Die Männer der Raumstation
Terras entscheidend weitergebracht. Und die Männer des Asteroiden hatten bei Colonel Bondy Cuiper, sonst das drohende Schreckgespenst aus der Personalverwaltung, mehr als nur einen Stein im Brett.
»Was ist los? Du machst einen etwas ratlosen Eindruck, Peer.«
»Ich habe ein Problem. Ich beginne, unsicher und nervös zu werden.«
»Berichte!«
Er erzählte ihr, was er befürchtete und wie er sich sorgte. Sie schwieg und hörte zu, bis er endete. Im Büro war es still, nur die ununterbrochen laufenden Anzeigen, Skalen und Lichter tickten, leuchteten und erloschen wieder. Draußen drehten sich die Sterne vorbei in einer endgültigen, ewigen Bewegung.
»Wann kommen Shahi und Ion zurück?«
»In zwanzig Stunden. Sie sind sehr weit weg eingesetzt worden und brauchen ziemlich lange. Soll ich sie anrufen?«
Jetzt war Peer nervös.
»Gibt es ein bestimmtes Gebiet, aus dem die Gefahr kommen könnte?«
»Nein. Vermutlich kommt sie aber dorther, wo nichts vermutet werden kann.«
»Gut«, sagte Yolay. »Ich würde vorschlagen, daß du den gesamten Asteroiden genau testest. Was hier an Gefahrenquellen vorhanden ist, kannst du ausschalten. Wenn etwas anderes sich nähert, werde ich versuchen, einzuspringen.«
»In Ordnung.«
Peer ging methodisch vor. Er ging schnell die Spirale hinunter bis auf Deck I und testete dort mit seinem kombinierten Prüfgerät alles, was es geben konnte. Strahlungen, Leitungen, Sicherungen, Anzeigen, Kontrollen ... alles. Die Ersatzteile, die hier gelagert waren, standen in mustergültiger Ordnung in den Regalen, die normale Schwerkraft von einem g herrschte. Die kinetische Energie der silbernen Kugel war so groß, daß sie sich noch immer drehte, obwohl jedes Anlegen der Schlepper etwas schluckte.
Deck II. Die Tanks waren halbvoll. Sämtliche Ventile, Pumpen und Leitungen waren intakt ... so ging es weiter. Deck III, die Lagerräume und die Werkstatt mit ihren Aggregaten ... alles in Ordnung. Der Meiler auf Deck IV lief ruhig und mit einem Drittel der Normleistung, die Generatoren glänzten und summten. Nicht eines der Magnetlager war auch nur warm.
Er war auf Deck VII, dem Nordpol der Kugel.
Das Ionophon jaulte los. Bei dem neuartigen Lautsprecher wurde Schall durch ein Luftkissen erzeugt, das durch Hochfrequenzspannung ionisiert wurde. Die Luftmoleküle wurden in Schwingungen versetzt, und der Alarm war im entferntesten Winkel der Kugel zu hören.
Peer schaltete sofort und rief nach Yolay.
»Hier, im Büro. Ein kleines Schiff nähert sich aus der Richtung des Gürtels. Es ist nicht die Nereide. Es scheint Geschütze zu haben.«
Das war es!
Peer rannte los, jagte durch den Ringkorridor und erreichte die Spirale des zentralen Ganges. Er fühlte Erleichterung, als er daran dachte, daß ohne die herrschende Schwerkraft sein Weg um ein Beträchtliches länger gedauert hätte. Innerhalb von zwei Minuten war er im Büro auf Deck V. Yolay stand still da, blickte gegen eine glatte Wand und schien auf eine innere Stimme zu lauschen. Sie horchte auf die Signale ihres persönlichen Radargerätes; die Scouts waren in der Lage, wie irdische Fledermäuse zu reagieren. Ein Muskel in der Stimmritze öffnete sich bis zu zweihundertmal in der Sekunde und erzeugte Töne, die drei Oktaven höher waren als die Wahrnehmungsgrenze des menschlichen Ohres. Die Rezeptoren konnten in fünf Metern Entfernung Drähte bis zu einem Zehntel Millimeter Dicke erfassen.
Peer erkannte, daß die Station hilflos war.
Sie konnte sich nicht wehren. Weder durch Flucht noch durch Geschütze. Die gesamte Bewaffnung bestand aus drei Gyrojets und einigen Signalraketen.
Dann flüsterte Yolay etwas.
Dieses Flüstern war unmenschlich. Es kam aus einer unfaßbar fremden Kehle und wurde von stählernen Lippen geformt. Peers Ohren schmerzten.
»Es ist ein Schiff, das Hamilkar Barca heißt. Rote Buchstaben auf schwarzem Metall.«
»Freydoun!« murmelte Peer. Eine eisige Hand faßte ihn an den Hals.
Freydoun, der Pirat. Jedes Jahr wurden irgendwo im Sonnensystem Überfälle verübt. Freydoun konnte eines nicht vertragen, nämlich, wenn sich seine Opfer wehrten. Es war also kein Raumfahrergarn, obwohl die Polizei nicht einmal seine Düsen gesehen hatte.
»Hamilkar Freydoun ist ein Pirat«, sagte Peer halblaut. »Du kennst die Bedeutung?«
»Ja.« Wieder dieses mörderische Flüstern, das Löcher in die Trommelfelle zu sägen schien.
»Er schleust neun ... elf ... zwölf Männer aus. In schwarzen Raumanzügen und bewaffnet.
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