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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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warte, dass sich die letzte Tür im Flur schließt, bemerke ich durch das Milchglas der Eingangstür zu meinem eigenen Büro einen dünnen Schatten, fast wie den einer Vogelscheuche. Den Umrissen nach zu urteilen, könnte es jeder unserer Archivare sein, Totte, Dallas, Rina, aber dann bewegt sich die Vogelscheuche und verschwindet. Als hätte sie gemerkt, dass ich sie beim Lauschen beobachte.
    »Was genau hat Orlando in seiner letzten Nachricht gesagt?«, erkundigt sich Khazei. Schon sein Tonfall verrät mir, dass dies die dritte mentale Falle ist. Wenn er die technischen Möglichkeiten hat, herauszufinden, dass Orlandos letzte Nachricht an mich gerichtet war, kann er sich die Nachricht auch selbst anhören. Er will nur herausfinden, ob ich ehrlich bin.
    »Orlando … hat gesagt, er hätte meine Handynummer nicht und ich sollte ihn dringend zurückrufen.«
    »Weswegen zurückrufen?«
    »Wahrscheinlich wollte er wissen, was ich mit dem alten Briefkopf des Justizkomitees im Senat getan habe, den ich gefunden hatte. Er war mir versehentlich zugeschickt worden. Ich habe nur so zum Scherz einen Brief an Orlando damit aufgesetzt, in dem ich ihm seine Versetzung angekündigt habe. Es war ein alberner kleiner Büroscherz.«
    Die Ausrede ist gut genug, und ich habe sie auch ziemlich gelassen vorgebracht. Ich habe sogar die Worte: »was ich getan habe« verwendet, um mich auf diesen unerklärlichen Ausdruck in Orlandos Nachricht zu beziehen. Was du getan hast …
    Aber Khazei steht nur in dieser steifen militärischen Haltung da, wie ein riesiges Ausrufungszeichen. Ich schaue zu meinem Büro hinüber. Der Schatten der Vogelscheuche ist wieder da.
    »Waren Sie gestern im SCIF 12E1?«, platzt Khazei schließlich heraus.
    »Wie bitte?«
    »Das ist eine einfache Frage. Sie erfordert eine einfache Antwort. Waren Sie gestern zu irgendeinem Zeitpunkt in oder irgendwo in der Nähe dieses gesicherten Gewölbes?«
    Ich atme tief durch und versuche, nicht den Eindruck zu erwecken, als müsste ich tief durchatmen. Ich weiß nicht viel über Khazei, aber aus unseren bisherigen beiden Unterhaltungen schließe ich, dass er eine solche Frage nicht stellt, ohne die Antwort zu kennen, zumindest andeutungsweise. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Dallas und Rina sowie mindestens ein Agent des Secret Service mich in der Nähe des Raumes gesehen haben … und die Videokassette immer noch nicht aufgetaucht ist … »12E1 …«, erwidere ich gedehnt. »Das ist doch der Raum, den der Präsident für seine Lektüre benutzt, stimmt’s?«
    »Beecher, ich bin Ihr Freund. Aber wenn Sie mich zum Feind haben wollen …«
    »Ja, nein … Ich bin bestimmt an diesem Raum vorbeigekommen. Dort habe ich auch Orlando getroffen. Ich habe eine kleine Besichtigungstour gemacht.«
    »Aber Sie wollen mir weismachen, dass Sie den Raum nicht betreten haben?«
    Das ist der Moment der Wahrheit. Ich könnte ihm sagen, dass ich hineingegangen bin. Ich könnte auch sagen, dass ich es nicht getan habe. Aber dann sehe ich Khazei an. Er wirkt immer noch wie ein lebendiges Ausrufungszeichen, und mir wird klar, dass er aus meinem Geständnis nur schließen wird, dass ich die letzte Person war, die mit Orlando vor seiner Ermordung Kontakt hatte. Und wenn er das erfährt … wenn Khazei herausfindet, dass ich tatsächlich Zugang zu dem Buch hatte …
    Ich schüttle den Kopf. »Nein. Ich bin nie dort drin gewesen.«
    Sein Blick wird schärfer.
    »Was?«, entgegne ich. »Wenn Sie mir nicht glauben, kontrollieren Sie doch das Videoband. Diese Räume sind doch alle mit Kameras ausgerüstet, oder nicht?«
    Es ist ein ziemlich riskanter Bluff, aber ich muss jetzt wissen, was Sache ist. Natürlich kann es Khazei gewesen sein, der die Kassette aus Orlandos Videorekorder genommen hat. Aber wenn er die Aufnahme benutzen will, um mich als Mörder zu überführen, würden wir uns überhaupt nicht unterhalten. Entweder hat Khazei also die Kassette, interessiert sich aber nur für das Buch, oder er hat das Band nicht, was bedeutet, sie schwirrt noch irgendwo da draußen herum.
    »Erstaunlicherweise ist die Kassette verschwunden. Jemand hat sie aus dem SCIF entwendet«, antwortet Khazei mit monotoner Stimme. »Aber vielen Dank für die Erinnerung. Ich muss das unbedingt an den Secret Service weiterleiten.«
    »An den Secret Service?«
    »Allerdings. Orlandos Leiche ist nämlich genau in dem Moment aufgetaucht, als Präsident Wallace das Gebäude betreten hat. Offensichtlich mag der Secret

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