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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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recht«, platze ich heraus, fest entschlossen, ihn so weit weg von dem Buch zu halten wie nur möglich.
    »Wo wollten Sie überhaupt hin?«
    »Wie?«
    »Sie sind gelaufen, Beecher. Sie haben mich fast über den Haufen gerannt. Ich habe mich nur gefragt, wo Sie wohl hinwollten.«
    »Ins Magazin«, erwidere ich und kapiere im selben Moment, dass Khazei hier ist, weil er eine Information von mir haben will, während die Security-Leute vom Empfang mich wegen Clementine angerufen haben. »Ich wollte nur einen Bericht aus dem Magazin holen.«
    Er blickt auf meine leeren Hände. »Wo ist der Entnahmebeleg?«
    Jetzt hält er sich wirklich für schlau.
    »Hier oben.« Ich tippe an meine Schläfe. Ich bin auch nicht auf den Mund gefallen. Aber Khazei scheint meine Schlagfertigkeit nicht sonderlich zu gefallen. Seine buschigen Augenbrauen nähern sich bedrohlich.
    »Wissen Sie …« Er streicht sich das schütter werdende, schwarze Haar zur Seite, »gestern sind Sie auch gerannt, als Sie das mit Orlando erfahren haben.«
    »Er ist … war mein Freund. Darf ich nicht laufen, wenn ich erfahre, dass er tot ist?«
    »Ich meine ja nur … Dafür, dass es hier gewöhnlich eher ruhig und gemächlich zugeht, rennen Sie in letzter Zeit ziemlich viel herum.«
    Er beobachtet mich prüfend und lässt die Stille in dem leeren Gang ein wenig nachwirken. Ich muss ständig daran denken, dass Clementine immer noch unten am Empfang auf mich wartet.
    »Sie wollten mich etwas fragen, Mr. Khazei?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe lediglich gehofft, Sie könnten mir vielleicht in einer ganz bestimmten Angelegenheit helfen«, korrigiert er mich und kratzt sich am Kinn. »Ich wollte wissen, ob Sie mittlerweile dazu gekommen sind, einen Blick in Ihren Kalender zu werfen und herauszufinden, wann genau Sie mit Orlando zusammen gewesen sind.«
    »Ich habe nachgeschaut, aber ich kann es nicht wirklich genau sagen. Ich habe ihn in der Empfangshalle getroffen. Vielleicht eine halbe Stunde bevor … na ja, Sie wissen schon.«
    Khazei nickt, sagt aber nichts dazu. »Fällt Ihnen noch irgendetwas anderes ein?«, fragt er dann. »Etwas, das uns bei der Untersuchung der Todesumstände vielleicht weiterhelfen könnte?«
    »Ich dachte, die Sanitäter hätten von einem Anfall gesprochen. Und dass er eine Schlafapnoe habe.«
    »Das stimmt. Deswegen sind sie Sanitäter, und keine Rechtsmediziner«, erwidert Khazei. »Also, gibt es irgendetwas, das Orlando gesagt oder getan hat … und wovon wir wissen sollten?«
    Ich antworte prompt. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie sagten, Sie hätten ihn gut gekannt.«
    »Ich habe gesagt, er war sehr freundlich zu mir. Wir kommen beide aus Wisconsin.«
    »Das ist alles?«, fragt Khazei.
    »Warum fällt es Ihnen denn so schwer, das zu glauben?«
    »Ich weiß nicht«, entgegnet Khazei. Er klingt noch ruhiger als zuvor. »Wenn er nur irgendein netter Typ aus Wisconsin war, warum waren Sie dann die letzte Person, die er vor seinem Tod angerufen hat?«
    Über uns klingelt der Fahrstuhl und spuckt den morgendlichen Schub von Kollegen aus. Khazei lächelt, als würde er das ebenfalls kontrollieren.
    »Wir leben im 21. Jahrhundert, Beecher. Glauben Sie wirklich, dass wir uns nicht die Zeit nähmen, Orlandos letzte Anrufe zu überprüfen?«
    Das ist jetzt das zweite Mal, dass er mich in eine seiner albernen gedanklichen Fallen gelockt hat. Und ich schwöre mir eindringlich, dass mir das kein drittes Mal passieren wird.
    »Vielleicht sollten wir dieses Gespräch in einer etwas ruhigeren Atmosphäre fortsetzen«, schlägt Khazei vor und zeigt auf die Metalltür, die zu den Magazinen führt. Zu dieser Zeit sind schon recht viele Angestellte in den Korridoren. »Sie wollten doch eine Akte holen?«, fährt er fort. »Ich begleite Sie.«
    Bis zum gestrigen Tag, als er Orlando mit dem Summer die Tür zum SCIF geöffnet hat, hatte ich kaum von Venkat Khazei gehört. Aber wenn mein Gefühl mich nicht täuscht und er tatsächlich nicht nur Orlandos Ermordung untersucht, sondern selbst hinter dem Buch her ist und mir deswegen den Mord anhängen will, sollte ich jetzt auf gar keinen Fall allein mit ihm in die entlegenste Ecke unseres Gebäudes gehen.
    »Eigentlich können wir das auch hier besprechen«, erkläre ich, als die Kollegen in ihren Büros verschwunden sind und im Flur wieder morgendliche Ruhe herrscht, wie früher in der Highschool, nach dem letzten Läuten.
    Khazei nickt und tut so, als ob es ihn nicht stört. Während ich darauf

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