Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Verlaufs der Spur schätzte sie, dass der Drache ihn mit einer Klaue gestreift hatte.
    Ob er in den Innenhof gestürzt ist? Vorsichtig rutschte sie auf der anderen Schräge herab, nutzte die Kamine als Bremse und kam der Dachrinne dabei immer näher. Sie musste vermeiden, dass der Drache auf sie aufmerksam wurde, da sie nicht die beste Bodenkämpferin war und außer ihrem Schwert nichts dabei hatte, um sich zur Wehr zu setzen. Ihr war nur zu bewusst, dass sie lediglich in einem Flugzeug für die Scheusale wirklich gefährlich war.
    Die Augen richteten sich zufällig auf das Fenster gegenüber, und sie erkannte im warmen Gegenlicht zweier Kerzen die Umrisse eines Mannes mit einem großen Zylinder und einem Mantel, dessen Kragen mit Pelz besetzt war. Etwas Metallisches glänzte in seinem Gesicht auf, und er beobachtete sie ganz eindeutig.
    Bevor sie sich weitere Gedanken über den merkwürdigen Zuschauer machen konnte, schoss der Drache vor der Dachkante in die Höhe. Der Windstoß, den seine Flügel entfachten, warf sie nach hinten, und im nächsten Augenblick öffneten sich drei der fünf Mäuler, denen zischend gelber Dampf entwich.
    Silena kannte die Bedeutung dieses Zischens, die Ankündigung und Drohung zugleich war. Sie warf sich zur Seite und presste sich hinter einen breiteren Schornstein, da schossen auch schon drei schwarze Feuerlanzen aus verschiedenen Richtungen heran.
    Keine der Lohen traf sie, aber sie sprengten die Schindeln mit ihrer Hitze. Das Feuer besaß eine eigene Stimme, es fauchte und tönte dunkel wie eine tiefe Orgelpfeife.
    Geistesgegenwärtig zog sie den Ledermantel hoch und über dem Kopf zusammen, damit das Gesicht geschützt war. Sie spürte, wie er sich erwärmte, hörte die Feuchtigkeit zischend verdampfen, dann stank es nach verbranntem Leder, und Qualm stieg auf. Sie fühlte sich, als hätte sie in einem Vulkan Zuflucht gesucht; noch einen Flammenstoß würde sie nicht überleben. Schwarzes Feuer war äußerst gefährlich – es handelte sich um einen mächtigen Teufel.
    Silena streckte den Kopf und sah kurz zum Rand des Dachs, was der Drache unternahm. Er war verschwunden – aber die Silhouette des Zylindermannes erkannte sie noch immer. Er betrachtete gelassen, was sich ihm darbot, ohne sich zu regen. Sie fand sein Verhalten äußerst unerklärlich. Er hätte sie vor dem Angriff des Drachen warnen können, wenn nicht sogar müssen, hatte es aber unterlassen. Die Umrisse kamen ihr bekannt vor…
    Ein neuerlicher Windstoß lenkte ihre Aufmerksamkeit nach oben, und sie schluckte. Der schwarze Flugdrache hielt sich mit Flügelschlägen sieben Meter über ihr in der Luft und betrachtete sie hasserfüllt.
    Ihre Finger wurden eiskalt, ihr Innerstes zog sich zusammen, und ihre Atmung beschleunigte sich derart, dass die Lungen schmerzten. Die zehn gelben Augen in den schwarzen Höhlen glichen geschmolzenem, glühendem Gold. Gern wäre sie vor ihnen zurückgewichen – aber wohin?
    Abgelenkt von dem einschüchternden Anblick, sah sie den heranzuckenden Schweif erst in allerletzter Sekunde.
    Silena ließ sich fallen, ein Luftzug schoss über sie hinweg, und der Schornstein hinter ihr platzte auseinander, als sei er von einer Bombe getroffen worden. Einige Trümmer trafen sie, ritzten die Haut.
    Silena ließ das Ungeheuer nicht mehr aus den Augen und sah, wie sich die Kiefer zweier Mäuler auseinander schoben und wieder schwefelgelber Dampf hervorquoll.
    Um dieser tödlichen Attacke zu entkommen, blieb ihr nur ein einziger Ausweg.
    Sie wälzte sich kopfüber in den Kaminschacht und stürzte in die rauchige Dunkelheit. Zu ihrem Glück brannte kein Feuer, die Bewohner hatten den Ofen vor dem Zubettgehen verlöschen lassen.
    Damit sie nicht ungebremst auf dem Boden aufschlug, packte sie ihre Schwertscheide samt Schwert und verkeilte sie rechts und links in den Schachtwänden. Ruß wirbelte auf und brachte sie zum Husten, Bröckchen flogen ihr ins Gesicht und rieselten ihr in den Nacken, während sich der Sturz nach und nach verlangsamte.
    Dennoch fiel der Aufprall hart aus: Sie schlug mit den Beinen voraus auf, und ein heißes Stechen zuckte durch ihr linkes Knie. Leise schrie sie auf und sah sofort nach oben. Lichtschein stieß auf sie nieder, brüllend zwängte sich eine Flammenwolke durch den Schacht auf sie herab.
    Silena sprang aus dem Kamin und rollte sofort nach links, warf sich hinter ein Möbelstück in Deckung. Unmittelbar darauf schoss der schwarze Feuersturm pfeifend aus der

Weitere Kostenlose Bücher