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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Archivarkollegen. Sie stehen nicht wie alle anderen hinter uns, sondern auf der anderen Seite des Raumes hinter den Verschlägen. Als hätten sie sich dort schon eine ganze Weile aufgehalten oder als suchten sie etwas.
    Ich lasse meinen Blick über jeden Tisch gleiten, suche nach der Videokassette.
    »Einer der Feuerwehrleute hat gesagt, zu viel Stress könnte auch einen Herzinfarkt auslösen, aber …« Khazei schüttelt den Kopf. »Wirkte Orlando irgendwie besonders aufgeregt, als Sie vorhin mit ihm gesprochen haben?«
    »Nein, er war …« Ich unterbreche mich und sehe Khazei an. Er grinst zwar nicht offen, aber ich spüre seine Genugtuung trotzdem. Bis zu diesem Moment habe ich mit keiner Silbe erwähnt, dass ich mit Orlando gesprochen habe.
    Verdammt!
    Eigentlich bin ich klüger. Ich muss klüger sein. Aber je länger ich hier herumstehe, desto größer wird meine Gewissheit, dass es nur einen möglichen Grund für Orlandos Tod geben kann. Und dieser Grund ist in meinen Arbeitskittel eingewickelt und klemmt unter meiner inzwischen schweißnassen Achsel.
    »Ich will wirklich nur mit Ihnen reden, Beecher. Seien Sie ehrlich zu mir. Bitte.«
    Er setzt das Bitte hinzu, damit es netter klingt. Aber ich lasse mich nicht länger einwickeln. Von über vierzig Schaulustigen in diesem verdammten Büro spricht er ausgerechnet mit mir. Allein das bedeutet zweierlei: Entweder kann er verdammt gut raten, oder er weiß etwas, womit er nicht herausrückt.
    Ich lasse noch einmal die letzte halbe Stunde in meinem Kopf Revue passieren und gehe alle Einzelheiten durch. Aber ich komme immer wieder nur auf den Punkt zurück, den Orlando als römisch zwei bezeichnet hat: Wenn dieses Buch dem Präsidenten gehört und der Präsident herausfindet, dass wir es haben, erklärt er uns den Krieg …
    Uns. So hat Orlando sich ausgedrückt.
    Aber uns gibt es nicht. Nicht mehr.
    Orlando ist tot. Und das bedeutet, was hier auch geschehen mag, ob nun der Präsident oder Khazei die Marionetten tanzen lassen … der Einzige, dem der Krieg erklärt werden kann …
    Bin ich.
    Ein einzelner Schweißtropfen läuft mir den Nacken herunter.
    Auf der anderen Seite des Raumes stehen immer noch Dallas und Rina und schauen zu uns herüber. Dallas lehnt gegen die Wand des Verschlags neben ihm, Rina steht direkt hinter ihm. Klar, sie haben uns in der Halle vor dem Fahrstuhl gesehen, aber daraus können sie kaum schließen, dass ich im SCIF gewesen bin, und noch viel weniger, dass ich tatsächlich derjenige bin, der das Buch hat. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie jemand darauf kommen könnte, dass wir in diesem Raum waren.
    Meine Gedanken zucken unwillkürlich zu dem Videoband zurück.
    »Beecher, verstehen Sie, was ich sage?«, erkundigt sich Khazei.
    Nachdem Orlando sich die Videokassette geschnappt hatte, sagte er uns, es wäre das Beste für uns; wir könnten uns nur sicher fühlen, solange niemand wüsste, dass wir dort drin gewesen sind. Aber wenn das Band irgendwo hier herumgeistert … oder jemand es bereits an sich genommen hat … hat er den Beweis dafür in der Hand, dass wir in dem Raum waren und das Buch gefunden haben. Dann dürften mittlerweile bereits ihre Raketen auf uns zielen.
    »Waren Sie den ganzen Nachmittag bei ihm?«, will Khazei wissen. »Um welche Uhrzeit haben Sie ihn verlassen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich beziehe mich nur auf Ihre eigenen Worte, Beecher. Sie haben selbst gesagt, Sie wären bei Orlando gewesen. Aber werfen Sie doch einfach einen Blick in Ihren Kalender … in Ihren Terminkalender, meine ich. Was auch immer Sie da eintragen mögen. Mir geht es nur um eine möglichst genaue Zeitangabe.«
    Ich kommentiere seine angebliche Hilfsbereitschaft mit einem Nicken. »Ja … Klar … Ich … sehe nach, in meinem Kalender.«
    »Das weiß ich wirklich zu schätzen. Insbesondere weil …« Er macht eine kleine Pause, damit ich sein Lächeln auf jeden Fall registriere. »… Sie wissen ja, wie Menschen manchmal so sind.«
    »Was soll das heißen, wie Menschen manchmal so sind?«
    »Manchmal wissen sie eigentlich gar nichts über die Dinge, über die sie Bescheid zu wissen glauben.« Er klingt unverändert freundlich. »Mir an Ihrer Stelle, Beecher, wäre es sehr unangenehm, wenn mich alle für die letzte Person hielten, die zuletzt mit diesem Wachmann Kontakt hatte, der auf so mysteriöse Weise gestorben ist. Es sei denn natürlich, die Ursache für seinen Tod war tatsächlich eine Herzattacke.«
    Aus dem einzelnen Schweißtropfen auf

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