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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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stelle ich mir den Mond vor.«
    Ihre grünen Augen verengten sich. »Woher kennst du den Triglav eigentlich so gut?«
    »Nicht persönlich. Aber ich bin in der Nähe vorbeigereist, und wenn man abends in einer Schenke sitzt und sich die Leute Geschichten erzählen, hört man so manches.« Er klopfte sich mit dem Griff des Gehstocks gegen die Stirn. »Ich hätte schon viel früher daran denken können. Spätestens beim Namen Gorynytsch hätten mir Kiew und der kahle Berg einfallen müssen.«
    »Wir haben ihn dank des guten Mister Skelton auch so entdeckt.« Silena fuhr sich durch die braunen Haare, und Grigorij grinste. »Was?«, wollte sie wissen.
    »Nichts.«
    »Weil ich mir durch die Haare gefahren bin?«
    Er nickte. »Es sah richtig feminin aus, Silena.« Grigorij bemerkte, dass sich ihr Gesicht verdüsterte. »Herrje, versteh mich nicht falsch, du bist eine durchaus attraktive Frau, aber bislang hast du keinen Wert darauf gelegt, als eine solche zu erscheinen. Diese Bewegung allerdings hat mich überzeugt.«
    »Überzeugt?«
    »Dass du im Kleid, das du tragen wirst, wenn wir das Konzert besuchen, alle anderen Frauen im Saal blass erscheinen lassen wirst.« Er verneigte sich wieder. »Ich weiß, was du jetzt denkst: Der Fürst macht wieder seine üblichen Sprüche.« Grigorij sah ihr fest in die Augen. »Doch glaube mir: Ich meine es ernst.«
    Sie erwiderte seinen Blick, sah in das Ozeanblau und erkannte die Wahrheit darin. Sie musste keine Hellseherin sein, um zu wissen, dass er sich in sie verliebt hatte. Sie errötete.
    Die Staaken legte sich in die Kurve, neigte sich nach rechts, und Silena erhaschte durch das Fenster neben ihnen einen Blick an der Tragfläche vorbei auf die Erde: Der Boden war schwarz, verbrannt und qualmte.
    Silena glaubte nicht an einen Waldbrand oder eine Feuersbrunst. Sie sprang auf und rannte zum Cockpit, um eine bessere Sicht zu haben.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«, rief ihr Grigorij hinterher.
    »Schau aus dem Fenster«, rief sie und öffnete die Tür zu der mit Glas versehenen Kanzel, wo zwei Piloten den Bomber auf Kurs hielten.
    Sie sah eine Ebene von zwei Quadratkilometern, die vollkommen von Feuer eingeäschert worden war; nicht einmal mehr verkohlte Baumstümpfe standen dort, und nur eine Straße sowie eine Bahnlinie hoben sich als noch schwärzere Bänder von der Umgebung ab. Wenn Silenas Augen sie nicht allzu sehr täuschten, befanden sich darauf die Überreste von Fahrzeugen.
    »Gehen Sie tiefer runter«, befahl sie dem Piloten. »Fliegen Sie so knapp über das Gebiet, wie es geht.«
    »Aye, Großmeisterin.« Der Mann zog den Steuerhebel nach hinten. Schwerfällig schob sich die Nase nach unten. Erst knapp über der Erde fing er sie ab und ließ sie parallel zu Straße fliegen.
    Silena hatte sich nicht getäuscht. Einige wenige Überreste von Lastwagen waren geblieben, irgendwelche geschmolzenen Gestänge mit Fetzen von Drachenhaut daran.
    Die vier Propeller der Staaken wirbelten die Asche auf und zogen sie als dicken, schwarzgrauen Streifen wie einen fetten Abgasstrahl hinter sich her.
    Grigorij erschien hinter ihr und blieb wegen der Enge des Cockpits in der Tür stehen, drückte sich aber gegen sie, damit er über ihre Schulter blicken konnte. »Waren das die Drachentöter?«, flüsterte er. Das Entsetzen hatte ihm die Stimme geraubt.
    »Ich hoffe, dass es nur ein Versorgungstrupp war, sonst ist alles verloren«, gab sie leise zurück und verlangte einen zweiten Überflug.
    »Wie viele Drachen benötigt man für ein solches Inferno?«
    Silena wusste keine Antwort und fürchtete die Wahrheit. Sie sah vor ihrem geistigen Auge eine Phalanx aus Feuer speienden Drachen vorrücken. Dicht an dicht flogen und liefen sie und arbeiteten so effizient wie die Flammenwerfer, die im Weltkrieg zum Einsatz gekommen waren. Mit höherer Reichweite und größerer Hitze.
    »Sehr viele«, sagte sie nach einer Weile.
    Die Staaken hatte gedreht und senkte sich wieder. Es ging durch die Aschewolken, dieses Mal von Westen nach Osten über den vernichteten Landstrich. Hier und da lagen abgebissene Gliedmaßen und größere Körperstücke in der Asche und sahen merkwürdig rosa und unverbrannt aus.
    »Sie sind ihnen beim Fressen aus den Mäulern gefallen«, schätzte Silena und nahm ein Fernglas. Sie suchte an den Überresten nach Hinweisen auf die Herkunft der Toten. Schließlich erspähte sie Teile einer Rüstung, wie sie die Drachentöter trugen. Einige Meter weiter steckte ein angesengter

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