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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wimpel in der Asche und ragte wie zum Trotz aus der Wüste; daran flatterte ein verbrannter Stofffetzen, an dem sie das Zeichen des Officiums zu erkennen glaubte.
    Grigorij lenkte ihre Aufmerksamkeit nach rechts. »Sieh mal! Das da drüben kommt mir vor wie ein zerstörter Zug mit einer Kanone darauf.«
    Sie schwenkte das Fernglas in die angegebene Richtung. »Du hast Recht.«
    Es war ein langer Zug gewesen, der in der Mitte ein Haubitzengeschütz transportiert hatte. Das Drachenfeuer hatte die Wagons geschmolzen; zwei waren vollständig zerrissen worden, als sich die darin befindliche Munition vermutlich wegen der immensen Hitze selbst entzündet hatte.
    »Das war einmal eine dicke Berta, Grigorij. Da unten haben die Cask's Cannons ihre letzte Schlacht geschlagen.« Sie sah, dass der Stahl an einigen Stellen noch immer glühte; neben der Kanone lagen Menschen als Aschebilder, die durch den Wind der Propeller verweht wurden.
    »Wer?«
    »John the Cask MacIntire und seine dreihundert Mann. Er hatte sich eine Haubitze besorgt«, erklärte Silena beim Überflug. »Das Geschütz verschießt Granaten von vierhundert Kilogramm, die mehr als zwölf Kilometer weit fliegen. Damit haben die Deutschen im Weltkrieg belgische Forts geknackt. Wirkt auch gegen unbewegliche Hortdrachen, wie man hört.«
    »Und wenn eine nicht trifft?«
    »Barnsdale, östlich von Stokeon-Trent, ein kleines Dörfchen. Die Granate kam lotrecht nach unten geschossen und rauschte neben der Kirche in den Friedhof. Die Kirche ist durch die Wucht der Explosion eingestürzt und hat die halbe Gemeinde erschlagen, die gerade Gottesdienst feierte, während man die Gebeine aus den gesprengten Gräbern noch in vier Kilometern Umkreis fand.« Silena konnte sich vorstellen, wie sinnlos das Geschütz gegen den Angriff dieser schnellen Drachen gewesen war.
    Grigorij hob die Augenbrauen. »Das Officium hat sich Hilfe geholt. Sehr weise vom Erzbischof.«
    »Oder sie sind aneinander geraten.« Silena ordnete an, die Maschine nach Kiew zu steuern und ein geeignetes Landefeld zu suchen. »Wir werden in der Stadt hoffentlich mehr erfahren.«
    Als die Maschine drehte, tauchte in weiter Entfernung der Triglav auf. Oben auf der flachen Spitze war eine Anzahl von Gebäuden zu erkennen. Silena spähte mit dem Fernglas. »Wir sind richtig«, gab sie ihre Entdeckung weiter. »Da drüben ist die Burg, die Mandrake von Michael's Mount hat abbauen lassen.« Über der Burg kreisten vier kleine Drachen, und an den Hängen saßen noch mehr von ihnen. »O Gott!«
    Die Felswände starrten vor Blut, es lief überall herab und stammte von den unzähligen Leichen, die verstreut umherlagen. Anscheinend hatten sich die Drachen Vorräte angelegt. Einige waren noch mit Fressen beschäftigt, andere stritten sich um die Kadaver und rissen sie in Stücke.
    Mehr vermochte sie nicht mehr zu erkennen, die Maschine hatte eine neue Route ausgewählt. Aber es genügte Silena, um gegen den Brechreiz ankämpfen zu müssen. Hastig verließ sie das Cockpit, eilte zurück an ihren Platz und schaffte es noch, eine der Papiertüten unter dem Sitz hervorzuziehen, in die sie ihr Essen spuckte. Grigorij brachte ihr ein Glas Wasser, das sie dankbar entgegennahm.
    Stockend erzählte sie, was sie durch das Fernglas am Triglav gesehen hatte. »Ich frage mich, wie wir bisher gegen die Drachen bestehen konnten.« Silena rang mit den Tränen. »Sie haben unsere besten Kämpfer einfach ausgelöscht, als seien sie nichts weiter als einfache Soldaten.« Grigorij setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.
    »Sie haben sicherlich gekämpft…«
    »Ich habe keinen einzigen Kadaver von einem der Teufel gesehen. Sollen sie keine Verluste gegen das Officium davongetragen haben?« Sie schluchzte und drückte seine Hand. Er zog ihren Kopf an seine Schulter, aber sie sträubte sich. »Nein, Grigorij. Danke für deinen Trost, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür, Schwäche zu zeigen.«
    Silena lächelte und trocknete die ersten Tränen, die über den Lidrand gesprungen waren, dann nickte sie ihm zu.
    »Danke.« Sie legte ihre zweite Hand auf seine.
    Ein harter Schlag traf das Flugzeug, die Staaken sackte weg und ging in den Sturzflug. Lose Gegenstände flogen geschossgleich durch die Kabine, klirrend gingen Flaschen zu Bruch, Kaffee ergoss sich auf den Boden.
    Grigorij sah aus dem Fenster. »Ein Drache! Direkt neben uns!«
    Silena starrte hinaus und sah ein hellblau-schwarz-marmoriertes Monstrum, das zu ihnen aufschloss und nach der

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