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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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wir hatten, seit sie auf so »wundersame« Weise wieder in mein Leben getreten ist. Ich war so glücklich. Ich fühlte mich selig. Wie viele Männer treffen schon das Mädchen wieder, von dem sie früher immer geträumt haben? Die Antwort ist ganz einfach. Keiner.
    Ich gehe noch einmal den Abend auf der Brücke durch … das Foto, das sie von uns gemacht hat. Sie hat mich auf eine Weise verstanden, wie Iris das nie gelungen ist. Ich versuche mir einreden, wie albern, dumm und klischeehaft jeder dieser Augenblicke gewesen ist … Die bittere Wahrheit ist, dass ich am liebsten jeden einzelnen davon trotzdem noch einmal erleben würde.
    Ich laufe immer noch wie auf Zahnstochern, ich renne so schnell ich kann, um so viel Abstand wie möglich zwischen mich und dieses Gebäude zu legen. Mein Magen verkrampft sich. Wie konnte sie mir so etwas antun?
    »Beecher, sind Sie …?«
    »Ich habe ihn gesehen«, informiere ich Dallas.
    »Nico?«
    »Nein. Ihn. Er ist hier. Ich habe die schwarze Acht gesehen.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Er lebt. Wir sind immer davon ausgegangen, er sei tot, glaubten, Wallace hätte ihn vor vielen Jahren getötet … aber er ist …« Ich überquere den Hügelkamm und laufe den Weg hinab zu dem Parkplatz, der direkt gegenüber von Nicos Gebäude liegt. Sekunden später stehe ich neben Dallas’ altem Toyota und fische den Schlüssel aus meiner Tasche. »Begreifen Sie nicht, Dallas? Wir hatten recht mit der Schwarzen Acht … und der Erpressung … Genauso haben sie es gemacht. Und durch ihn haben sie herausgefunden, was vor all den Jahren geschehen ist«, füge ich hinzu. Ich reiße die Wagentür auf und lasse mich auf den Fahrersitz fallen. »Vielleicht haben sie ja die Schwarze Acht gefunden … oder er hat es ihnen zufällig geflüstert … Wie auch immer, jedenfalls haben sie ihn als Druckmittel für die Erpressung benutzt …«
    »Es ist wohl am besten, wenn Sie das Telefon jetzt weglegen«, bittet mich eine liebenswürdige, männliche Stimme vom Rücksitz.
    »Was zum …?« Ich fahre so erschreckt hoch, dass mein Kopf gegen das Dach stößt.
    »Ich empfehle Ihnen auch, sich nicht umzudrehen«, fährt die Stimme warnend fort.
    »Ich sehe genau, was Sie tun«, fügt er hinzu, als sich unsere Blicke im Rückspiegel treffen. Der Mann ist ein älterer Schwarzer mit silbergrauem Haar und einem ebenfalls ergrauten Schnauzbart. »Ich bitte Sie eindringlich, Beecher … Sie sollten jetzt wirklich Ihr Gehirn benutzen. Also … weg mit dem Telefon und legen Sie die Hände aufs Lenkrad.«
    Seine Stimme klingt freundlich, beinahe besänftigend. Aber die Drohung ist unverkennbar, vor allem, als ich seine silbrig glänzende Waffe direkt hinter meiner Kopfstütze sehe.
    Zuerst halte ich sie für eine Pistole. Aber es ist keine Schusswaffe.
    Es ist ein Rasiermesser mit einer langen, geraden Klinge.
     

91. Kapitel
    Sechsundzwanzig Jahre zuvor
    Journey, Ohio
     
    »Hier lang … nach links«, befiehlt der Junge mit dem dichten, lockigen Haar, den sie Palmiotti nennen. Er sitzt auf dem Beifahrersitz und deutet auf etwas hinter der Frontscheibe des weißen Vans, der dem jungen Friseur gehört.
    »Das Krankenhaus liegt aber rechts!«, protestiert Laurent und weigert, sich weiterzufahren.
    »Nein … fahr zum anderen Krankenhaus, nach links, zum Memorial!«, schreit Palmiotti.
    »Das Memorial ist zwanzig Minuten von hier entfernt«, erwidert Laurent. »Siehst du nicht, wie er blutet?«
    Hinten im Van kniet Orson Wallace und hält den Kopf des bewusstlosen Jungen mit der Schwarzen-Acht-Tätowierung. Mit Handtüchern aus dem Friseurladen versucht er, die Blutung zu stoppen.
    Vor einer Stunde hat Wallace zum ersten Mal zugeschlagen. Dann zum zweiten Mal. Er hätte auch den dritten Schlag gelandet, aber Schwarze Acht hatte Glück gehabt und konnte den Schlag abwehren. Dann kam Palmiotti Orson zu Hilfe und hielt den Kopf von Schwarze Acht fest, so dass Wallace zeigen konnte, was Rachegefühle und ein Autoschlüssel bewirken können, wenn man den Schlüssel fest zwischen den Knöcheln hält und jemandem ins Gesicht rammt.
    Noch Jahre später sagte sich Wallace, er hätte die Schlüssel nur wegen all dem genommen, was Schwarze Acht Minnie angetan hatte.
    Aber das stimmte nicht.
    Wallace war so wütend, weil Schwarze Acht zurückgeschlagen hatte.
    »Er rührt sich nicht mehr«, flüsterte Wallaces Schwester jetzt aus der hinteren Ecke des Vans. Auch sie kniete auf dem Boden, kam jedoch wie schon im Friseurladen dem Mann

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