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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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riechen. Pfeiler stützten die Decke und schufen verborgene Winkel, in deren Schatten alles Mögliche lauern konnte. Erhellt wurde der Teil des Raumes, in dem sich Silena befand, vom Schein zweier Lampen, die auf dem Boden abgestellt worden waren.
    Silena lehnte sich gegen einen Pfeiler, schluckte schwer und zog das Schwert. Dieser Keller war wie geschaffen für einen Hinterhalt. Da das Eindringen so einfach möglich gewesen war, konnte es sich nur um einen solchen handeln. So oder so war ihr Kommen erwartet worden. Bedächtig ging sie vorwärts, lauschte auf jedes Geräusch und achtete vor allem auf die dunklen Ecken, an denen sie vorüberschritt.
    Sie verließ den imposanten Raum und gelangte in einen Gang, in dem das Salz und die Feuchtigkeit dem Putz an der Wand schwer zugesetzt hatten. Dann vernahm sie die tiefe Stimme des Fürsten und blieb stehen.
    »Wir sind anscheinend die Ersten, Madame. Es gibt hier unten niemanden außer uns.«
    »Eben. Finden Sie es nicht verdächtig, lieber Grigorij?«, sagte Arsenie, und ihre Stimme hallte ebenso nach wie die des Russen. »Wo sind Mister Skelton und unsere Heilige?«
    »Ich hoffe sehr, dass ihnen nichts geschehen ist.«
    »Ach? Warum?« Sie legte eine kurze Pause ein, dann erklang ein heiteres Lachen. »Ich verstehe. Sie haben Angst, dass Sie Ihre Wette verlieren.«
    »Darum geht es mir nicht. Und die Wette ist aufgehoben. Es war dumm, dass ich mich darauf einließ. Und ich glaube, dass es besser ist, wenn wir beiden die Vertraulichkeiten lassen. Ich hatte Sie schon einmal darum gebeten, und es wäre mir sehr recht, wenn Sie mich ab sofort entweder mit meinem Nachnamen oder mit meinem Titel anredeten«, sagte er und klang ungehalten.
    »Nanu? Was habe ich getan?«
    »Mir ist klar geworden, dass Sie und ich nichts gemein haben, Madame Sàtra.«
    »Den Eindruck hatte ich vor nicht allzu langer Zeit ganz und gar nicht.«
    »Ich erlaube mir, Ihnen zu sagen, was mich an Ihnen stört: Sie sind so herzlos wie ein Stein, wie ein Gargoyle, Madame. Auf solche Wesen kann ich verzichten.«
    Es trat eine unangenehme Stille ein. »Und Sie sind ein … Russe!« Dieses eine Wort aus Arsenies Mund beinhaltete alles, was sie jemals an Abscheu hatte ausdrücken wollen. »Es wird mir ein Vergnügen sein, nichts mehr mit Ihnen zu schaffen zu haben.«
    »Oh, ich sehe schon. Es hat noch keiner gewagt, Ihnen die Wahrheit zu sagen. Sollten Sie den Wunsch verspüren, noch mehr über sich zu erfahren, lassen Sie es mich…«
    Plötzlich erklang eine Abfolge von merkwürdigen Geräuschen, die sich durch den Hall der hohen Decke vermengten. Silena glaubte, das Mahlen von Stein auf Stein ausgemacht zu haben, ein Krachen, als sei eine Platte zu Boden gefallen, und ein kurzes, ängstliches Aufschreien der Französin.
    Danach war es wieder still.
    Silena kehrte so rasch es ihr Zustand erlaubte in das Gewölbe zurück. Auf dem Boden standen noch immer die beiden Lampen; nasse, unterschiedlich große Fußspuren zeugten davon, dass Grigorij und Arsenie sich wirklich hier befunden hatten.
    »Wo sind sie abgeblieben?« Sie drehte sich auf der Stelle, pochte gegen die Pfeiler und kehrte schließlich wieder zu den Leuchten zurück.
    In dem Augenblick schwang der Boden unter ihr zur Seite. Silena fiel – und wurde nach wenigen Metern aufgefangen. Aber der Schmerz, den ihre Wunde verursachte, ließ sie aufschreien. Die Kraft wich aus ihr, und sie hing wehrlos in den Armen eines Mannes.
    »Sie ist verletzt.« Grigorij hatte sie davor bewahrt, auf den Boden zu stürzen, und dabei ihre Verletzung bemerkt. »Großmeisterin, sind Sie bei Bewusstsein?«
    »Wecken Sie sie«, flüsterte Arsenie aus dem Hintergrund. »Wir brauchen sie dringend.«
    Silena vernahm die Worte und riss sich zusammen, öffnete die Augen und richtete sich auf. »Was ist?«
    Grigorij, der sie noch immer trug, drehte sie, damit sie sehen konnte.
    Sie standen in einer Röhre von vielleicht sieben Metern Durchmesser, deren Wände vor allem im unteren Drittel glatt poliert waren, als bestünden sie aus Glas. Das schummrige Licht rührte von Glühbirnen her, die oberhalb der Decke angebracht waren und genügend Helligkeit verbreiteten. Sie zogen sich nach links wie an einer Schnur aufgereiht, bis sie zu weit entfernt waren, dass man sie noch erkennen konnte.
    Grigorij wandte sich mit Silena in die andere Richtung. »Jetzt erschrecken Sie bitte nicht und bleiben Sie ruhig.«
    Sie erkannte Arsenie, und vor ihr befand sich – ein leibhaftiger

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