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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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neben Arthurs Brief in der Schublade des Sekretärs verstaut hatte. Alex war sich sicher, dass auch die Zeitungsausschnitte von Arthur stammten. Denn Arthur war der Einzige, der gewusst hatte, dass Alex im Einstein wartete.
    »… wenn wir unsere regionalen Kräfte bündeln, punkten wir mit den Spezialitäten im nationalen Handel, was bedeutet …«
    Alex fragte sich, warum Arthur ihm die Zeitungsausschnitte geschickt hatte. Auch die Nachricht Sieh die Mädchenwiese! war Alex ein Rätsel.
    »… oder was meinen Sie dazu, Herr Lindner?«
    Ebenso wenig konnte Alex sich einen Reim darauf machen, was sein vermeintlicher Vater mit den drei Jahre zurückliegenden Ereignissen zu tun hatte, mit den toten Mädchen, mit der Bestie?
    »Herr Lindner, sind Sie einverstanden?«
    Vergiss es für einen Augenblick, konzentrier dich! , befahl Alex sich in Gedanken. »Ja, ich bin einverstanden.«
    »Schön.« Der Vertreter von Fielmeister’s klatschte in die Hände. Noch immer lächelte er. »Dann sind wir uns einig. Der Vertrag geht Ihnen in den nächsten Tagen zu.«
    Die Geschäftsmänner verabschiedeten sich und marschierten nacheinander hinaus in den Nebel.
    Als ihr Sohn mit seiner Tante das Haus verließ, quälte Laura sich mit Selbstvorwürfen. Sie blickte den beiden nach und hätte ihnen beinahe hinterhergerufen: Es tut mir leid, Sam, bleib hier, ich hab’s mir anders überlegt. Doch da tauchte ein grüner Ford aus dem Dunst auf, fuhr über die Dorfstraße und hielt vor ihrem Grundstück. Rolf stieg aus dem Auto. Laura war froh, ihren Mann zu sehen, jetzt, nachdem sie wieder normal miteinander reden konnten.
    Die Beifahrertür öffnete sich. Eine attraktive Frau mit blondierten Haaren trat auf die Straße. »Laura!« Im nächsten Moment stand sie vor Laura und drückte sie an sich. »Es tut mir ja so leid.«
    Die Umarmung wirkte so vertraut. Aber sie ist falsch! , schoss es Laura durch den Kopf. Denn beim Anblick ihrer einstmals besten Freundin wurde Laura wieder bewusst, weshalb Rolf sich von ihr getrennt hatte.
    »Charlotte«, sagte sie mit unverhohlener Abscheu und schob sie von sich. Ihr düsterer Blick traf Rolf. »Was willst du?«
    »Was glaubst du wohl? Wir machen uns genauso Sorgen. Und wir wollen dir helfen.«
    »Frank hilft mir.«
    »Ist er bei dir?«
    »Mir wäre es lieber …«
    »Laura«, brummte Rolf, »ich bin Lisas Vater.«
    »Ja, ich kann mich erinnern.«
    »Verdammt, Laura!« Rolf funkelte sie zornig an.
    Laura hielt seinem Blick stand. Dann legte sich ihre Wut. Sie wollte nicht streiten, ihr fehlte die Kraft dazu. Sie ließ die Schultern hängen und vermied es, Charlotte anzusehen, als diese Rolf in die Diele folgte. Die Selbstverständlichkeit, mit der die beiden sich im Wohnzimmer auf die Couch setzten, widerte Laura an. Sie ließ sich auf dem Einsitzer nieder, während Frank seinen Bruder darüber aufklärte, dass es noch keine Neuigkeiten gab.
    »Das kann doch nicht sein«, polterte Rolf. »Ein junges Mädchen kann doch nicht einfach spurlos verschwinden. Habt ihr auch alles richtig durchsucht? Ihr Zimmer? Ihre Klamotten?«
    Lauras Puls beschleunigte sich, doch sie brachte keinen Ton über die Lippen. Kurz darauf klingelte Franks Handy. Während er hinüber in die Küche ging, erfasste frostiges Schweigen den Raum.
    Sam stocherte lustlos in einem Pfannkuchen herum.
    »Bist du schon satt?«, erkundigte sich seine Tante, während sie mit einer Kelle Teig aus einer Schüssel schöpfte und in die heiße Pfanne goss. »Du musst nicht essen, wenn du keinen Hunger hast.«
    Sam legte die Gabel beiseite.
    »Möchtest du fernsehen? Laufen nicht die Simpsons?«
    Doch Sam wollte keine Pfannkuchen, und er wollte auch nicht fernsehen.
    »Willst du in dein Zimmer gehen?«
    Wortlos stand er auf und ging in das Gästezimmer. Da er häufig bei seiner Tante und seinem Onkel übernachtete, war das Zimmer ganz nach seinem Geschmack eingerichtet. Die Wände waren rot, die Vorhänge dunkelbraun. Neben einer Wanduhr, die dem entblößten Gesäß von Bart Simpson nachempfunden war, standen auf einem Wandregal einige seiner Lieblingsbücher und Comics. Er zog eines der Hefte hervor, konnte sich aber nicht auf die Geschichte konzentrieren.
    Ihm schwirrte der Kopf. Seine Tante erschien im Türrahmen. »Sam, du darfst deiner Mutter nicht böse sein. Sie macht sich nur Sorgen.«
    »Ich auch«, flüsterte er.
    »Das wissen wir.« Tante Renate setzte sich neben ihn aufs Bett. »Aber es ist schon schlimm genug, dass deine Schwester

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