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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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kommt näher, und wenn dieses alte Wörterbuch wirklich für Wallace dort hinterlegt wurde und falls irgendjemand ihm irgendwie dabei behilflich sein sollte, es sich unter den Nagel zu reißen oder sogar zu stehlen, oder falls irgendetwas Wertvolles darin versteckt ist, dürfen wir auf keinen Fall so nahe beim SCIF gesehen werden.
    »Ding …« Der Fahrstuhl klingelt, als wir um die Ecke biegen.
    Ich laufe noch schneller. Unmöglich, dass irgendjemand uns entdeckt.
    »Beecher Benjamin White, hältst du mich für blind? Lass sofort das Mädchen los …«
    Clementine erstarrt.
    »… es sei denn, du willst sie mir vorstellen!«, ruft ein junger Mann mit zurückgekämmtem braunem Haar und einem Dreitagebart, dabei lacht er schon über seinen eigenen miesen Scherz. Mit neunundzwanzig Jahren ist Dallas ein Jahr jünger als ich und sollte mir eigentlich unterstellt sein. Ist er aber nicht.
    »Dallas Gentry«, setzt er hinzu, als müsste Clementine sich an seinen Namen erinnern.
    Archivare haben alle ihre spezielle Macke. Einige kennen sich gut mit Aufzeichnungen aus dem Krieg aus. Andere haben einen Hang zum Obskuren. Dallas schafft es immer wieder, dass sein Name in der Zeitung erscheint. Der Höhepunkt war vor ein paar Monaten, als er einen staubigen Ordner des Kriegsministeriums aus dem Jahre 1806 öffnete und einen unbekannten handschriftlichen Brief von Thomas Jefferson entdeckte. Natürlich war es nur Glücksache, aber es war eben Dallas, und am nächsten Tag stand sein Name in der Washington Post und auf der Vortragsliste jeder Universität.
    Jetzt halten ihn alle für den Indiana Jones des Papiers. Um seinen Aufstieg allen unter die Nase zu reiben, mimt Dallas den Intellektuellen und ließ sich einen Bart wachsen, als bräuchten wir hier wirklich noch mehr bärtige Typen. Das Traurigste daran ist nur, dass es wirklich funktioniert. Er ist vor kurzem befördert worden, und ich frage mich, ob er heute den Präsidenten Wallace betreut. Aber jetzt muss ich vor allem hektisch das Wörterbuch unter meinem Arbeitskittel verstecken und habe keine Zeit, mich anderen Dingen zu widmen.
    »Hör mal, wir haben es eilig«, erkläre ich, ohne ihn anzusehen.
    Clementine wirft mir einen Blick zu, der mich körperlich schmerzt. Zuerst kapiere ich nicht. Dann deutet sie mit einem unmerklichen Nicken zurück zum SCIF. Mist! Orlando ist ja noch da! Wenn Dallas über ihn stolpert und ihn mit dem in Verbindung bringt, was aus dem Raum verschwunden ist …
    »Ich meinte … he, wir haben jede Menge Zeit«, versichere ich Dallas dann. »Mein lieber Mann, dein Bart sieht wirklich cool aus.«
    Dein Bart sieht cool aus? Großer Gott, bin ich plötzlich zu Charlie Brown mutiert?
    »Ist das Vanille Rum ?«, kommt Clementine mir zu Hilfe und hebt schnüffelnd die Nase in die Luft.
    »Nicht schlecht. Es ist Cherry Rum«, gibt Dallas zurück. Offenbar ist er von ihr beeindruckt und starrt fasziniert auf das Piercing an ihrer Nase. Jemanden wie sie sieht man hier nicht jeden Tag. »Wo haben Sie denn gelernt, Pfeife zu rauchen?«
    »Bei meinem Radiosender. Mein Boss hat auch lange Jahre Pfeife geraucht«, erklärt sie.
    »Wie bitte? Du hast da angefangen, Pfeife zu rauchen?«, frage ich verdattert.
    »Das war nur ironisch gemeint«, wirft Dallas scherzhaft ein und grinst Clementine weiter an. Er ist eigentlich gar kein Blödmann. Er kommt nur so rüber.
    »Beecher, was ist denn mit deinem Kittel passiert?«, mischt sich eine bekannte, sanfte und weibliche Stimme ein, als Dallas gerade die Hand nach Clementine ausstreckt.
    Direkt hinter Dallas steht die Archivarin Rina Alban, eine junge Brünette mit glattem Haar und einer hellgrünen Lesebrille, die sie ins Haar geschoben hat, sowie Dreifachknoten an den Schuhen. In der Welt der Büchermäuse spielt Rina die Micky. Sie ist ultraruhig, ultraschlau und ultraintrovertiert, außer wenn man sie nach ihrer einzig wahren Liebe, den Baltimore Orioles, fragt. Zudem sieht sie aus wie die Mona Lisa, und sie folgt einem genauso mit dem Blick und ist an den meisten Tagen ebenso redselig. Nur heute nicht. Sie mustert meinen zusammengeknüllten Arbeitskittel, als könnte sie das Buch sehen, das darin eingewickelt ist.
    »Beecher, was ist das?«, fragt Rina wieder.
    »Kaffee. Ich habe Kaffee darübergeschüttet«, springt Clementine ein und sorgt für Ruhe.
    »Warten Sie mal, sind Sie nicht das Mädchen, das er von der Highschool kennt?«, erkundigt sich Dallas. Ich schwöre bei Gott, ich habe Clementine ihm

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