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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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sagen kann.
    »Wie bitte?«
    »Clementine. Du bist runtergegangen, um sie abzuholen. Das ist jetzt zwanzig Minuten her.«
    Ich werfe einen Blick zu Clementine, die sich schließlich doch zum Bildschirm umgedreht hat. Darauf bietet YouTube jetzt jede Menge Empfehlungen für das nächste Video. Selbst aus dieser Entfernung sehe ich auf jedem der empfohlenen Videos eine hellgelbe Kombi.
    »Ist es wirklich so wichtig, Totte?«
    »Das musst du selbst entscheiden. Ich habe den Handwagen von deinem Dustin Gyrich gefunden«, sagt er und meint damit die letzte Person, die ein Exemplar von Entick’s Dictionary angefordert hat. »Möchtest du gern wissen, in welcher Beziehung er zum Präsidenten steht oder nicht?«
     

24. Kapitel
    »Sobald ich fertig bin, rufe ich dich an«, sagt Clementine. Sie wendet sich vom Computer ab und geht in Richtung Lobby. »Ich muss los.«
    »Gut. Lass sie gehen«, rät Totte mir durchs Telefon.
    »Clemmi, warte …!«, rufe ich, als sie sich schon ihren Mantel anzieht.
    »Lass sie in Ruhe«, sagt Totte. »Was auch immer sie vorhat, du hast selbst genug Scherereien am Hals.«
    »Was soll das heißen?«, frage ich ihn.
    »Das habe ich dir bereits gesagt. Dustin Gyrich.«
    »Er ist also der Letzte, der das Buch angefordert …« Ich schaue mich in dem großen, pfefferminzgrünen Raum um und könnte schwören, dass jede Person, angefangen von der ältesten Dame bis zum jüngsten Studenten, mich eindringlich anstarrt.
    »Genau … die das Wörterbuch angefordert hat«, beendet Totte meinen Satz. »Und genau das ist der Punkt. Zuerst fand ich es nur eigenartig, dass er ausgerechnet am selben Tag das Wörterbuch anfordert, an dem Präsident Wallace wegen seiner Lektüre hierherkam. Dann habe ich mir aber seine gesamte Karte gezogen, und Dustin Gyrich, wer auch immer dieser Kerl ist, hat Entick’s Dictionary insgesamt vierzehn Mal angefordert. Was an und für sich nicht so ungewöhnlich wäre …«
    »Würdest du bitte zur Sache kommen, Totte?«
    »Die Sache ist die, ich habe dann Gyrichs Daten mit unserem Kalender abgeglichen, und rate mal, wer an jedem dieser Tage dieses Gebäude ebenfalls zufällig besucht hat? Ich gebe dir einen Hinweis. Es reimt sich auf Präsident. «
    Mir gegenüber knöpft sich Clementine den Mantel zu und macht Anstalten, in die Lobby zu gehen und das Gebäude zu verlassen.
    »Warte kurz«, flüsterte ich ihr zu. »Es dauert nur eine Minute.«
    »Das hier wird erheblich mehr als eine Minute in Anspruch nehmen«, erklärt Totte durchs Telefon. »Oder du kapierst die schlechten Nachrichten nicht, die ich dir gerade überbringe.«
    »Dreißig Sekunden«, verspreche ich Clementine.
    Sie scheint wirklich warten zu wollen. Aber wie damals, als der rote Vorhang während des Bandwettbewerbs hochging, steht Clementine einen Moment da, hebt ihr Kinn und legt alle ihre Ängste ab, begräbt sie, wo auch immer. Allerdings hat sie es jetzt nicht mehr mit leicht reizbaren Zehntklässlern zu tun, sondern mit ihrem Vater. Dem Zerstörer.
    »Ich schaffe das schon«, erklärt sie, obwohl ich gar nicht gefragt habe. Sie blinzelt etwas schneller als sonst, genau wie vorhin bei den Schüssen. Bevor ich etwas sagen kann, geht sie in die Lobby, am Tresen der Security vorbei und tritt durch die automatischen Türen hinaus in die Kälte. Ich werfe noch einmal einen Blick auf das Foto aus unserer Jugend. Zum zweiten Mal in zwei Tagen lerne ich eine Seite von ihr kennen, von der sonst niemand etwas weiß. Die Seite, die sie allen vorenthält. Seit Iris … habe ich vergessen, wie gut es sich anfühlt, einfach verliebt zu sein.
    Aber es ist nicht nur das Verliebtsein. Es gibt Leute in deinem Leben, die beschwören alte Erinnerungen herauf. Und andere Leute lassen einen Funken überspringen, wie damals, beim ersten Kuss, bei der ersten Liebe, beim ersten Sex … und bringen etwas noch viel Stärkeres wieder zum Vorschein. Sie erinnern dich an dein früheres Leben und an dein Potential. An all diese Möglichkeiten. Wenn man sich in die Vergangenheit zurückversetzen könnte, könnte das Leben so völlig anders sein, als es gerade jetzt ist. Das ist das Verlockendste an Clementine. Ich will mein Potential zurückhaben.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Beecher?«, schreit Totte mir ins Ohr. »Jedes Mal, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten in den letzten vier Monaten dieses Gebäude betreten hat, hat dieser Gyrich genau dieses Exemplar des Wörterbuches reserviert …«
    »Warte mal, Augenblick! Ich

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