Die Macht
doch Rapp drückte sie auf ihren Platz zurück.
»Wo willst du denn hin?«
»Mitch, gib mir die Spritze, oder geh mir aus dem Weg.«
»Keine Chance, Donny. Entweder sagst du mir jetzt, wer dein Auftraggeber war, oder du sagst es später irgendjemandem von der Agency.«
»Na gut«, sagte sie schließlich. »Gib mir die Spritze, dann sage ich es dir.«
Rapp sah sie an, um zu erkennen, wie ernst sie es meinte. »Du weißt doch, wer dich angeheuert hat, nicht wahr?«
»Ja, verdammt! Jetzt gib mir schon die Spritze!«
Rapp gab schließlich nach und stellte den Kasten ab. Er öffnete ihn und fand darin eine Ampulle mit Morphium, die er herausnahm und sie Donatella vors Gesicht hielt. »Das ist deine letzte Chance«, sagte er eindringlich. »Ich gebe dir jetzt das Morphium, und dann solltest du mir sagen, wer dir den Auftrag verschafft hat, Peter Cameron zu töten. Wenn du es nicht tust, dann wirst du es bereuen.« Rapp gab ihr die Spritze in den Oberschenkel, sodass das schmerzstillende Mittel in den Blutkreislauf überging.
Es dauerte nicht lange, bis Donatella sich entspannen konnte. »Danke.«
»Gern geschehen.« Rapp nahm eine Schere aus dem Kasten und schnitt den Ärmel ihrer blutdurchtränkten Bluse ab. Seine größte Sorge war jetzt, dass sie aufgrund des Blutverlusts ohnmächtig werden könnte. »Wo willst du beginnen?«
»Was meinst du damit?«, fragte sie mit glasigen Augen.
»Wer hat dich angeheuert, Donny?«
»Oh … das schon wieder.«
»Ja«, beharrte Rapp. »Wer war dein Auftraggeber, Donny?«
»Oh … Mitch, ich sitze echt in der Klemme.«
»Ich helfe dir, das verspreche ich dir. Du brauchst keine Angst zu haben.« Rapp legte eines der Handtücher auf die Couch. »Hier … leg dich hin.« Behutsam half er ihr, sich auf das Handtuch zu legen. »Egal, wie groß dein Problem ist – ich verspreche dir, dass ich dir aus der Klemme helfen kann.« Rapp träufelte etwas Jod auf die Wunde. Dank des Morphiums spürte Donatella nicht einmal mehr ein Brennen auf der Wunde.
»Du musst es mir versprechen, Mitchell. Du musst mir versprechen, dass du mich nicht im Stich lässt – wie schlimm die Sache auch wird.«
»Donny, du kannst auf mich zählen. Das weißt du doch, oder?«, fragte er und blickte in ihre schönen braunen Augen.
Donatella blinzelte. »Ja, aber … ich warne dich … das ist eine sehr üble Sache.«
Rapp zuckte die Achseln und begann die Wunde zu verbinden. »Es kann auch nicht schlimmer sein als der Wahnsinn, den wir schon durchgemacht haben.«
»O doch. Du musst mir versprechen, dass du mich nicht im Stich lässt, bis ich in Sicherheit bin. Du musst mich nach Amerika mitnehmen.«
Rapp überlegte kurz. »Das sollte kein Problem sein.« Als er mit dem Verband fertig war, drehte er sie vorsichtig auf die Seite und begann die Einschusswunde zu reinigen. »Ich warte, Donny.«
Donatella war müde. Zu müde, um den Kampf noch länger fortzuführen. Sie verdankte Ben Freidman ungeheuer viel – aber wenn er wirklich diese Kerle geschickt hatte, um sie zu töten, dann war sie ihm nichts mehr schuldig. Sie konnte es nie im Leben mit ihm aufnehmen, und zu ihm hinzugehen und ihm ihre Loyalität zu versichern, wäre einfach kindisch gewesen. Ben Freidman war ein rücksichtsloser Mensch, der alles tun würde, um seine Haut zu retten.
Donatella seufzte. »Es war Ben Freidman.«
Rapp drehte sie auf den Rücken, damit er ihr Gesicht sehen konnte. »Du meinst, Ben Freidman, der Chef des Mossad, hat dir den Auftrag gegeben, Peter Cameron auszuschalten?«
»Ja.«
»Scheiße«, murmelte Rapp. Er drehte Donatella auf die Seite und widmete sich wieder der Wunde. Er und Irene Kennedy hatten übereinstimmend gemeint, dass es nicht die Israelis gewesen sein konnten, weil sie kein erkennbares Motiv hatten, Rapp zu töten. Sie mussten irgendetwas übersehen haben. Es war kein Geheimnis, dass es niemanden gab, der es besser verstanden hätte, an geheime Informationen der USA heranzukommen, als die Israelis. In mancher Hinsicht waren sie ein ziemlich undankbarer Verbündeter, doch wenn es um den Kampf gegen den Terrorismus ging, verfolgte man fast immer die gleichen Ziele.
»War Cameron ein Mossad-Agent?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Warum hätte Freidman ihn dann ausschalten sollen?«
»Das weiß ich nicht. Das musst du denjenigen fragen, der uns angeheuert hat.«
»Was meinst du damit – den, der euch angeheuert hat? Du hast doch gesagt, Freidman hätte dir die Anweisung gegeben.«
»Ich bin
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