Die Mächte des Feuers
Drachen in der Luft angriffen. Einer stürzte sich von oben auf seinen Rücken und riss ihm einen Flügel aus, und aus dem Flug des Drachen wurde ein Trudeln. Der Zweite hatte eine der eisernen Türmchenverzierungen der Kathedrale abgerissen und rammte sie dem Drachen seitlich durch die Schnauze, als dieser nach dem ersten Gargoyle schnappen wollte. Brüllend bäumte sich der Drache auf und versuchte, seinen Sturz abzufangen, aber es gelang ihm nicht. Mit einem letzten grünen Flammenstrahl, den er den beiden in sicherer Entfernung fliegenden Gargoyles hinterher sandte, krachte er gegen die Felswand unterhalb des Klosters und zerschmetterte sich den Hals und die Brust. Sodann rutschte er auf die untere Befestigungsanlage und fiel ins Meer.
Die Gargoyles kümmerten sich um den letzten der gelben Drachen, der sich mit Feuer zur Wehr setzte.
Silena hatte inzwischen den Damm erreicht und wies Cyrano an, knapp über die Lastwagen hinwegzufliegen. Sie hatte sich als Kind immer ausgemalt, an den bunten Drachen aus Papier zu hängen, die im Herbst über den Stoppelfeldern standen und im Wind tanzten. Genauso fühlte es sich nun an.
Schon der erste Überflug brachte die beruhigende Gewissheit, dass es sich um Unterstützung und nicht um neue Gegner handelte. Sie winkte den Drachentötern zu, und es waren vorneweg mindestens zehn aus drei verschiedenen Heiligenlinien, wie man an den Abzeichen und der Bewaffnung erkannte. Jetzt gab es für den Seedrachen kein Entkommen mehr.
Auch wenn es dunkel war und das Meer rings um den Damm wogte und sich mit Gewalt gegen die Befestigung warf, glaubte sie einen Schatten unter der Oberfläche gesehen zu haben. »Zurück«, wies sie Cyrano an. »Mehr nach rechts.«
Sie ließ den Gargoyle über der Stelle kreisen und machte die Kolonne aufmerksam. Ein Suchscheinwerfer auf einem der Lastwagen flammte auf und beleuchtete das Meer. Er enthüllte der entsetzten Drachentöterin einen zweiten Drachen, der mit enormer Geschwindigkeit wie ein Torpedo unter der Wasseroberfläche entlangschoss und genau auf den Damm zuhielt.
»Flieg mich rüber zu ihnen. Ich muss sie vor dem Ding warnen«, rief sie Cyrano zu und winkte mit den Armen, um auf sich aufmerksam zu machen.
In dem Augenblick sprang der Drache. Der gewaltige, stromlinienförmige Schädel brach zwischen den Wellen hervor, das Maul öffnete sich und setzte im Flug vernichtendes weißes Feuer frei, das die hinteren drei Lastwagen der Kolonne erfasste und sofort in Brand steckte. Die sich entzündenden Treibstoffdämpfe sorgten dafür, dass der Tank des letzten Wagens in einer großen Verpuffung verging und eine zusätzliche Explosionswolke schuf.
Der Wasserdrache stand wie ein Rundbogen über dem Damm, ehe er wieder vollständig ins Meer eintauchte und verschwand, als hätte es ihn niemals gegeben.
»Eine Falle für das Officium.« Cyrano hielt Abstand zu den Fahrzeugen. »Ich fürchte, er wird zurückkehren und einen zweiten Angriff wagen.«
Silena sah, dass die Drachentöter anhielten und Vorbereitungen trafen. Sie hatten nicht damit gerechnet, noch im Anmarsch attackiert zu werden, zudem es sich bei den zerstörten Fahrzeugen nicht um Wagen des Officiums handelte. Es mussten geliehene gewesen sein, vielleicht auch nur welche zur Ablenkung. »Es wird ihm nicht mehr gelingen.« Sie sah zu den ungeflügelten Gargoyles, die unschlüssig herumstanden und die Neuankömmlinge misstrauisch betrachteten. »Sie werden sich friedlich verhalten?«
»Solange ihr sie nicht angreift, ja.«
Die verbliebenen Lastwagen gaben Gas und hielten auf den kleinen Parkplatz zu.
Erst als sie das Tor erreicht hatten, erschien der zweite Drache erneut. Er hob den Kopf aus den Wellen und überschüttete die Wagen mit seinen Lohen. Aber die Aufbauten aus stabilem Eisen mit dem Überzug aus Drachenhaut hielten den Flammen stand und beschützten die Insassen vor dem Tod. Wütend brüllte der Drache und schlängelte sich an Land, um die Wagen mit seinen Kiefern zu knacken.
Bevor er sie erreichte, klappten die Seitenwände nach unten, und nahezu antik aussehende Katapulte beschossen ihn. Er schreckte zurück, als er die Holzspieße in sein Antlitz und in den Hals bekam. Dann öffnete er das Maul, um die Menschen ein weiteres Mal mit Feuer zu überziehen.
Da eilten zwei Drachentöter heran, ausgestattet mit Schildern und Speeren, und drangen auf ihn ein, während ein Dritter in einem merkwürdig anzusehenden gepanzerten Anzug erschien, der mehr an einen
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