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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Arsenie fand es anstrengender als sonst. Vielleicht lag es daran, dass sie ungewöhnlich oft auf ihre Kräfte zurückgriff, aber jedenfalls stellte sie der Kampf auf eine harte Probe.
    Der Gargoyle stemmte sich mit aller Macht gegen das Hindernis, die scharfen Klauen zerfetzten ihre Kleidung und hinterließen tiefe Furchen in ihrer weichen, weißen Haut; Blut quoll hervor und bildete einen starken Kontrast. Die Schmerzen wirkten anfeuernd auf Arsenie. Sie sandte schreiend einen weiteren dunklen und hellen Strahl aus ihren Händen gegen die Kreatur und traf beide Häupter gleichzeitig. Sie verwandelten sich auf der Stelle in Staub, der vom Wind weggetragen wurde. Der Kadaver fiel auf sie und wurde zu Stein.
    »Runter von mir«, ächzte sie und schob die Überreste zur Seite, zog sich auf die Beine und betastete den verletzten Bauch. Die Wunden brannten feuergleich, ihre Bluse bestand nur noch aus Fetzen, und um ein Haar wäre auch der teure rote Büstenhalter beschädigt worden. »Verdammtes Vieh.«
    Arsenie riss sich zusammen und mobilisierte erneut das Ektoplasma, packte den Klöppel. Mit einer ruckartigen Bewegung riss sie ihn durch ihre Kräfte aus der Verankerung in der Glocke. Das Dröhnen endete, der Engel hatte seine Sprache verloren. Sie ließ den Klöppel zu sich heranschweben und sah, dass sie Cyranos leise gesprochene Andeutung richtig gedeutet hatte: Oberhalb der Verdickung, mit der er gegen die Innenwand der Glocke schlug, war ein Schädel mit einer Schnur festgebunden worden.
    Arsenie senkte den Schwengel auf den Boden und löste die Schnur, nahm den Schädel an sich und fuhr mit dem Zeigefinger über die Augenpartie, die Nase, die Zähne bis zum Kinn. »Habe ich dich, Aubert.«
    Sie sandte einen weißen Strahl Ektoplasma gegen die Halterung der gewaltigen Glocke. Knirschend gaben die Bolzen, das Holz und das Metall nach. Die Glocke schoss in die Tiefe, stürzte den Turm hinunter und durchschlug die verschiedenen hölzernen Zwischendecken. Sie zerstörte den Treppenaufgang, prallte klingend gegen die Wände, bis sie am Boden aufschlug und mit einem Scheppern zerschellte. Schreie von Männern gellten auf.
    Arsenie ließ die restlichen Glocken folgen und hoffte auf größtmögliche Zerstörung und Opfer. »Auch das war recht einfach.« Sie wandte sich nach Norden, schaute in die Gewitterwolken. Ich habe meinen Teil erfüllt, nun erfülle deinen.
    Du hast zu spät eingegriffen. Ich habe vier meiner Gefolgsleute verloren, bekam sie zur Antwort.
    Es ging nicht früher. Ich habe den Schädel. Halte dein Wort und mach mich zur Imperiatrice, wie ich es mir gewünscht habe.
    Sicher, Arsenie. Wir beide sind unschlagbar. Und ich bin immer noch sehr glücklich, dass du zur Vernunft gekommen bist, auch wenn ich nach deinem Angriff auf mich zuerst Bedenken hegte.
    Ich war durcheinander, wiegelte sie die Attacke auf dem Saint Michael's Mount herab. Jetzt erscheine und bringe mich von hier fort. Danach mache mit dem Mont-Saint-Michel, was immer du möchtest.
    Spring, Arsenie, Imperiatrice der Alten Welt.
    Sie stutzte. Ich soll was tun?
    Spring. Es ist einfach. Ich will sehen, ob du mir vertraust.
    Natürlich vertraute Arsenie dem Drachen nicht, aber sie hatte keine andere Wahl, um von der Insel und der Kathedrale zu entkommen. Sie stellte sich auf den Fenstersims, packte den Schädel fest mit beiden Händen und stieß sich ab.
    Sie fiel wie ein Stein, die Wand huschte an ihr vorbei, und Arsenie konnte sich nicht dagegen sträuben, einen schrillen Schrei auszustoßen. Die Empfindungen waren zu gewaltig. Die Luft verwirbelte um sie herum. Ein lang gestreckter Körper schoss unter ihr durch, und sie prallte gegen einen Rücken aus schwarzen Drachenschuppen.
    Ihr Sturz hatte ein Ende gefunden.
    Silena und Grigorij hatten die Kathedrale fast erreicht, da sahen sie, wie eine Frauengestalt aus dem Turm sprang.
    »Um Himmels willen! Das ist Arsenie!« Grigorij blieb stehen. »Was tut sie da?«
    Da tauchte der sechsköpfige schwarze Drache aus den Wolken über der Kirche auf. Die Schwingen lagen eng an den Leib gepresst, und er stürzte sich wie ein Raubvogel auf die Frau.
    »Mandrake«, fluchte Silena.
    Anstatt sie mit einem seiner Mäuler zu schnappen, tauchte er unter ihr hindurch und fing sie auf, bevor sie gegen den Fels prallte. Es gelang ihr, Halt auf dem Rücken der Kreatur zu finden, und der Drache zog sofort wieder nach oben in Richtung Wolken; dabei stieß er einen triumphalen Schrei aus.
    »Sie hat uns verraten,

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