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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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mit meinen Problemen zu behelligen?
    Undankbar. Ja, das bist du . Undankbar , schoss es mir durch den Kopf.
    »Es hat dir nicht gefallen«, sagte Ferdinand, als wir wenig später im Wartburg nach Hause fuhren. Seine Verdrossenheit war nicht zu überhören.
    »Doch, das hat es.«
    »Und warum zeigst du es dann nicht?«
    Hinter uns wurden die Lichter Berlins immer kleiner, bis sie eins mit der Dunkelheit am Horizont wurden. Als hätte es sie niemals gegeben.
    »Ferdinand«, flüsterte ich, als er das Auto in unser Dorf lenkte, »wirklich, dieser Abend war wunderbar. Ich danke dir.«
    Er schien über meine Worte nachzudenken. Mein schlechtes Gewissen war kaum noch zu bändigen. In Gedanken schalt ich mich eine Närrin. Doch dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht. Ich war erleichtert.
    »Gut«, sagte er, und nicht zum ersten Mal bemerkte ich, wie attraktiv er eigentlich war. »Also sehen wir uns wieder?«
    Ich spürte ein Kribbeln in der Magengrube. Doch dann kam unser Haus in Sicht, und eine Stimme in meinem Kopf blaffte: Heute lasse ich dich gehen …
    »Wie wäre es mit morgen?«, schlug Ferdinand vor.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ein Spaziergang.« Er bremste vor unserer Einfahrt. »Treffen wir uns doch am Brunnen.«
    »Vielleicht.«
    Ich sprang aus dem Wartburg, bevor Ferdinand reagieren konnte, und rannte ins Haus. Das Knattern des Wagens entfernte sich.
    Beklommen stieg ich die Stufen hinauf in das Zimmer meiner Mutter. Als ich ihr einen Kuss auf die Stirn hauchen wollte, schlug sie die Augen auf. Sie hob den Kopf.
    »Und«, keuchte sie, »wirst du ihn wiedersehen?«
    Ich zupfte am Saum von Tante Hildes Kleid. Ja, ich will ihn wiedersehen , dachte ich. »Vielleicht«, flüsterte ich.
    Mutter verzog den Mund. Es sah aus, als wollte sie noch etwas sagen. Doch dann sank sie zurück ins Kissen. Ich hielt ihre Hand, während sie schwer atmend wieder einschlief. Erst danach ging ich in mein Zimmer. Leise schloss ich die Tür hinter mir.
    »Da bist du ja endlich«, knurrte mein Onkel.
    Kapitel 24
    Paul schloss die Küchentür hinter ihnen, dann zischte er: »Hey, Mann, willst du mich auf den Arm nehmen?«
    Gizmo jaulte und sah sehnsüchtig zur Anrichte, auf der sein leerer Napf stand.
    »Ich red’ mir seit anderthalb Stunden den Mund fusselig«, murrte Paul, »und du sagst kaum einen Ton. Geht es um dein Rezept oder meines? Was ist los mit dir?«
    Ich habe keine Ahnung! , dachte Alex. Er versuchte sich an die zurückliegende Verköstigung der Fielmeister’s -Abgesandten zu erinnern, doch nur wenige Gesprächsfetzen waren ihm im Gedächtnis geblieben. Er konnte nicht einmal sagen, ob ihnen die Gurken geschmeckt oder ob sie über einen Vertrag gesprochen hatten.
    »Ich dachte, du brauchst das Geld – für die Kneipe, für den Jugendclub und …«, Paul rang sichtlich um Fassung, »… für eine PlayStation und einen PC .«
    Alex sah zum Fenster hinaus. Die Sonne stand schon sehr tief, ihre letzten Strahlen beleuchteten gerade noch die Baumwipfel. Die Temperatur war merklich gesunken. Bodennebel schlich wie der Vorbote einer dunklen Macht durch den Garten.
    »War das Treffen mit deinem Vater nicht so toll?«, fragte Paul. »Hast du deswegen noch kein Wort darüber verloren?«
    »Er ist nicht aufgetaucht.«
    »Das beschäftigt dich also?«
    »Nein.«
    Das war nicht einmal gelogen. Dass Arthur die Verabredung im Einstein nicht eingehalten hatte, war bedauerlich, jedoch nichts im Vergleich zu dem Schock, den Alex beim Anblick der beschmierten Zeitungsausschnitte erlitten hatte. Die Bestie hat wieder zugeschlagen! Polizei tappt im Dunkeln!
    »Was auch immer«, sagte Paul, »vergiss es für einen Augenblick. Konzentrier dich. Das Treffen mit den Heinis da unten ist wichtiger.«
    Alex rief sich zur Ordnung, obwohl er sich nicht sicher war, ob er Pauls Meinung teilte. »Du hast recht.« Er stieg mit Paul die Stufen hinab in die Kneipe, der Retriever folgte ihnen.
    Einer der Unternehmer, ein schlaksiger Mittvierziger mit kantiger Stirn und kurzem Haar, empfing sie mit einem Lächeln. Er hieß Kastner oder Kantner oder so ähnlich. Alex hatte es vergessen.
    »Wie Sie wissen, sind wir kein großes Unternehmen«, erklärte der Geschäftsmann, »aber unser Bestreben ist es, die Marktanteile von Fielmeister’s innerhalb der nächsten drei Jahre …«
    Drei Jahre. Diese Worte lenkten Alex’ Aufmerksamkeit in eine andere Richtung – zurück zu dem Kuvert mit den Zeitungsausschnitten, das er nach seiner Rückkehr aus Berlin

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