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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weiter«, befahl sie den Männern. »Es sieht gut für uns aus.«
    Sie begegnete Arsenie im Hauptschiff der Kathedrale. »Was ist mit den Drachen geschehen?«
    »Sie sind beim zweiten Läuten … einfach gestorben«, sagte sie aufgeregt. »Einer ist über dem Meer niedergegangen, einer ist im Sterben auf die Kirche gestürzt, der andere aufs Dorf, und der vierte ist vor dem Tor auf dem Damm aufgeschlagen.«
    »Das nächste Mal lasse ich sie früher läuten. Es wäre beinahe schiefgegangen.« Silena sah zur Decke, die einige kleinere Risse aufwies; vor den teilweise gesprungenen Fenstern an der Südseite lief eine schwarze, zähe Substanz herab. Drachenblut. »Aber es funktioniert.«
    »Und wie.« Arsenie fuhr sich durch die nassen, weißblonden Haare. »Fürst Zadornov verlangt nach Ihnen am Tor. Es gibt Schwierigkeiten mit den Gargoyles. Sie scheinen seit dem Glockenläuten durchzudrehen und die Dörfler anzufallen.«
    »Verflucht.« Silena rannte hinaus. »Gehen Sie ans Fenster und behalten Sie die Umgebung im Auge. Und die Glocke soll weiter geläutet werden.«
    Arsenie nickte und lief zum Turm.
    Silena kehrte zurück in den Sturm und den peitschenden Regen. Der Sprung ans Glockenseil hatte ihrer verletzten Schulter nicht gut getan. Von weitem sah sie, dass die Männer an der Mauer die Drachenanbeter nach wie vor in Schach hielten, auch wenn sie selbst einige Verluste erlitten hatten. Ein toter weißer Drache lag quer über der Dammstraße, auch ihm hatte die Stimme des Engels den Kopf zerrissen und nichts als Fetzen übrig gelassen; Hautlappen hingen lose über dem gesprengten Schädelknochen, ein Auge baumelte am Sehnerv herab.
    »Ihr seid zu töten wie jedes andere Ungeziefer auch«, murmelte Silena bei dem Anblick. Diese Glocke war immens wertvoll, und sicherlich würde das Officium Ansprüche darauf erheben, wenn der Kampf um die Insel und den Schädel entschieden war.
    Sie hetzte die Treppe zu Grigorij hinauf, der sich einen Karabiner genommen hatte. »Eine schöne Vorstellung, Großmeisterin«, sagte er grinsend. »Obwohl ich befürchtet habe, dass das grüne Ungetüm durch die Decke der Kathedrale brechen könnte.« Er zeigte nach oben. Der Kadaver hing aufgespießt auf den kleinen Ziertürmchen der Kathedrale und erinnerte von seiner Haltung her an eine Kreuzigung.
    »Was ist mit den Gargoyles?«, verlangte Silena zu wissen.
    »Ich habe sie rausgeschickt, um die Drachenanbeter im Nahkampf niederzumachen oder sie uns vor die Flinte zu treiben.« Er lachte. »Es funktioniert nicht schlecht. Und dass die Artillerie nicht mehr feuert, sehe ich als gutes Zeichen.«
    Silena starrte ihn an. »Keine Schwierigkeiten mit ihnen?«
    Grigorij sah sie verwundert an. »Nein. Wie kommen Sie darauf?«
    »Geben Sie mir die Luger zurück.« Sie hielt die offene Hand hin. »Ich muss eine Französin erschießen.« Ohne ein Wort reichte er sie ihr, und Silena eilte die Stufen hinab und hastete zur Kathedrale.
    »Warten Sie!« Grigorij folgte ihr.
    Arsenie nickte den Männern zu, die im Turm standen und unablässig das Glockenseil bedienten, ging an ihnen vorbei und nahm die schmale Treppe, die nach oben führte. Dabei riss sie ihr Taschentuch entzwei, knüllte die Fetzen zusammen und schob sie sich in die Ohren. Sie hatte keine Lust, taub zu werden.
    Bald darauf erreichte sie die Etage, in der sich die Glocken und allen voran das gewaltige Geläut befand, das Drachen mit einem einzigen Schlag zu töten vermochte. Langsam pendelte die Stimme des Erzengels hin und her, und trotz der Stopfen im Ohr vernahm sie die Töne noch immer sehr laut, von den Schwingungen im Körper ganz zu schweigen.
    Arsenie konzentrierte sich und hob beide Arme, die Handflächen waren aufgerichtet. Ein weißer und ein dunkler Strom Ektoplasma jagten aus ihnen hervor und griffen nach dem Klöppel. Unvermittelt wurde sie von einem Schatten angesprungen und zu Boden gerissen. Sie musste den Zauber unterbrechen, um sich gegen den Angreifer zu wehren. Über ihr ragte der dreiköpfige Gargoyle auf, die Mäuler weit geöffnet. Geifer floss über die Lefzen auf ihr Gesicht.
    »Du Missgeburt wirst mich nicht aufhalten!« Arsenie setzte einen Plasmastoß frei und traf in den mittleren der Schädel, der daraufhin Risse bekam und zersprang.
    Doch der Gargoyle ließ sich dadurch nicht aufhalten. Er schnappte mit den verbliebenen Mäulern nach ihr, und sie schaffte es gerade noch, eine Barriere knapp vor ihre Kehle zu legen, sonst wäre ihr Hals zerfleischt worden.

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