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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Wallace.« Totte bremst vor der gelben Barriere im Boden der Garage, während der Wachmann zu uns hoch sieht.
    »Auf genau den haben wir es abgesehen: den ältesten Freund des Präsidenten.«
     

63. Kapitel
    Der Friedhof erinnerte ihn an seine Mutter.
    Nicht an ihren Tod.
    Sie starb mit über achtzig. Klar hätte sie gerne noch ein oder zwei Jahre gelebt … aber nicht viel länger. Sie hatte schon immer gesagt, sie wollte nie zu diesen alten Leuten gehören. Als ihre Zeit gekommen war, ist sie ruhig gegangen, ohne viel Gegenwehr.
    Nein, der Friedhof erinnerte Dr. Palmiotti an die Zeit, als seine Mutter jung war … und er selbst noch jünger war … als sein Großvater starb und seine Mutter sich die Seele aus dem Leib weinte. Rotz und Wasser liefen ihr über das Gesicht, weil das Bestattungsunternehmen ihren Vater nicht rasiert hatte, bevor man ihn in den Sarg legte. Zwei Verwandte bemühten sich vergeblich, sie zu beruhigen. Palmiotti hatte bei seiner Mutter nie wieder eine solche fast brutale Intensität erlebt. Und würde sie auch nicht mehr erleben. Sie war für jene reserviert, die ihrer Familie unrecht getan hatten. Diese Lektion hatte Palmiotti nie vergessen.
    Mit hochgezogenen Schultern folgte er in der morgendlichen Kälte dem gut gepflasterten, hügeligen Pfad zum Herzen des Oak Hill Cemetery. Ihm wurde klar, dass dies weit mehr als nur ein Friedhof war.
    Jede Stadt hat ihren Geldadel , auch Washington. Aber es hat auch alte Macht . Und Oak Hill, der in einer der vornehmsten Gegenden von Georgetown lag, wovon die mit Obelisken geschmückten Gräber zeugten, und dessen grüne, sich über zehn Hektar erstreckende Hügel bis weit in den Rock Creek Park reichten, war als Ruhestätte für die Inhaber dieser Macht bekannt.
    Der Friedhof wurde 1849 gegründet, als W. W. Corcoran das Land, das er einem Großneffen von George Washington abgekauft hatte, für diesen Zweck stiftete. Auf dem Friedhof lagen sie alle, angefangen von Abraham Lincolns Sohn Willie, Verteidigungsminister Edward Stanton, Dean Acheson und Philip Graham, der Herausgeber der Washington Post. Jahrelang hatte die Friedhofsverwaltung sich geweigert, »neue Mitglieder« aufzunehmen, doch schließlich wuchs die Nachfrage so sehr, dass man seit einiger Zeit doppelt so tiefe Krypten unterhalb der Hauptverbindungswege ausgehoben hatte. Jetzt konnten die Familien der neuen Macht Schulter an Schulter mit den Vertretern der alten Macht ruhen.
    Willkommen auf dem Oak-Hill-Friedhof , verkündete das Holzschild unmittelbar hinter dem von James Renwick entworfenen, schmiedeeisernen Tor. Er zeichnete auch für das Smithonian Castle und die Kathedrale St. Patrick in New York verantwortlich. Was Palmiotti weniger beeindruckte, war der Hinweis auf der unteren Seite des Schildes:
     
    Betreten auf eigenes Risiko .
     
     
    Überflüssig melodramatisch, dachte Palmiotti. Was aber nicht hieß, dass die ganze Sache weniger zermürbend war, denn er warf jetzt bereits mindestens zum vierten Mal einen Blick über die Schulter zurück. Es war eine Sache, das Archiv oder einen SCIF zu benutzen oder selbst ein Friseurgeschäft. Aber einen solchen Ort auszusuchen, der so öffentlich gelegen war und keinerlei Schutz bot …
    Sie machten einen Fehler. Genau das hatte er auch dem Präsidenten gesagt. Aber Palmiotti wusste auch, dass man manchmal, in Situationen wie dieser hier oder wie in jener verregneten Nacht damals, mit der Schwarzen Acht, als sie noch jung waren, keine Wahl hat. Dann muss man die Dinge einfach selbst in die Hand nehmen.
    Er warf einen kurzen Blick auf sein iPhone und folgte den Richtungsangaben, die ihn an einem gemeißelten Grabstein vorbeiführten, der einen in einer Decke schlafenden Säugling darstellte. Er kämpfte mit dem Eis, als er über den zementierten Weg auf einen kleinen Hügel stapfte, hinter dem sich schließlich …
    »Ooh …«, flüsterte Palmiotti ehrfürchtig bei dem Anblick.
    Vor ihm dehnte sich eine weite Fläche aus mit schneebedeckten Grabsteinen, stattlichen Familienkrypten und an ihrem Ende einem runden, gotischen Familienmausoleum mit großen Marmorsäulen. Im Unterschied zu anderen Friedhöfen gab es hier kein geometrisches Schachbrettmuster. Es war mehr ein Park, in dem die Gräber geschmackvoll verstreut angelegt waren.
    Palmiotti verließ den Betonweg und bemerkte undeutliche Fußabdrücke im Schnee. Er wusste, dass er ihnen nur bis zu seinem Ziel zu folgen brauchte: dem fast drei Meter hohen Obelisken neben dem kahlen

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