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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Outsider sind, ist die Arbeit hart und schwer. Wir müssen ein Jahr lang den Druck des anscheinend feindlichen Kosmos aushalten. Machst du mit?«
    Ion hatte die Augen geschlossen und dachte nach.
    Der Tod im All ist in den meisten Fällen kurz und schnell: Zehntelsekunden entscheiden darüber. Er war also jeder bekannten Todesart vorzuziehen. Die beiden Männer, gerade dreißig Jahre alt, kannten sich seit zwei Jahrzehnten. Ion streckte die Hand aus.
    »In Ordnung«, sagte er knapp. »Ich führe die Bücher.«
    Peer griff mit erbarmungsloser Härte zu.
    »Ich schwinge den Schraubenschlüssel.«
    »Endlich kann ich meinem Personalleiter, einem dicken kleinen Subalternen mit ausschmückenden Details sagen, was ich von ihm halte. Im Vertrauen: Ich halte sehr wenig von ihm.«
    Ion ging zum Fenster und schob den Vorhang zur Seite. Er starrte in den Himmel hinauf. Dort standen die Sterne und inmitten von ihnen der Mond. Fürchtete er, Ion, diese Sterne?
    »Ion?« fragte Peer leise.
    »Ja?« Ion drehte sich um und blickte Peer an.
    »Ich habe einen großartigen Trick gefunden«, sagte Peer langsam, »er wird uns davor bewahren, wahnsinnig zu werden wie alle Menschen, die lange ohne Unterbrechung im All sind.«
    »Damen?« fragte Ion neugierig. Peer grinste niederträchtig.
    »Etwas Besseres«, sagte er. »Einen Trick. Ich verrate ihn dir, wenn wir im silbernen Asteroiden sind.«
    »Ein Hinweis, Peer?«
    »Das All ist alles andere als feindlich. Es ist warm, freundlich und sehr interessant. Es ist für uns beide das, was für einen schnellen Fisch das warme Wasser einer tropischen Lagune ist.«
    So hatte es angefangen.

 
3
     
    Als die Sirene aufheulte, erwachte Ion schlagartig. Ebenso schnell fiel sein Blick auf die Instrumente, die alle normale Werte anzeigten. Auf dem Frontschirm funkelte inmitten des Sterngewimmels ein großer, unbewegter Punkt. Das Schiff, das stellte Ion mit unbewehrtem Auge fest, würde einige hundert Kilometer hinter dem Havaristen vorbeischießen.
    Mit Hilfe der Dampfstrahlen und einiger Düsenstöße von weniger als zwei g Beschleunigung setzte er einen neuen Kurs und überlegte, ob es für einen Funkruf noch zu früh war. Ein kleines Geheimnis hatten die beiden Männer in den vier Wochen ihrer Anwesenheit hier schon entwickelt: Energie in jeder Form sparsam zu verwenden. Das Schiff trieb dahin.
    »In Ordnung«, sagte Ion zu sich selbst. »Fangen wir an!«
    Augenblicklich schien sich der fast zwei Meter große Mann zu verändern. Aus seiner entspannten Ruhe wurde Aufmerksamkeit; er handelte mit der schnellen Präzision eines wohlgeölten Gerätes. Knöpfe wurden gedreht, Schalter heruntergedrückt. Wie stets war die Notrufwelle frei, niemand sprach auf ihr in zwei Lichtminuten Radius. Aus den Kopfhörern kam das unheilvolle Zischen der Statik, vermischt mit schwachen Störungen von der Sonne, die ein Filternetz im Bauteil auszufällen versuchte.
    »Hier Schlepper Nereide«, sagte Ion knapp und schnell. »Ich nähere mich auf Kollisionskurs. Bitte kommen.«
    Zwei Sekunden Schweigen.
    Dann ertönte eine heisere Stimme.
    »Hier Schiff Flying Tiger. Wir forderten Sie vor neun Stunden an. Konnten Sie nicht schneller kommen?«
    Das war es. Das Mißtrauen sämtlicher Kapitäne gegen die Besatzungen der Station war unüberhörbar und teilweise berechtigt.
    »Leider sind meine Zeichnungen vom neuen Sternenantrieb verlorengegangen, Kapitän. Hätte ich allerdings Ihren Charme früher kennengelernt, hätte ich zwei g zugegeben. Was fehlt Ihrer Mühle wirklich, außer der fachlichen Leitung?«
    Ion grinste und wartete auf die Antwort.
    »Leider mehr, als ich selbst reparieren konnte. Sind Sie Mechaniker?«
    »Nein«, sagte Ion. »Kleinhändler. Hätten Sie einen Mechaniker gebraucht oder nur einen Gesprächspartner?«
    Irgend jemand kam in die Funkbude des anderen Schiffes und lachte laut.
    »Unsere Düsen sind überhitzt. Die Treibstoffventile sind ausgefallen und mit Bordmitteln nicht zu reparieren. Vermutlich sind auch die Zuleitungen defekt.«
    »Sind Ersatzleitungen an Bord?«
    »Insgesamt zehn Meter. Wünschen Sie Geschwindigkeitskorrektur?«
    »Wollen Sie ein Ruder zum Bullauge hinaushalten?« fragte Ion sarkastisch. »Ich gleiche an und werde mich an Ihren Rumpf hängen. Ich versuche, die Düsen von außen zu reinigen. Welcher Typ?«
    »Ich sehe nach.«
    Das Schiff war nicht neu, aber der Kapitän schien es zu sein. Gewöhnlich wußte jeder Mann an Bord den Typ der Düsen und die Bezeichnung der

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