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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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findest nichts über sie, wenn du nicht von ihrer Existenz weißt.«
    Ich werfe einen Blick auf Clementine, die immer noch durch die fotokopierten Belegzettel blättert. Ich weiß nicht, was mich mehr nervt: die Art und Weise, wie dieses Gespräch hier abläuft, oder die Tatsache, dass Nicos Gefasel plötzlich weit weniger verrückt klingt als vorhin.
    »Du glaubst also, dass dieser Dustin Gyrich dazugehört.« Während ich es sage, denke ich an Benedict Arnold. Plötzlich kommt mir das alles überhaupt nicht mehr logisch vor. »Du willst also behaupten, dieser Culperring existiert immer noch?«
    »Im Augenblick, Beecher, scheint mir die einzig logische Frage zu sein, warum er nicht mehr existieren sollte. Waren sie nicht die Besten? Sie haben einer Revolution zum Sieg verholfen. Also, da gibt es ein halbes Dutzend Männer …«
    »Moment mal, mehr waren es nicht? Nur ein halbes Dutzend?«
    »Ich glaube, es waren sechs, vielleicht sieben. Es war schließlich keine Armee. Benjamin Tallmadge und Robert Townsend gehörten dazu. Und außerdem George Washingtons persönlicher Schneider, glaube ich. Es war eine kleine Gruppe von Männern, die sich George Washington verpflichtet fühlten. Und als der kurz davor stand, zum Präsidenten gewählt zu werden, und niemandem mehr wirklich vertrauen konnte … warum hätte er sich ausgerechnet da von dieser Gruppe trennen sollen, die bisher alles richtig gemacht hatte?«
    »Es gibt da aber ein kleines Problem«, wende ich ein. »Wenn man davon ausgeht, dass dieser Culperring – oder wie auch immer er heißen mag – bis jetzt existiert hat … Wirklich, Totte, nichts für ungut, aber heutzutage kann selbst die CIA ihre eigenen Spione nicht aus den Schlagzeilen heraushalten. Und ausgerechnet hier in Washington kann kein solches Geheimnis über einen solch langen Zeitraum gewahrt bleiben.«
    Totte wirft mir einen seiner typischen Totte-Blicke zu. »Ich weiß, dass du die Sicherheitsüberprüfung bestanden hast, Beecher. Aber glaubst du wirklich, dass es keine Geheimnisse mehr in unserer Regierung gibt?«
    »Okay, vielleicht gibt es noch ein paar Geheimnisse. Ich will ja nur sagen, dass ein solches Geheimnis nicht über einen Zeitraum von zweihundert Jahren bewahrt werden kann. Und woher sollen wir überhaupt wissen, dass diese Gruppe immer noch alles richtig macht?«
    »Du spielst auf das an, was mit Orlando geschehen ist?«
    »Ja, genau, Orlando ist gestorben, weil es so aussah, als hätte er ihr Buch. Dabei habe ich es. Du kannst mich ruhig paranoid nennen, aber das ist der Teil der Geschichte, der mich im Moment besonders interessiert.«
    Totte spielt mit den Metallspitzen an den Bändern seines Bolo-Ties. Ihm gefällt der Sarkasmus nicht, aber er versteht den Druck, unter dem ich stehe. Hinter ihm blättert Clementine immer schneller durch die Fotokopien. Sie scheint etwas Bestimmtes zu suchen.
    »Clemmi, alles okay?«, rufe ich.
    »Ja, sicher, ja.« Sie blickt nicht hoch.
    »Beecher, ich kann dich verstehen«, antwortet Totte dann. »Und du hast recht; nach zweihundert Jahren kann man nicht wissen, ob der heutige Culperring noch irgendeine Beziehung zu den Prinzipien des ursprünglichen Culperrings hat, aber deswegen muss man nicht gleich annehmen, dass er ein Werkzeug des Bösen geworden ist.«
    »Hast du nicht diese Liste gesehen?«, unterbreche ich ihn. »Hiroshima, Gettyburg, die Schweinebucht, da fehlt nur der Grashügel, von dem auf Kennedy geschossen wurde, und Karten für einen Theaterbesuch mit John Wilkes Booth.«
    »Schon gut, aber trotzdem kommt es mir verrückt vor, Beecher, zu behaupten, eine so kleine Gruppe von Männern hätte all diese singulären Momente verursacht. Das Leben ist doch keine Schmierenkomödie. Die Geschichte ist zu groß, als dass ein paar Wenige ihren Lauf alleine bestimmen könnten.«
    »Da stimme ich dir zu. Und ich behaupte auch nicht, dass sie alles unter Kontrolle hätten. Aber wenn sie so dicht an all diesen Ereignissen lagen … sie hatten eindeutig Zugang zu wichtigen Informationen.«
    »Sie kommunizieren«, wiederholt Clementine, ohne aufzusehen. »Das habe ich doch vorhin schon gesagt. Und dasselbe hat auch Nico erklärt: Washington hat die Nachrichten, die er an den Culperring weitergegeben hat, in seinen Büchern versteckt. Also versteckt heute jemand diese Informationen in einem Buch, dann kommt jemand anders, holt sich das Buch und liest die Nachricht.«
    »Das ist … ja … könnte es wirklich so sein?«, sage ich und nicke.

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