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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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beiden, die berufliche Gründe hatte. Beide konnten sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand schießen, mit dem Messer umgehen oder mit der Faust zuschlagen – doch Rapp tat es lieber mit der linken Hand und Donatella mit der rechten. Sie gingen in südlicher Richtung die Via Brera entlang. Es war kurz vor acht Uhr abends; die Straßenlaternen waren bereits eingeschaltet. Nach einem kurzen Gewitter war der Asphalt noch nass und glitzerte im Licht der Restaurants und der vorbeifahrenden Autos. Nach dem Regen waren nicht allzu viele Leute auf der Straße.
    Es war deutlich zu sehen, dass Donatella schockiert war von dem, was er ihr erzählt hatte. Rapp blickte sich immer wieder um; ihre ganze Haltung und sein Instinkt sagten ihm, dass Vorsicht geboten war. Seine schallgedämpfte Pistole war noch genau dort, wo sie sein sollte, damit er sie im Fall des Falles schnell zur Hand hatte. »Wenn du mir schon nicht sagst, wo du mit mir hingehst, dann sag mir wenigstens, wer dich angeheuert hat.«
    Donatella ging zügig weiter. Sie hatte den Kragen ihres modischen schwarzen Mantels hochgeschlagen und das Kinn entschlossen gesenkt. »Ich fürchte, das kann ich dir auch nicht beantworten.«
    »Kannst du nicht oder willst du nicht?«
    »Ist das nicht ein und dasselbe?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Rapp gereizt. »Weißt du, wer dein Auftraggeber ist, oder weißt du es nicht?«
    Sie lachte bitter. »Oh, ich weiß natürlich, wer mich angeheuert hat, aber nicht, wer ihn angeheuert hat.«
    Rapp sagte eine Weile nichts und fragte schließlich: »Wer hat dir die Beschreibung des Ziels gegeben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Warum? Ist es jemand vom Mossad?«
    »Frag mich eine Weile nichts mehr. Ich muss erst einmal nachdenken.«
    Rapp hielt sein Schweigen nur wenige Schritte durch. »Wo gehen wir hin?«
    »In dein Hotel. Ich will deine Freundin kennen lernen.«
    Er fand ihre Bemerkung gar nicht lustig. »Das machen wir sicher nicht. Du solltest jetzt langsam mal ernst werden, Donny. Wir haben da ein echtes Problem. Dieser Cameron, den du getötet hast, war zwanzig Jahre bei der CIA. Es gibt da einige ziemlich wichtige Leute, die gern wüssten, warum er sich in unsere Operation eingemischt hat und für wen er gearbeitet hat.«
    »Hast du nicht gesagt, du würdest mir helfen?«
    »Das kann ich nur, wenn du mir sagst, wer dich für die Sache angeheuert hat.«
    »Dann haben wir ein Problem. Ich glaube nämlich nicht, dass ich es dir sagen kann.«
    Rapp packte sie am Arm und wirbelte sie herum. »Donny, das ist kein Spaß. Irene Kennedy weiß, dass du Cameron getötet hast. Sie kann beweisen, dass du im Land warst. Sie hat das Überwachungsvideo der Universität, und sie weiß von mindestens drei anderen Leuten, die du auf diese Art getötet hast. Wenn es sein muss, geht sie mit der Sache bis in die höchste Etage hinauf. Ich bin hier, um zu sehen, ob wir die Sache auch etwas diskreter regeln können.«
    Donatella riss ihren Arm los und ging weiter. »Wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst, dann fliegst du nach Washington zurück und sagst Irene, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe.«
    Rapp folgte ihr zunehmend wütend. »Donny, du solltest endlich mal anfangen, die Sache realistisch zu sehen. Wenn ich nicht wäre, dann hätten sie dich schon längst geschnappt; du würdest heute in irgendeinem dunklen Keller sitzen, einen schwarzen Sack über dem Kopf und mit irgendwelchen bewusstseinsverändernden Drogen voll gepumpt.«
    Donatella wandte sich ihm zu und zeigte mit dem Finger auf sein Gesicht. »Droh mir ja nicht!«, stieß sie hervor.
    Rapp stieß ihre Hand beiseite und beugte sich nahe zu ihr. »Was ist bloß los mit dir? Du weißt, wie die Dinge funktionieren. Du hast einen Job übernommen und jemanden getötet, der sich in Angelegenheiten der CIA eingemischt hat – und jetzt will die CIA natürlich wissen, was genau passiert ist.«
    »Dann müssen sie jemand anders fragen, weil ich nämlich nichts sagen werde.« Donatella wandte sich von ihm ab und überquerte die Via Senato.
    Rapp stand mit geballten Fäusten da und sah zu, wie sie den großen Park betrat, der als die Giardini Pubblici bekannt war. Er zögerte einige Augenblicke und folgte ihr schließlich. Sie ging offensichtlich zu ihrer Wohnung und nicht zu seinem Hotel. Rapp lief über die Straße und rief ihr nach, dass sie auf ihn warten solle. Sie hörte nicht auf ihn und ging eiligen Schrittes und mit gesenktem Kopf

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