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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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heute gewissermaßen selbstständig – aber Freidman managt immer noch die Aufträge, die ich bekomme. Er kümmert sich um alles und bekommt dafür ein Drittel des Honorars.«
    »Dieser Dreckskerl. Also hat der Mossad offiziell nichts damit zu tun?«
    »Nein, das läuft ganz unabhängig davon.«
    »Donny, ich glaube nicht, dass du unabhängig vom Mossad bist, nachdem sie dich dort ausgebildet haben, nachdem du jahrelang für sie gearbeitet hast und Freidman immer noch der Direktor ist.«
    »Mitchell, ich sage dir, der Mossad hat damit nichts zu tun. Irgendjemand hat sich wegen der Sache an Ben gewandt und viel Geld dafür bezahlt, dass Cameron möglichst rasch beseitigt wird.«
    »Wie viel?«
    »Eine halbe Million.«
    Rapp sah sie erstaunt an. Eine halbe Million war eine Menge Geld, um einen ehemaligen Staatsdiener auszuschalten. »Hast du das Geld bekommen?«
    »Ja.«
    Rapp gab ihr zur Sicherheit auch noch eine Penicillinspritze. »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    »Gut«, antwortete sie mit einem säuerlichen Lächeln. »Ich spüre jedenfalls nichts.«
    Rapp half ihr, sich aufzusetzen. »Meinst du, dass du gehen kannst?«, fragte er.
    »Ich denke schon.«
    »Gut. Ich hole dir ein frisches Hemd, dann verschwinden wir von hier«, sagte Rapp und stand auf. »Hast du eine Reisetasche gepackt?«
    »Natürlich. Im Schlafzimmerschrank, rechts unten.«
    »Denk noch mal nach, ob du sonst noch etwas brauchst. Es könnte sein, dass du für eine Weile nicht mehr hierher kommst.« Rapp eilte ins Schlafzimmer und kam nicht einmal eine Minute später mit einer Reisetasche, einer Bluse und einem schwarzen Sweater zurück.
    Donatella betrachtete die beiden toten Männer auf dem Fußboden. »Was machen wir mit den beiden?«, fragte sie. »Ich rufe jemanden an, der sich um sie kümmert.« Rapp half Donatella, Bluse und Sweater anzuziehen und in den Mantel zu schlüpfen. Dann hob er ihre Pistole vom Fußboden auf, nahm ein volles Magazin aus ihrer Handtasche und gab ihr die Waffe. Rapp umfasste Donatella mit einer Hand und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. Sie verließen die Wohnung, versperrten die Tür und fuhren mit dem Aufzug hinunter. Als sie in die kühle Nacht hinaustraten, blickte sich Rapp nach irgendeinem Anzeichen von Gefahr um. Sie machten sich auf den Weg zum Hotel, und er fragte sich kurz, wie er Anna die Sache mit Donatella erklären sollte. Er sagte sich, dass sie es schon verstehen würde, doch er hatte so eine unbestimmte Ahnung, dass das nur ein frommer Wunsch war.

26
    Donatella sprach nicht viel. Rapp hielt sie unter ihrem gesunden Arm fest; er wäre gern ein wenig schneller gegangen, doch er war schon zufrieden, dass er sie nicht tragen musste. Rapp war sich nicht sicher, wie lange sie durchhalten würde – immerhin hatte sie viel Blut verloren. Dieses Problem ließ sich nicht umgehen – das Blut musste ersetzt werden. Um die Wunde und eine eventuelle Infektion konnten sie sich später Gedanken machen – aber erst einmal musste er dafür sorgen, dass ihr Zustand stabil war. Zum Glück waren die Straßen nicht sehr belebt; falls von irgendwoher Gefahr drohte, hatte er eine gute Chance, es rechtzeitig kommen zu sehen.
    Die Sorge, dass noch weitere Mossad-Agenten irgendwo in der Dunkelheit lauern könnten, hielt ihn davon ab, sein Handy zu benutzen. Er musste mit einer Hand Donatella stützen und hatte die andere ununterbrochen an seiner Waffe. Er wusste jedoch, dass es unerlässlich war, Irene Kennedy von den jüngsten Ereignissen zu informieren – und das möglichst rasch, denn wenn noch weitere Mossad-Leute in der Nähe waren und er und Donatella in einem Kugelhagel untergingen, dann würde Kennedy nie die Wahrheit erfahren.
    Rapp beschloss, dass er das Risiko eingehen musste. Er blieb an der nächsten Straßenecke stehen und lehnte sie vorsichtig an eine Hauswand. »Einen Augenblick.«
    Er ließ seine Pistole los, zog sein Handy hervor und steckte sich den Knopf ins Ohr. Eine sicherere Form der Kommunikation wäre ihm zwar lieber gewesen, aber sein digitales Satellitentelefon musste für den Augenblick genügen. Man hatte ihm versichert, dass das Telefon abhörsicher sei, doch er wusste, dass das eine Illusion war. Es gab überhaupt wenig, was die National Security Agency nicht abfangen konnte, wenn sie es darauf anlegte. Und was er zu sagen hatte, war nur für Irene Kennedys Ohren bestimmt. Gewiss, die NSA war im Prinzip auf seiner Seite, doch die Leute dort hatten ihre eigenen Probleme, so

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