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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fieberhaft, wie sie entkommen konnte. »Ich dachte, der Erzbischof hat mich gesegnet«, murmelte sie. Sie hatte eine Reihe breiter Fenstersimse ausgemacht, die sich hervorragend dazu eigneten, nach oben zu klettern und über die Dächer in die Herrengasse zu entkommen. »Aber anscheinend hat er mich aus Versehen verflucht.«
    Sie begann den Aufstieg, und auch wenn es ihr an der notwendigen Technik mangelte, machte sie es durch Kraft wett. Einer der Kavalleristen scherte aus dem Verband aus, hob den Kopf und blieb unter ihr stehen. »He, du kleiner Floh! Steig nunter, hörst? Und i wörd da a nix duan.«
    Silena kletterte weiter.
    »Hörst nett, Floh? I wörd di glei spicken mit meim Spiaß.«
    Sie schwang sich auf den nächsten Sims, beförderte sich mit einem Sprung an den Dachfirst und zog sich an ihm nach oben. Silena schwang sich auf die Schindeln und rutschte auf den Giebel, da traf sie ein Schlag in den Rücken, und im nächsten Moment spürte sie einen heißen Schmerz in ihrer rechten Seite. Der Kavallerist hatte seine Drohung wahr gemacht.
    Aufkeuchend krümmte sie sich. Dabei rutschte ihr Fuß ab, und sie glitt das Dach hinab, bis es plötzlich unter ihr nachgab und sie in Schwärze stürzte.

XV.
     
    »Er hat sich vollkommen daneben benommen. Ich weiß, Dr a chentöter verdienen Respekt, und ich habe sie lange mit solchem behandelt. Aber dieser Großmeister hat weder sein Essen bezahlt noch die Getränke. Ich bin gewiss nicht kleinlich, doch es handelt sich um drei Lokalrunden für seine ganzen Bewunderer, die u n entwegt nach Autogrammen verlangt haben. Das sind schon e i nige Goldmark, die mir fehlen. Und das Officium meinte, es ginge sie nichts an.«
     
    Karl Hansen, Hotelier und Gastwirt aus dem Bericht ›Das Officium – Die heimliche Macht‹
     
    In ›Kommunistische Wahrheit‹ vom 6. September 1924

22. Januar 1925, Innsbruck (Zisleithanien), Kaiserreich Österreich-Ungarn
     
    Silena spürte, dass sie auf etwas Weichem lag. In ihrer Seite brannte Feuer, und eine kleine Trommel wurde unaufhörlich in ihrem Kopf geschlagen. Stöhnend hob sie die Lider und sah, dass sie durch das Dach in einen Heuspeicher gefallen war; der Speer war durch ihren Sturz aus der Wunde gerutscht und hing über ihr quer an einem Balken.
    Sie fühlte sich müde und schwach, tastete behutsam an ihre Seite. Es war feucht dort, warm und klebrig, und in dem wenigen Licht, das von oben durch das Loch fiel, schimmerte es schwarzrot an ihren Fingern. Sie rollte sich vom Rücken auf die unverletzte Seite und kämpfte sich zähneknirschend auf die Beine. Kaum stand sie, wurde ihr schwummerig, und kleine Sternchen tanzten ihr vor den Augen.
    Ich muss in die Herrengasse. Sie schwankte durch die Dunkelheit, tastete sich vorwärts, bis sie eine Tür entdeckt hatte.
    Weil sie keinen Schlüssel für das Schloss besaß, zückte sie die Luger, zerstörte die Mechanik mit zwei schnellen Schüssen und stieß den Ausgang auf. Sie fand sich in einer kleinen Gasse wieder. Dem Sonnenstand nach zu urteilen war nicht allzu viel Zeit seit ihrem Sturz vergangen. Silena schleppte sich vorwärts, stützte sich mit einer Hand an den Hauswänden ab, bis sie das Schild Herrengasse entdeckte. In der richtigen Gegend war sie nun zumindest; jetzt galt es, den Eingang zu finden.
    Ein dunkler Vorhang schob sich vor ihre Augen, eine Ohnmacht kündigte sich an. Trotz der schlechten Sicht erkannte sie zwei Gestalten, die quer über die Gasse huschten und durch ein Tor verschwanden. Silena folgte ihnen, nicht wissend, wohin es sie verschlagen würde. Sie stieg drei Stufen hinab und stand vor einem Tor, das leicht angelehnt war. Langsam hob sie den Arm und ächzte auf, denn die Wunde in ihrer Seite folterte sie mit neuerlichen Schmerzen. Sie hielt inne, brauchte eine halbe Minute, bis sie sich bereit fühlte einzutreten und sich dem zu stellen, was sie dahinter erwartete.
    Im Inneren stieg sie die Treppe hinab und gelangte in einen Raum, der laut dem uralten Lageplan zu Maria Theresias Zeiten als Hauptküche genutzt worden war. Er war beeindruckend. An der Decke des weitläufigen und unterschiedlich hohen Kreuzgratgewölbes hingen handgeschmiedete, in die Decke eingelassene Ringe. Der Geruch von erloschenem Feuer hing noch immer in der Luft, und mit etwas Einbildungskraft konnte man die Köche und Küchenbediensteten zwischen den Kesseln und Öfen hin und her laufen sehen, bei der Zubereitung der Speisen betrachten und den Duft von frisch gebackenem Brot

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