Die Macht
Haustür kamen, sagte Rapp zu ihr, dass sie ihm jetzt öffnen solle. Der Aufzug stand bereit, doch Rapp ging daran vorbei. Er schob den Mann zur Treppe hinüber. »Wir zwei laufen jetzt rasch die Treppe hinauf. Wenn du mich aufhältst oder irgendwas Dummes machst, bist du tot.« Rapp stieß ihn die ersten Stufen hinauf, und der Mann setzte sich widerwillig in Bewegung.
Als sie Donatellas Wohnung erreichten, sah Rapp, dass die Tür angelehnt war. Er stieß den Mann in die Wohnung und sperrte die Tür hinter ihnen zu. Als er ins Wohnzimmer kam, sah er einen Mann am Boden liegen, während Donatella mit blutverschmiertem Gesicht auf der Couch saß.
»Was, zum Teufel, ist denn hier passiert?«
»Zwei Männer haben auf mich gewartet. Der da am Boden und ein zweiter, der hinter der Couch liegt.«
Rapp fragte nicht erst, ob sie tot waren. »Bist du verletzt?«
Donatella nickte.
»Wo?«
»Die Schulter.«
Rapp sah ihr an der Haltung an, dass es mehr als nur ein Kratzer sein musste. Er überlegte fieberhaft, was als Erstes zu tun war. Eine Schusswunde war eine sehr ernste Sache. Sie würden einen Arzt brauchen, und nicht irgendeinen, sondern einen Arzt, der auf der Gehaltsliste der Agency stand, sodass sie sicher sein konnten, dass er es nicht den Behörden meldete. Zuerst musste er jedoch dafür sorgen, dass der Mann, den er vom Wagen hier heraufgeschleppt hatte, keine Dummheiten machen konnte. Während er ihn mit einer Hand am Kragen festhielt, warf er seine Pistole in die Luft, fing sie am Lauf auf und donnerte dem Mann den Griff an den Kopf. Seine Knie gaben nach, und Rapp ließ den Bewusstlosen zu Boden sinken.
Dann kniete sich Rapp zu Donatella. »Hat es dich sonst noch irgendwo erwischt?«, fragte er besorgt, als er das viele Blut an ihrem Kinn und ihrem Hals sah.
»Nein, das ist von ihm«, antwortete sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf Rosenthals Leiche. »Ich habe ihm im Kampf ins Ohr gebissen.«
Rapp knöpfte ihre Jacke auf, damit er sich die Wunde ansehen konnte. Donatella zuckte vor Schmerz zusammen. »Irgendeine Ahnung, zu wem die Kerle gehören?«
»Nein.«
Nachdem er ihr die Jacke über die Schulter gestreift hatte, sah er das Loch in der Bluse und riss sie auf, damit er sich die Wunde ansehen konnte. An der Größe erkannte er sofort, dass es sich um die Austrittswunde handelte. Er ließ seine andere Hand an ihren Rücken wandern und tastete nach der Einschusswunde. Er fand sie schließlich mit dem Zeigefinger und sah erleichtert, dass sie nur schwach blutete. »Weißt du, was ich denke, Donny? Ich denke, dass die Jungs Israelis sind.«
»Du bist ja verrückt.«
»Findest du? Also, der, den ich hier heraufgeschleppt habe, hat vorhin, als ich ihn im Wagen überraschte, auf Hebräisch geflucht. Und als ich ihn dann aus dem Wagen zog, sprach er plötzlich Italienisch.«
»Was beweist das schon?«
»Ich weiß es nicht. Sag du es mir.« Während Donatella nachdachte, inspizierte Rapp weiter ihre verletzte Schulter. Er überlegte, wie die Flugbahn der Kugel verlaufen sein musste, und sagte schließlich: »Ein glatter Durchschuss. Das ist zwar nicht schlecht, aber die Kugel hat doch einigen Schaden angerichtet.«
»Kommt mir auch so vor«, murmelte Donatella mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Wo hast du deinen Erste-Hilfe-Kasten?«
»Im Schlafzimmerschrank. Ganz oben rechts.«
Bevor er hinausging, riss Rapp noch das Kabel einer Lampe heraus und fesselte dem Bewusstlosen die Hände. »Ich bin gleich wieder da.«
Donatella sah ihm nach, wie er zu ihrem Schlafzimmer hinüberging. Als er weg war, murmelte sie einige Flüche vor sich hin. Es hatte tatsächlich einiges zu sagen, dass Rapp den Mann auf Hebräisch fluchen gehört hatte. Donatella kannte keinen der drei Männer, doch ihr war klar, dass es Mossad-Agenten sein mussten. Bestimmt hatte Ben Freidman sie persönlich rekrutiert; sie hatte diesen Typ Agent schon öfter gesehen. Während Donatella nach einer Erklärung für das suchte, was soeben vorgefallen war, wurde ihr klar, dass sie mit dem Rücken zur Wand stand. Ihr Leben in Italien war vorüber; sie konnte froh sein, wenn sie überhaupt mit dem Leben davonkam. Sie musste sich rasch etwas einfallen lassen – irgendeinen Weg, wie sie ihr Leben weiterführen konnte, ohne sich zu verstecken und ohne vor Ben Freidmans beträchtlicher Macht Angst haben zu müssen. Sie dachte an das, was Rapp ihr zuvor gesagt hatte. Er hatte ihr versichert, dass er ihr helfen konnte.
Der Mann auf dem
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