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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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er war nicht dumm. Er wusste, dass der Secret Service seine Agenten in Hoteluniformen steckte, wenn der Präsident im Gebäude war.
    »Alles in Ordnung, danke«, sagte der Friseur.
    »Sie wissen, wohin Sie wollen?«, fragte der Hotelangestellte.
    Ganz eindeutig. Secret Service.
    »Allerdings«, erwiderte der Friseur und riss sich zusammen, als er ruhig um die Decke bog und sich seinem Ziel näherte, dem in diesem Fall viel zu passend benannten Präsidenten-Ballsaal.
    »Guten Morgen«, begrüßte ihn eine ältliche Blondine mit offensichtlich selbst getönten Haaren süßlich. »Herzlich willkommen bei der Pflegekonferenz. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich stehe auf der Liste.« Laurent zeigte knapp auf die wenigen noch nicht verteilten Namensschilder. Unter ihnen befand sich auch eines mit dem Namen, den er seit so vielen Monaten benutzte. »Ich heiße Gyrich.«
    »Lassen Sie mich nachschauen«, sagte die Frau und ging die Namen einzeln durch, dabei warf sie ihm einen kurzen Blick zu.
    Laurent spürte, wie sein Gefühl von Furcht wuchs. Und eigentlich sollte das nicht so sein. Als Orson, er nannte den Präsidenten immer nur Orson, weil er ihn seit dessen Kindheit kannte, nach all den Jahren wieder aufgetaucht war … in diesem Regen … hatte Laurent nur getan, was er für richtig hielt. Als später, in Washington … als er eingewilligt hatte, den Klempnern zu helfen, war es nicht viel anders: er tat, was er für richtig hielt. Er half seinem Freund … und diente seinem Land.
    »Da ist es ja. Hier bitte, Mr. Gyrich.« Die Frau gab dem Friseur das Namensschild. »Man hat mich schon benachrichtigt … der Gast aus dem Weißen Haus. Gehen Sie ruhig hinein, es hat schon angefangen. Und wir haben auch eine Garderobe, falls Sie Ihre Jacke abgeben wollen …«
    »Das ist nicht nötig«, lehnte er ab und schob das Namensschild in die Tasche seines Kabans. »Ich bleibe nicht lange.«
    »Hier entlang, Sir«, sagte ein uninformierter Agent des Secret Service und bat ihn, durch den Metalldetektor vor dem Haupteingang des Ballsaals zu treten. Aus dem Inneren drang der gedämpfte, vertraute Bariton des Präsidenten Orson Wallace durch die Lautsprecher. Soweit er es verstand, hielt Orson seine Ansprache sehr persönlich; er schilderte den Gästen gerade die Nacht, in der Minnie ihren Schlaganfall erlitten hatte und die Sanitäter sie fragten, wo sie zur Schule ging. Obwohl Minnie bereits in der zwölften Klasse war, fiel ihr nur der Name ihrer Grundschule ein.
    In mancher Hinsicht hatten sie das gleiche Problem beim Archiv, das begriff Laurent jetzt. So wie sie herumhetzten, und es überhaupt hatten so weit kommen lassen … Orson nahm das alles einfach zu persönlich.
    »Genießen Sie Ihr Frühstück, Sir«, sagte der Secret-Service-Agent, als er die Tür zum Ballsaal öffnete. Unter dem strahlenden Kronleuchter, der so lang wie ein städtischer Bus war, reckten die Leute die Köpfe in die Höhe. Die etwa sechshundert Gäste betrachteten den rotwangigen Mann, der sich auf dem Podium mit dem Wappen des Präsidenten so wohlzufühlen schien.
    Wie immer ließ der Präsident den Blick über die Zuhörer gleiten und sah sie der Reihe nach an, jeden Einzelnen. Bis Laurent den Raum betrat.
    »… was sich gar nicht von den persönlichen Mythen unterscheidet, die wir uns selbst jeden Tag einreden«, sagte der Präsident, während sich der Blick seiner blassen grauen Augen auf den Friseur am Ende des hell erleuchteten Raumes richtete. »Die Mythen, die wir über uns selbst erschaffen, sind einzig dazu bestimmt, dass unser Gehirn überleben kann.«
    Der Friseur wartete einen Moment auf der anderen Seite des rotgold-blauen Teppichs. Er wartete darauf, dass der Präsident ihn bemerkte. Schließlich trafen sich die Blicke der beiden Männer. Laurent nickte kurz, und Orson nickte sofort zurück. Das sagte dem Friseur, dass der Präsident ihn bemerkt hatte.
    Und das war’s auch schon. Nachricht überbracht.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück zum Empfang. Der Präsident dagegen legte den Kopf auf die Seite, lächelte strahlend und fixierte dann einen wildfremden Menschen in der Menge.
    Zum ersten Mal, seit das alles angefangen hatte, lief es endlich gut für die Klempner.
     

62. Kapitel
    »Du hast wirklich noch nie von diesem Griffin gehört?« Totte wirft mir einen prüfenden Blick zu, während der Mustang durch den Rock Creek Park zur Constitution Avenue röhrt.
    »Warum sollte ich von ihm gehört haben?«
    »Und du kennst

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