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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sein?«
    »Wenn das da nicht Lisa ist, wo ist sie? Ist sie die nächste …«
    »O nein! Das hier hat nichts mit dem Verschwinden meiner Nichte zu tun, das wissen Sie ganz genau.«
    »Sie glauben doch nicht immer noch, dass dieser Zachowski was mit Lisas Verschwinden zu tun hat? Oder womöglich hiermit .«
    Auf der Lichtung bauten Kriminaltechniker Scheinwerfer auf und errichteten ein schützendes Zelt über dem Leichnam. Sie würden sich beeilen müssen. Mit der einsetzenden Dämmerung zogen graue Wolken am Himmel auf. Der Regen würde Spuren auf der Wiese vernichten.
    »Hören Sie«, sagte Alex, »ich komme gerade aus Berlin, wo ich in einem Kinderheim war, und dort habe …«
    »Es reicht!« Theis baute sich vor ihm auf und bohrte seinen Zeigefinger in Alex’ Brust. »Zum letzten Mal: Si e sind nicht mehr im Dienst. Und werden es, so Gott will, nie mehr sein. Wenn Sie damit ein Problem haben, gehen Sie zum Arzt – oder in Ihre Kneipe und saufen sich um den Verstand. Damit haben Sie ja Erfahrung. Aber sollte ich Sie noch einmal dabei erwischen, wie Sie Polizist spielen, reiße ich Ihnen den Arsch auf. Haben Sie verstanden?«
    Ja, ich hab’ begriffen, und zwar alles , dachte Alex und wollte nach Gizmo rufen – doch noch im selben Moment kam ihm wieder die schmerzliche Erinnerung.
    Auf dem Weg zurück ins Dorf hatte Paul Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Alex, warte doch. Was ist in Berlin passiert? Und was hast du mit dem Kinderheim gemeint?«
    Alex schaltete sein Handy ein. Zwei Anrufe waren auf der Mailbox eingegangen. Beide Male Kastner von Fielmeister’s , der um einen Rückruf bat.
    »Glaubst du wirklich, es ist die Bestie?«, fragte Paul.
    Alex wählte Schöffels Nummer. »Also«, sagte er, kaum dass sich sein ehemaliger Kollege meldete, »du wolltest wissen, was vor sich geht.«
    »Ich höre.«
    »Es geht um ein verschwundenes Mädchen und um …«
    »… die Bestie, ja, ich weiß. Es hat sich herumgesprochen, dass du Pferde scheu machst. Aber du rufst ganz sicher nicht an, nur um mir das zu erzählen, was ich sowieso schon weiß. Was willst du diesmal von mir?«
    Alex fühlte sich ertappt. »Du hast die Möglichkeit, auf Datenbanken der Behörden zuzugreifen. Auch die der Senatsverwaltungen.«
    »Mhm«, erwiderte Schöffel.
    »Ich brauche Informationen der Adoptionsvermittlungsstelle. Und die eines Kinderheims.«
    »Das in Altglienicke, vermute ich.«
    »Ich muss wissen, wer dort untergebracht war. Sagen wir, die letzten zwanzig oder dreißig Jahre.«
    Schöffel prustete los. »Nicht dein Ernst, oder?«
    »Würde ich dich sonst darum bitten?«
    »Vergiss es. Deine Anfrage gestern zu diesem … Wie hieß er noch? Ist auch egal. Jedenfalls, das war ein Kinderspiel. So was erledige ich hier täglich, nebenbei. Aber das jetzt – unmöglich! Das bleibt nicht unbemerkt, wirft Fragen auf, und ich bin meinen Job schneller los, als du danke sagen kannst.«
    »Es ist wichtig.«
    »Bei dir ist alles wichtig. Aber ich habe eine Familie, drei Kinder und gerade ein Haus gekauft. Mein Job ist mir auch wichtig.«
    »Dann verrat mir wenigstens noch eines …«
    Schöffel brummte: »Was?«
    »Gibt es noch andere Mädchen, die vermisst werden?«
    »Hast du eine Ahnung, wie viele …«
    »Nur Mädchen im Alter zwischen fünfzehn und zwanzig, schwarzhaarig, schlank, verschwunden in den letzten, sagen wir, vier Wochen. In Berlin und Umgebung.«
    Die Computertastatur klackerte. Schöffel seufzte. »Ich hab’ hier zwei Mädchen, auf die deine Beschreibung zutrifft. Eine Lisa Theis, sechzehn, aus …«
    »Nein, die andere!«
    »Silke Schröder, siebzehn, aus Kleinmachnow. Wohnt noch bei ihren Eltern. Wird seit anderthalb Wochen vermisst.«
    »Wo genau in … Hallo?«
    Schöffel hatte aufgelegt.
    Lisa schlug die Augen auf. Es war stockfinster. Sie lag auf einem kalten Steinboden. Sie setzte sich auf und krümmte sich unter grässlichen Schmerzen. Eine Ewigkeit verging, bis sie endlich nachließen. Behutsam ertastete sie ihre Verletzungen. Es waren zu viele. Ihr ganzer Leib kam ihr vor wie eine einzige schwärende Wunde. Solche Schmerzen hatte sie noch nie erlebt.
    Als sie ihre lädierte Brust berührte, wurde ihr bewusst, dass sie ihr Kleid nicht mehr trug. Auch ihr Slip war fort. Bis auf den Sack über ihrem Kopf war sie nackt. Sie drehte sich auf die Seite. Ihr misshandelter Körper protestierte. Sie streckte die Hand in die Finsternis aus, und ihre Finger bekamen die Matratze zu fassen. Sie biss die Zähne

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