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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schlug mit beiden Händen nach Silena, die unter den ausgestreckten Armen abtauchte; stattdessen traf es Grigorij, der eben aufstehen wollte. Er hob ab, wurde zurück auf den First katapultiert und schlug dort auf.
    Silena blieb keine Zeit, sich um sein Wohlergehen zu kümmern. Der nächste Angriff nahte, und den Klauen an der Dachkante auszuweichen, erforderte all ihre Aufmerksamkeit. »Wo ist der andere?«, rief sie dem Gargoyle entgegen und schlug wieder mit dem Schwert zu, aber dieses Mal wehrte das Wesen ihre Attacke mit dem Unterarm ab, dem der Hieb nichts ausmachte. »Sag mir, wo Cyrano ist!«
    Der Gargoyle scherte sich nicht um ihre Fragen, sondern hieb weiter auf sie ein.
    Silena wich immer weiter zurück, bis der Wind erneut zu ihrem zweiten Feind wurde. Er packte sie unvermittelt und schubste sie gegen das Dach, sodass sie gegen die Schindeln fiel. Dabei verfehlte ihr Kopf nur knapp ein Verankerungseisen, das der Eindeckung zusätzliche Stabilität verleihen sollte.
    Geistesgegenwärtig griff sie danach und riss es heraus. Es war armlang und sehr schwer – genau die richtige Waffe gegen den Gargoyle.
    »Wo ist der andere von euch? Cyrano, der mit den großen Flügeln und dem zerstörten Gesicht?« Silena schlug mit beiden Armen zu und traf den Gargoyle erneut, dieses Mal genau auf das Handgelenk.
    Es gab ein merkwürdiges Geräusch, und die Hand wurde abgeschlagen. Die Drachentöterin sah eine steinerne Bruchkante, kein Blut, keine Knochen, keine Sehnen. Eine Statue, die lebte.
    Der Gargoyle schrie und machte einen Schritt zurück, starrte auf den Stumpf und konnte nicht verstehen, dass er ein Gliedmaß verloren hatte.
    Silena nutzte die Ablenkung und drosch zu, zielte auf den Kopf.
    Wieder erklang das Geräusch, Schnauze und Schädel erhielten Risse, und das Wesen brüllte auf, flatterte mit den Schwingen und wandte sich zur Flucht. Es hechtete vom Dach und drückte sich in dem Augenblick ab, als Silena mit ganzer Kraft gegen den rechten der kurzen Flügelansätze schlug und ihn zerstörte.
    Es war zu spät für den Gargoyle, den Sprung abzubrechen. Mit einem verzweifelten Kreischen stürzte er in die Tiefe und kreiselte, seiner Flugfähigkeit beraubt, um die eigene Achse, bis er auf die Mauer neben dem Fischerdorf prallte und in unzählige Stücke zerschellte.
    Silena hatte den Tod des Wesens verfolgt, wandte sich auf dem Dach um und entdeckte zwei Meter von ihr entfernt eine weitere Statue. »Grigorij?«, rief sie gegen den Wind und wischte sich das Regenwasser aus den Augen. Sie glaubte, behandschuhte Finger zu erkennen, die sich an den First klammerten.
    »Ich lebe noch, Großmeisterin«, kam es gedämpft, und dann erschien sein regennasses Haupt über dem First. Die langen schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht. »Wo ist unser Gargoyle?«
    »Tot … ich meine … zerborsten.« Sie wog das Befestigungseisen in der Linken und ging auf die nächste Statue zu. Sie reichte ihr nur bis zur Hüfte, hockte da und hielt die Beine umschlungen, streckte einen vogelähnlichen Kopf nach vorn und hatte den Mund weit geöffnet; im Rachen und auch am Gaumen zeigten sich nadelartige Zähne, die nach hinten geneigt waren und als Widerhaken fungierten.
    Silena schaute nach den Augen, die weit aufgerissen, aber vollständig versteinert waren. Sie rechnete jeden Moment damit, dass sie grün aufleuchteten und das Wesen nach ihr schnappte. »Mal sehen, was der hier macht.«
    Sie holte aus und schlug das Eisen mit Kraft gegen den Rücken. »Sag etwas, wenn du mich hörst.« Steinsplitter platzten ab, fielen in die Tiefe und auf das Dach.
    »Versuchen Sie es noch einmal«, riet Grigorij, der rittlings auf dem Grat saß und das Unwetter beobachtete. »Und beeilen Sie sich! Wir sollten hier verschwinden, bevor uns ein Blitz zu Asche verwandelt.«
    Silena zielte auf den Nacken des Gargoyle. »Ich werde dich enthaupten, Wasserspeier. Los…«
    Neben der Dachkante schoss eine breite Gestalt hinauf, die Flügel entfachten zusätzlichen Wind und rissen an ihrer Kleidung.
    »Achtung!«, schrie Grigorij. »Es ist dieses Monstrum aus München!«
    Silena umrundete den Wasserspeier und brachte ihn als Deckung zwischen sich und Cyrano, der drei Meter vor ihr mit Mühe landete. Die Böen machten auch ihm zu schaffen.
    Die grünen Augen legten sich auf sie. »Halt! Lass ihn in Ruhe! Er hat dir nichts getan und kann sich nicht wehren.« Dieses Mal bewegten sich die Lippen, er sprach ganz normal zu ihr.
    Sie hob das Eisen zum Schlag.

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