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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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dran.«
    Freidman verzog das Gesicht, so als würde es ihm gar nicht gefallen, worauf Clark anspielte. »Diese Frau ist sehr gut. Sie ist eine der Besten. Ich habe viele Jahre in ihre Ausbildung investiert.«
    »Fünfhunderttausend.«
    Die Summe gefiel Freidman. Es war mehr als das Doppelte von dem, was er erwartet hatte. Das war auch ein Punkt, der ihm an Clark und seiner Cowboymentalität gefiel: Der Mann ließ sich nicht lumpen, wenn es ums Geld ging. Freidman dachte kurz über das Angebot nach und nickte schließlich. »Also gut, ich kümmere mich darum. Aber erst, wenn ich wieder zu Hause bin. Es ist eine zu heikle Angelegenheit, um sie von Amerika aus zu erledigen.«
    Clark hatte das Gefühl, dass ihm eine schwere Last von den Schultern genommen wurde. »Wann fliegen Sie zurück?«, fragte er erleichtert.
    »Morgen Nachmittag.«
    »Ben«, sagte Clark lächelnd, »ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Mühe danken. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Ich hätte auf Sie hören sollen, als Sie mir geraten haben, mich nicht mit Rapp einzulassen.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Freidman achselzuckend. »Sie waren uns immer ein guter Verbündeter, und wenn Sie erst Präsident sind, werden Sie sogar ein noch besserer Verbündeter sein.«

6
    Maryland, Montagabend
    Die Sterne waren trotz des Feuers gut zu sehen. Anna hatte ihm zum Geburtstag einen tragbaren schmiedeeisernen Feuerkessel geschenkt, den Mitch sofort zu verwenden wusste. Es hatte draußen nur noch zehn Grad und wurde immer kühler.
    Rapp saß auf der Terrasse seines kleinen Hauses und blickte auf die Chesapeake Bay hinunter. Vom Wasser wehte eine leichte Brise herein. Er war mit seinen Jeans, einem ausgewaschenen Sweatshirt und einer braunen Jacke recht warm angezogen und saß auf einem weißen Adirondack-Stuhl, die Füße auf einen Schemel hochgelegt, der nahe beim Feuer stand. Shirley lag ruhig an seiner Seite. Jetzt brauchte nur noch Anna nach Hause zu kommen, dann war der Abend vollkommen.
    Zehn Minuten später erfüllte sich sein Wunsch, zumindest hoffte er, dass es so war. Shirley hörte den Wagen noch vor ihm; sie hob abrupt den Kopf, was Rapp aufmerksam werden ließ. Er lauschte mit geschlossenen Augen den Geräuschen, die zu ihm drangen. Schließlich sprang der Hund auf und lief auf die andere Seite des Hauses, um nachzusehen, was los war. Rapp lauschte weiter aufmerksam, während seine linke Hand unter die Jacke schlüpfte, wo er seine 9-mm-Beretta verborgen hatte. Es war nun einmal traurige Realität, dass es Leute gab, die ihm nach dem Leben trachteten. In den vergangenen zehn Jahren hatte er sich immer darauf verlassen können, dass er in seinem Haus in Sicherheit war. Es war absolut notwendig, dass er sich zwischen seinen anstrengenden Einsätzen hier erholen konnte. Was seine Arbeit so anspruchsvoll machte, war nicht zuletzt auch die enorme Menge an Daten und Informationen, die er sich vor einer Operation einprägen musste – allen voran Dinge wie Landkarten sowie verschiedene Einzelheiten über sein Ziel, über die jeweiligen Behörden, die politischen Verbände und rivalisierende terroristische Gruppierungen.
    Wenn er dann vor Ort war, wurde es noch schwieriger. Er musste alles um sich herum wahrnehmen und beobachten, und das natürlich, ohne das geringste Aufsehen zu erregen. Wenn er beispielsweise in einer pulsierenden Stadt wie Damaskus unterwegs war, dann musste er nicht nur der Zielperson unauffällig folgen, sondern sich stets nach eventuellen Verfolgern umblicken. Das war keine leichte Aufgabe in einem Teil der Welt, wo über neunzig Prozent der Männer schwarzhaarig waren und Schnurrbärte trugen und die meisten Frauen von Kopf bis Fuß verhüllt waren, wie es in vielen islamischen Ländern üblich war. Wenn man seine wahre Identität herausgefunden hätte, so wäre er ohne Gerichtsverfahren zu Tode gesteinigt worden, wenn ihn nicht noch Schlimmeres erwartet hätte. Wenn ihn die Polizei oder ein ausländischer Geheimdienst geschnappt hätte, wäre er brutal gefoltert worden – und zwar so, dass kein einziger Körperteil verschont geblieben wäre. Er hätte die grausamste Behandlung ertragen müssen, die man sich nur vorstellen konnte. Rapp zwang sich, die unangenehmen Gedanken zu verdrängen und in das Hier und Jetzt zurückzukehren.
    Es war unerlässlich für ihn, einen sicheren Hafen zu haben, wo er nicht ständig wachsam sein musste und sich erholen konnte. Sein Haus war für ihn dieser sichere Ort gewesen – doch

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