, von dem er nicht wirklich annahm, dass er es hier finden würde. Der Mann, mit dem er sich heute Abend treffen würde, zeigte sich nicht gern in der Öffentlichkeit.
    Nachdem der Senator das eine oder andere Gespräch geführt hatte, kam schließlich ein unscheinbar wirkender Mann auf ihn zu, der ihn von den übrigen Gästen wegführte. Clark hatte keine Ahnung, wer der Mann war, und es interessierte ihn auch nicht. Er ging noch rasch auf die Toilette und wurde dann von einem anderen Mann an den Sicherheitskräften vorbei in den Verwaltungstrakt der Botschaft geführt. Keiner der Sicherheitsbeamten fragte ihn nach einem Ausweis – ja, sie sahen ihn nicht einmal richtig an. Clark wusste, dass der Mann, mit dem er sich treffen würde, alles arrangiert hatte.
    Die gesamte Botschaft war ein überaus sicherer Ort, wofür der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet verantwortlich war. Doch nirgendwo in der Botschaft wurde Sicherheit so groß geschrieben wie im dritten Untergeschoss, das vom restlichen Gebäude völlig abgetrennt war. Hier waren die Büros der militärischen Geheimdienstorganisationen AMAN, AFI und NI ebenso untergebracht wie jene des Mossad, Israels berühmt-berüchtigtem Auslandsgeheimdienst. Es gab nur zwei Zugänge zu diesem Bereich – einen Aufzug und eine Treppe. Die Treppe konnte jedoch nur im Falle eines Feuers benutzt werden, was bis jetzt noch nie der Fall war. Somit gelangte man nur über einen einzigen Aufzug in diese Hochsicherheitszone.
    Clark betrat den Aufzug allein und fuhr drei Geschosse nach unten in einen Bereich, wo elektronische Abhörmaßnahmen kaum zu bewerkstelligen waren. Als er den Lift verließ, fand er sich in einer überaus steril wirkenden Umgebung mit grellen Lichtern, weißem Fußboden und weißen Wänden wieder. Das einzige Detail, das ihm ins Auge sprang, war eine massive Sicherheitstür, über der eine Kamera montiert war. Clark hörte das metallische Klicken des Türschlosses und öffnete die Tür. Er wurde von einer Frau Mitte dreißig empfangen, die ihn mit einer wortlosen Geste aufforderte, ihr zu folgen. In der Mitte des Ganges bog sie nach rechts ab und blieb schließlich bei einer der Türen stehen. Mit einem höflichen Lächeln bedeutete sie ihm einzutreten.
    Als Clark den gedämpft beleuchteten Raum betrat, sah er seinen Freund am gegenüberliegenden Ende eines rechteckigen Konferenztisches sitzen. Ein metallisches Klicken sagte ihm, dass die Tür hinter ihm wieder luftdicht verschlossen war. Der Mann mit dem glatt rasierten Kopf schloss die Akte, die er gerade studiert hatte. Mit der Zigarette in der linken Hand stand er auf, streckte dem Senator die Rechte entgegen und begrüßte ihn herzlich. »Guten Abend, Hank. Es freut mich wie immer sehr, Sie zu sehen.«
    »Danke, dass Sie extra gekommen sind, Ben. Ich weiß das sehr zu schätzen.«
    Ben Freidman zuckte nur die Achseln, als wolle er sagen, dass der Flug von Tel Aviv um die halbe Welt nicht der Rede wert sei. Freidman forderte Clark mit einer Geste auf, sich zu setzen, und wandte sich der kleinen tragbaren Bar hinter ihm zu. So wie Clark war auch Freidman einem Gläschen selten abgeneigt.
    »Ich musste sowieso herkommen. Morgen früh treffe ich mich mit dem Präsidenten.«
    »Etwas Wichtiges?«
    »Das kann man so sagen, ja«,

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