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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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miteinander.«
    »Jedes Mal, wenn Präsident Wallace uns einen Besuch abstattet, um in Ruhe etwas zu lesen«, setze ich hinzu, »leiht sich dieser Mann namens Gyrich Entick’s Dictionary aus …«
    »Das ist doch merkwürdig, oder?«, meint Totte. »Ich bin daraufhin die älteren Ausleihzettel durchgegangen, um herauszufinden, seit wann das so geht. Und je mehr Belegzettel ich mir angeschaut habe, desto mehr Anfragen von Dustin Gyrich fand ich. Angefangen von dieser Regierung, zu der vorangegangenen und so weiter. Während Obamas Regierungszeit gab es elf Anforderungen, bei George W. Bush waren es drei, bei Clinton und dem älteren Bush jeweils fünf. Dann habe ich einfach weitergegraben: Es reichte über Reagan und Carter bis zurück zu Johnson. Nur bei Nixon fand sich eigenartigerweise nichts. Immer wieder tauchte dieser Dustin Gyrich auf und hat dieses spezielle Wörterbuch angefordert. Der richtige Durchbruch jedoch kam erst, als ich nachgeforscht habe, ob er möglicherweise auch andere Bücher ausgeliehen haben könnte.«
    »Können Sie nicht einfach nach seinem Nachnamen suchen?«, will Clementine wissen.
    »So funktioniert das hier nicht«, erkläre ich. »Heute haben wir das Computersystem, aber wenn man nachforschen will, wer in der Vergangenheit ein bestimmtes Dokument angefordert hat, ist man auf die Bibliothekskarte angewiesen, die in jedem alten Buch steckt. Man muss jede Karte einzeln durchsehen und die Namen darauf kontrollieren.«
    »Da habe ich dann an den guten Don Quichotte gedacht«, meint Totte.
    Ich sehe ihn verwirrt an.
    »Erinnerst du dich an die Liste aus Mount Vernon, auf der alle Bücher verzeichnet waren, die an George Washingtons Todestag in seinem Besitz waren? Von welchem Buch in seiner gesamten Bibliothek hatte er deiner Meinung nach die meisten Exemplare?«
    »Außer der Bibel würde ich sagen: Don Quichotte ?«, vermute ich.
    »Unheimlich gut geraten. Aber hast du auch gewusst, dass 1861 in einem Fall vor einem Bezirksgericht der USA in Missouri, dessen Akten wir nur aufbewahren, weil es ein Bundesprozess war, eine der Parteien das gesamte hinterlassene persönliche Eigentum und Gepäck zum Beweismittel gemacht hat, das einer ihrer Klienten zurückgelassen hat? Und jetzt rate mal, welches Buch dieser Klient dabeigehabt hat.«
    »Don Quichotte« , sage ich zum zweiten Mal.
    »Geschichtsforschung macht Spaß, nicht wahr?«, sagt Totte. »Es gibt also schon zwei Bücher in unserer Sammlung, die auch zur Sammlung von Präsident Washington gehörten. Heute befindet sich dieses Exemplar zwar in unserer Filiale in St. Louis, aber am 14. April 1961, während der Regierungszeit von Kennedy, tauchte erneut ein Mann namens D. Gyrich auf und …«
    »Moment mal, was genau war das für ein Datum?«, unterbreche ich ihn.
    »Ah, jetzt begreifst du es, hab ich recht?«
    »Hast du gesagt, es war der 14. April?«
    »Des Jahres 1961«, bestätigt Totte mit einem Lächeln.
    Clementine schaut uns beide verständnislos an.
    »Die Invasion der Schweinebucht«, erläutere ich für sie.
    »Tatsächlich war es ein paar Tage vor dieser Invasion, aber genau das ist ja das Spannende«, meint Totte und spitzt die Lippen. »Unser lieber Freund D. Gyrich ist auch am 3. Oktober 1957 aufgetaucht und hat nach demselben Exemplar des Don Quichotte gefragt, außerdem noch am 16. Mai 1954 und am 5. August 1945.«
    Mich fröstelt. Und das hat nicht das Geringste mit der Klimaanlage zu tun.
    »Was?«, fragt Clementine, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. »Was ist an diesen Tagen passiert?«
    »3. Oktober 1957 ist ein Tag, bevor die Russen den Sputnik ins All geschossen haben, richtig?« Ich sehe Totte an.
    »Ganz genau«, sagt Totte. »Und am 16. Mai 1954?«
    »Das war der Tag vor der Urteilsverkündung Brown gegen den Bildungsausschuss. Aber beim letzten Datum weiß ich nicht, ob …«
    »Es ist das spätere«, sagt Totte und nickt wieder. »Jetzt kapierst du es, hab ich recht?«
    Ich nicke. »Aber immer einen Tag vorher hier aufzutauchen, immer einen Tag vorher hier zu sein … Glaubst du, er hat es gewusst?«
    »Das kann kein Zufall gewesen sein«, meint Totte. »Er muss es gewusst haben.«
    » Was muss er gewusst haben?« Clementine ist vollkommen ratlos.
    Ich sehe sie an und spüre erneut, wie es mir eiskalt über den Rücken läuft.
    Wer auch immer Dustin Gyrich war, er ist am Tag vor der Schweinebucht, vor dem Sputnik und vor diesem Gerichtsurteil hier gewesen und am 5. August 1945.
    »Hiroshima«, flüsterte

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