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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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immer erinnern wird.
    Für die meisten ist das der erste gelungene Haarschnitt. Nicht der erste, sondern der erste gute. Wenn sie bemerken, wie sehr sie das Aussehen eines Menschen mit einer kleinen Schere verbessern können.
    Für andere dagegen bedeutet dieser Haarschnitt das Ende ihres Berufslaufbahn; sie stellen fest, dass sie nicht mehr die ruhige Hand haben, die so lange eine Selbstverständlichkeit war.
    Bei einigen wenigen allerdings ist es der Augenblick, wenn eine wirklich berühmte Person auf ihrem Stuhl sitzt.
    Für den Meisterfriseur André Laurent, einem großen, kräftigen Schwarzen mit grauen Haaren und einem ebenso grauen Schnurrbart, war es ein unvergesslicher Haarschnitt in den frühen achtziger Jahren in Ohio. Er war damals gerade dabei, einem blonden Mann mit einem sonderbaren Wirbel die Haare zu schneiden, der wie immer seinen achtjährigen Sohn mitgebracht hatte. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und eine junge Brünette mit spitzen Brüsten stürmte herein. Beinahe wäre das Glas geborsten, so heftig knallte die Tür gegen die Wand.
    » Du hast mir nicht gesagt, dass du verheiratet bist!«, schrie sie den Mann mit dem Wirbel an. Laurent sah nur die großen, grasgrünen Augen des Sohnes, der seinen Vater beobachtete und zu verstehen suchte, was hier eigentlich vor sich ging.
    Über diese Nachricht hatten sich damals in der kleinen Stadt in Ohio die Klatschtanten die Mäuler zerrissen. Insbesondere als der Vater die Familie ein paar Jahre später verließ. Und als der Junge mit den grasgrünen Augen älter wurde. Und erst recht, als er zum jüngsten Senator von Ohio aufstieg. Oder später ins Haus des Gouverneurs einzog. Und als er dann auch noch den Einzug ins Weiße Haus schaffte und beinahe jeder Reporter des Landes nach Journey in Ohio kam, um den Kleinstadtfriseur zu begaffen, bei dem Orson Wallace sich immer noch alle zwei Wochen die Haare schneiden ließ.
    Bis heute hatte André Laurent nie ein Wort über seinen Kunden gesagt. Er war ein typischer Gentleman des Mittleren Westens wie sein Vater und sein Großvater, die auch Friseure gewesen waren, und würde wie sie niemals ein Wort verlauten lassen.
    »Mr. Laurent, hier ist ein Kunde ohne Termin!«, rief ihm die Angestellte mit der Piepsstimme aus dem vorderen Teil des Ladens zu.
    »Schicken Sie ihn rein«, erwiderte Laurent und wischte ein paar Haare von der Kopfstütze des Friseurstuhls.
    Dreiundvierzig Jahre schnitt Laurent in dem Laden die Haare, in dem schon sein Vater und sein Großvater ihr Handwerk gelernt hatten. Der Name des Ladens war naheliegenderweise Laurent’s. Vor drei Jahren war er nach Washington, D.C., gezogen und hatte einen Stuhl in Wall’s Frisiersalon übernommen. Es gefiel ihm, dass es hier noch die echten Friseurstühle aus rostfreiem Stahl gab. Und ihm gefiel auch der typische Friseurpfosten mit dem sich drehenden, rot-weiß-blauen Band draußen vor der Tür. Besonders jedoch mochte er es, dass die 15. Straße vom Weißen Haus aus bequem zu Fuß zu erreichen war.
    »Schuhpflege gefällig, während Sie warten?«, rief Gary, der Schuhputzer, Laurents Kunden zu.
    »Nein«, sagte der Kunde, ohne ihn anzusehen.
    Als Barack Obama zum Präsidenten gewählt wurde, teilte er der Presse so ziemlich als Erstes mit, dass sein Friseur zu ihm kommen müsste, wenn er nicht länger zu seinem Friseur gehen könnte.
    Was für eine gute Idee, hatte Orson Wallace schon damals gedacht.
    Es war verdammt schwierig, einen guten Friseur zu finden.
    Und noch schwerer war es, einen zu finden, dem man trauen konnte.
    So hatte alles angefangen. Also pilgerte Laurent alle zwei Wochen zum Weißen Haus und schnitt dem Präsidenten die Haare. Und manchmal, wenn es einen echten Notfall gab, was insbesondere in den letzten Wochen häufiger vorzukommen schien, kam das Weiße Haus zu ihm.
    »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sich Laurent, nachdem der Kunde Platz genommen hatte. »Rasieren oder schneiden?«
    »Wie wär’s mit beidem?«, entgegnete Dr. Stewart Palmiotti, beugte sich vor und schob das dicke Buch, das er bei sich trug, in das Glasregal direkt unter dem Spiegel. »Ich glaube, wir brauchen ein bisschen mehr Zeit.«
    »Wie Sie wünschen«, erwiderte der Friseur des Präsidenten, griff nach einem heißen Tuch, während der Leibarzt des Präsidenten den Kopf an die Stütze lehnte.
    Jeder Friseur hat einen Haarschnitt, den er nie vergisst.
    Und manche Friseure haben mehr als einen.
     

26. Kapitel
    Das Kopfsteinpflaster der

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