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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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rutschten bis vor Silenas Stiefelspitzen.
    Grigorij schlug das Kreuz. »Ein Blindgänger. Der Erzengel ist mit uns.«
    Sie verdrängte den Gedanken, dass sie mit etwas Pech soeben von den Schrapnellen zerfetzt worden wären. »Das ist der Grund, weswegen ich den Luftkampf bevorzuge, Fürst«, rief sie durch das Krachen der nicht enden wollenden Explosionen. »Ich sehe meine Gegner immer kommen.«
    »Wissen Sie, was mir eben eingefallen ist?«
    »Was? Hoffentlich etwas Gutes.«
    »Nein, Großmeisterin.« Grigorij erreichte die Mauer und erklomm die Stufen, duckte sich unter den Rand der Brüstung. »Der Märchendrache, Gorynytsch, von dem ich Ihnen erzählte.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hatte eine Besonderheit.« Kurz lugte er über den Rand, hob die Pistole und schoss zweimal. »Seine abgeschlagenen Häupter wuchsen zum Schrecken des Kämpfers nach, und der Säbel des Mannes war sogar an dem Schuppenkleid abgebrochen.«
    Silena verdrehte die Augen. »Das hätten Sie für sich behalten können, Fürst.« Auch sie riskierte einen Blick auf den Damm.
    Das vom Sturm gepeitschte Meerwasser strömte rasch in die Bucht und war auf geschätzte fünf Meter angestiegen; die Lastkraftwagen hatten den kleinen Platz vor dem Tor beinahe erreicht und stellten sich quer, um den Männern als Deckung zu dienen. Wenn sie die Zahl richtig überschlagen hatte, kam sie auf fünfzig Angreifer.
    »Mit ein bisschen Glück ist der Sturm so stark, dass der Damm überspült wird und das Wasser die Idioten einfach mit sich reißt.« Grigorij sah zu einem der Gargoyles am Tor, der eben an der Wand hinaufkletterte und sich in Stellung brachte. Er lauerte wie eine Spinne auf den ersten Feind, um sich auf ihn zu stürzen. »Was machen wir mit dem Schädel, Großmeisterin?«, flüsterte er. »Wir werden dem Officium nicht erlauben, diese Wesen allesamt in Freiheit zu entlassen, nicht wahr?«
    »Nein. Weder dem Officium noch Cyrano. Nicht nachdem wir die Passagen in der Apokalypse gefunden haben, die man durchaus so deuten kann, wie wir es tun.«
    »Ich bin sehr erleichtert.« Er sah hinauf zur Kathedrale. »Wir sollten versuchen, den Schädel zu finden, solange Cyrano unterwegs ist, und ihn an uns nehmen, bevor wir überhaupt in die unangenehme Lage kommen, Weltenstein und Schädel zusammen an einem Ort zu haben.«
    Silena schoss zwei Angreifer nieder, musste aber den Kopf einziehen. Schüsse peitschten, Steinsplitter platzten von der Mauer ab. »Sie haben Recht. Trauen Sie es sich zu, die Verteidigung allein zu übernehmen?«
    »Großmeisterin, es ist mir eine Ehre«, grinste er und bekam ihre Luger und Munition gereicht. »Meine hässlichen Verbündeten und die Dorfbewohner werden mir gern beistehen.«
    Sie nickte und legte ihm dieses Mal die Hand auf die Schulter. Er strahlte sie an und deutete einen Handkuss an, ehe sie von der Mauer sprang und die Straße hinauf zu dem monumentalen Gotteshaus rannte.
    Das zurückkehrende Gewitter und das Tosen des Sturmes machten es unmöglich, auf das warnende Pfeifen zu hören, das stets vor den Granateneinschlägen erklang. Am Hang explodierten zwei der Geschosse, eines jedoch traf das Haus zur Silenas Linken und zerfetzte das Dach. Teile des Gebälks und des Giebels brachen ab; sie fielen auf die Gasse und begruben die Drachentöterin unter sich; ein Ziegel prallte gegen ihre Schulter, und der rechte Arm wurde taub.
    Hustend und fluchend kämpfte sie sich unter dem Schutt hervor; der einsetzende Regen spülte ihr den Staub aus den Augen und den Dreck aus der Wunde. Mit einem dumpfen Stöhnen richtete sie sich auf und zog den Ziegelsplitter aus dem Fleisch, schleuderte ihn davon und erhob sich. Grigorij dürfte die neue Wunde später nähen, und seltsamerweise dachte sie daran, dass sie ihm einen erneuten Blick auf ihre seidene Unterwäsche gewähren würde.
    Die Glocke des Erzengels schlug, dann stimmten weitere Glocken in das Dröhnen ein. Das konnte nur bedeuten, dass Arsenie Drachen gesichtet hatte.
    Silena kämpfte sich den Aufstieg hinauf und traf auf das Medium. »Wo sind sie?«
    Arsenie zeigte nach Nordwesten. »Da habe ich etwas gesehen, unterhalb der Wolken«, rief sie gegen das anschwellende Brüllen des Sturms, der oben auf dem Mont-Saint-Michel noch mehr Kraft besaß als in den geschützten Gassen. »Ich habe den Leuten im Turm gesagt, sie sollen die große Glocke ständig läuten…«
    »Nein«, widersprach Silena sofort. »Wir lassen die Teufel näher rankommen, damit wir so viele wie

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