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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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hast du mir nicht gesagt, was diese Zahlen, die Signaturen, du weißt schon, in diesem Buch bedeuten?«
    Sie spricht von der Nachricht mit der unsichtbaren Tinte:
     
    Exitus – 16. Februar Acta – 26 Jahre sind eine lange Zeit, um ein Geheimnis zu bewahren Probat – Antworten Sie: NC 38. 548. 19 oder WU 773 427  
     
    »Du weißt, was diese Zahlen bedeuten, oder?«, fragt sie. »Du weißt, welche Bücher gemeint sind.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Beecher, du musst es mir nicht erzählen. Ganz ehrlich nicht. Aber wenn ich dir helfen kann …«
    »Es sind keine Bücher gemeint«, gebe ich schließlich zu.
    Ich biege nach links ab Richtung I–395 und folge den Schildern zur Brücke an der Vierzehnten Straße. Dann werfe ich noch mal einen Blick in den Rückspiegel. Geländewagen, Hybridautos und Taxis. Ein paar ganz eilige Fahrer drängeln sich dazwischen, aber die meisten halten ganz ruhig ihre Spur.
    »Beecher, ich war da. Der Typ von der Konservierung sagte …«
    »Diamond weiß nicht, was er …«
    »Warte mal … Diamond?«
    »Ich meine Daniel, von der Konservierung. Es ist sein Spitzname. Diamond. Der Diamant«, erkläre ich.
    »Und obwohl er ein anerkannter Experte in Sachen Buchbindekunst und chemischen Reaktionen ist, weiß er nichts über Bibliotheken; sonst wäre ihm klar, dass keine dieser Zahlen eine Signatur sein kann.«
    Sie kneift die Augen zusammen, als würde sie sich die Zahlen noch einmal vergegenwärtigen.
    »NC 38. 548. 19 oder WU 773 427«, wiederhole ich für sie. »Zugegeben, auf den ersten Blick wirken sie wie Signaturen einer Bibliothek. Aber bei beidem fehlt das Entscheidende, nämlich der Cutter.« Als ich ihre Verwirrung bemerke, erkläre ich es ihr. »In jeder Signatur gibt es zwei Gruppen von Buchstaben. NC ist die erste Gruppe, das N steht für Kunst; alle N-Bücher haben mit Kunst zu tun. Das C sagt dir, um welche Kunst es sich handelt, Renaissance, Moderne usw. Aber vor dem letzten Ziffernset steht immer noch ein weiterer Buchstabe, eben der Cutter, der etwas über das Thema, den Autor oder den Titel verrät, damit du es finden kannst. Ohne diesen Buchstaben ist es keine Bibliothekssignatur.«
    »Vielleicht haben sie diesen Buchstaben ja absichtlich weggelassen.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber dann habe ich die zweite Kombination gesehen: WU 773 427.«
    »Und das W steht für …?«
    »Das ist der Punkt. Das W steht für gar nichts.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vor etlichen Jahren hatte jede Bibliothek ihr eigenes individuelles Signaturensystem. Dann hat sich das System der Kongress-Bibliothek durchgesetzt. Dort ist jeder Buchstabe einem bestimmten Thema zugeordnet. Das Q steht zum Beispiel für Wissenschaft, K für Jura. Aber drei Buchstaben des Alphabets blieben ungenutzt: das W, das X und das Y.«
    »Wenn ein Buch also mit einem X anfängt …«
    »Na ja, das X bedeutet tatsächlich manchmal, dass man das Buch unter dem Tresen handelt, entweder weil es schlüpfrig oder ausgesprochen obszön ist. Aber eine Signatur, die mit WU beginnt … bezeichnet auf keinen Fall ein Buch.«
    »Könnte es etwas anderes als ein Buch sein?«
    »Ich wette zehn Dollar, dass Totte genau darüber gerade brütet«, behaupte ich und werfe erneut einen prüfenden Blick in den Rückspiegel. Das Archiv ist nicht mehr zu sehen. »Ich weiß, dass in unserem Ablagesystem für Publikationen der Regierung das W für das ehemalige Kriegsministerium steht. Aber WU … diese Signatur existiert einfach nicht.«
    »Es kann also alles Mögliche bedeuten?«
    »Irgendetwas, ja. Aber was auch immer es ist, es gehört nicht zu unserem regulären System. Es könnte also aus einer älteren Bibliothek stammen, die das System nicht benutzt, oder aus einer privaten Bibliothek oder einer …«
    »Was meinst du mit privaten Bibliothek? Du meinst, die Bücher einer Privatperson?«, unterbricht sie mich.
    Ich tippe mit dem Daumen auf das Lenkrad. Sie hat mich auf eine Idee gebracht, die ich erst einmal verdauen muss. Bei diesem ganzen Theater wegen Dustin Gyrich habe ich daran überhaupt nicht gedacht.
    »Glaubst du, der Präsident unterhält seine eigene private Bibliothek im Weißen Haus?«, fragt sie.
    Ich antworte nicht.
    »Beecher, hörst du mir zu?«
    Ich nicke, sage aber kein Wort, sondern malträtiere immer noch das Lenkrad. Jetzt beschreiben meine Daumen kleine Kreise darauf.
    »Was ist los? Warum bist du so schweigsam?«, will sie wissen. Aber sie kommt auf die Antwort, noch bevor ich etwas

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