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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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gegenüber mit keiner Silbe erwähnt. Das ist das große Problem in diesem Haus. Alle sind ständig mit Nachforschungen beschäftigt.
    »Sie sollten hier eigentlich keinen Kaffee trinken«, betont Rina etwas weniger ruhig als gewöhnlich. Ich weiß, warum.
    Jeden Monat werden wir Archivare von ganz oben danach beurteilt, wie vielen Leuten wir geholfen haben. Angefangen vom Touristen, der eher zufällig hier hereinspaziert, bis zum handschriftlich verfassten Ersuchen, in dem wir darum gebeten werden, einen verstorbenen Verwandten aufzuspüren. Es zählt jede Antwort, und jede einzelne wird bewertet. Sicher, das rechtfertigt unsere Jobs, aber es entsteht auch eine unnötige Konkurrenz, insbesondere seit heute Morgen, als uns mitgeteilt wurde, dass Rina zum fünften Mal nacheinander nur die Nummer zwei auf der Liste ist.
    »Übrigens, Beecher, Glückwunsch zum Spitzenplatz«, erklärt Dallas freundlicherweise.
    »Spitzenplatz in was?«, hakt Clementine nach und wirft einen Blick in den Gang, offenbar in der Hoffnung, noch ein paar Sekunden mehr für Orlando herauszuschlagen.
    »Für seine Hilfsbereitschaft. Wussten Sie nicht, dass darin Beechers Stärke liegt?«, fragt Dallas. »Er beantwortet sogar die Fragen, die per E-Mail über die Website des Nationalarchivs kommen, was nicht besonders beliebt ist, denn wenn man Mails beantwortet, kriegt man rasch eine Menge … na ja, Brieffreunde. Es stimmt wirklich, Sie sind mit dem nettesten Typen im ganzen Gebäude unterwegs. Vielleicht können Sie ihm ja jetzt noch beibringen, wie er sich selbst helfen kann«, fügt Dallas hinzu und findet sich sicher unglaublich witzig.
    Doch das spielt keine Rolle mehr. Mittlerweile sollte Orlando weit genug vom SCIF entfernt sein. Wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen. Dann aber tritt Clementine zwischen Rina und mich. Rina starrt mich die ganze Zeit an, das heißt, ihr Blick ist starr auf meinen Mantel gerichtet.
    »Räumen Sie die Halle!«, dröhnt plötzlich ein tiefer Bariton. Ich drehe mich um, und im selben Moment tauchen zwei uniformierte Secret-Service-Agenten aus dem nahen Treppenhaus auf. Links von mir signalisiert ein grüner Pfeil, dass der Fahrstuhl im Erdgeschoss angekommen ist. Die Sirenen werden immer lauter. Moses kommt.
    Einer der Agenten führt Dallas und Rina ohne weitere Worte aus der Halle. Das beantwortet meine Frage von vorhin. Also betreuen Rina und Dallas Wallace im SCIF.
    Ich will auf den Knopf für den Fahrstuhl drücken, aber der größere Secret-Service-Agent schüttelt den Kopf und deutet auf das Treppenhaus. Bis der Präsident eingetroffen ist, müssen wir damit vorliebnehmen.
    »Was ist mit Ihrem Mantel passiert?«, fragt der Agent und zeigt auf die braunen Rorschachflecken.
    »Kaffee«, erkläre ich und versuche, so ruhig wie möglich zu erscheinen, während ich zum Treppenhaus gehe.
    »Beecher, sag es einfach«, verlangt Clementine, sobald wir außer Sichtweite sind. »Sag mir …«
    Ich schüttele den Kopf und marschiere im Eiltempo zurück zu den staubigen Regalen. Ich bin in Versuchung zu laufen, aber dann lässt der Bewegungsmelder das Licht über uns angehen, und ich besinne mich eines Besseren. Durch die Sensoren spart das Archiv Energie, doch vor allem werfen sie jedes Mal ein Schlaglicht vor den Videokameras auf uns. Und hier gibt es keine Videobänder, die wir sicherstellen können. Alles geht direkt ins Büro der Security.
    »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?«, erkundigt sich Clementine, als wir eine Abteilung erreichen, in der die Lichter bereits eingeschaltet sind. Als wären wir hier schon gewesen.
    »Natürlich sind wir richtig«, sage ich und spähe zu der Anzeige am Ende der Reihe zu unserer Linken, die die Besucherzahl zeigt. Ich zögere einen Moment. Einen Moment zu lang.
    »Du hast dich verlaufen, stimmt’s?«
    »Das habe ich nicht.«
    Clementine mustert mich intensiv. Sie ist so stark wie eh und je. »Beecher …«
    »Nein, wirklich nicht. Okay, zugegeben, ich habe einen kleinen Umweg gemacht, aber ich habe mich nicht verirrt«, beharre ich trotzig.
    »Hör zu, selbst wenn, es ist okay.« Sie klingt nicht sonderlich überzeugend. Dann sieht sie hastig weg und beginnt … zu kichern.
    »Du … lachst?«
    »Tut mir leid«, sagt sie und schüttelt den Kopf, kann es jedoch nicht unterdrücken. Das Dumme ist, dass sie ein wunderbares Lachen hat … Es kommt tief aus ihrem Bauch und klingt nicht aufgesetzt oder falsch. »Es ist einfach … all dieses Gerenne … das

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