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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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verspannen. Das Muster, in dem die dünnen Drähte verlegt waren, bildete Winkel und Überschneidungen, die dem menschlichen Auge wehtaten. Mit winziger Atomflamme schweißte Shahi die Knotenpunkte fest und befestigte über den Drähten wieder die Isoliertapeten und den antistatischen Bodenbelag. Dann schloß sie ein dickes Kabel an den Generator an und baute auf einem Stück Kupferblech, weil sie nichts Besseres gefunden hatte, eine komplizierte Schaltung auf. Die Kupferplatte war vorher mit Porzellanlack isoliert worden.
    Farbige Drähte, Twistorensätze und Regler, ein Feinabstimmknopf und ein schwerer Drehkondensator wurden in einem verwirrenden Muster aneinander angeschlossen. Die Schaltung hätte einen Techniker zu wochenlangem Kopfschütteln veranlaßt, denn sie brach mit sämtlichen Erfahrungstatsachen. Die Polymerhalbleiter, winzige oder größere Kugeln eines milchig aussehenden Materials, kamen an besonders ausgesuchte Stellen. Dann wurden die vier Ecken der Platte, die vierzig Zentimeter Kantenlänge hatte, aufgebogen und an der Decke der Steuerkanzel festgeschweißt. Ein schachtelförmiges Element aus Plexol, das als Ersatzteil zu finden war, wurde darüber befestigt; die zwei Aluminiumstege der Abstimmungen durchstießen die Fläche. Shahi suchte und fand zwei Kunststoffdrehknöpfe, die auf die Stäbe paßten und steckte sie fest.
    Dann drehte sie die Regler auf Null zurück und schloß die Stromzufuhr an.
    Funken sprühten unter ihren Fingern, der Atombrenner zischte singend.
    Die Arbeit wurde erschwert dadurch, daß im Schiff keine Schwerkraft herrschte, seit die Düsen abgeschaltet worden waren. Shahi trat zurück und musterte ihre Arbeit.
    Dann schaltete die Pfadfinderin die Energie an. Drehte an den Abstimmknöpfen und nahm einen der herumsteckenden Fettstifte in die Finger. Über den Knöpfen wurden Markierungen angebracht.
    Beide Zeiger standen auf dem Wert Eins.
    Peer wachte auf, als ihn etwas schwer in den Sessel drückte. Er war es nicht gewohnt, und seine Nerven reagierten automatisch. Er setzte sich auf, die Hand über der Tasche mit der Gyrojet. Dann sah er Shahi, die mit dem Rücken zu ihm auf dem Boden der Kabine stand, also dort, wo der Sessel befestigt war. In der Kabine der Triton herrschte normale Schwerkraft – ein g.
    »Du brauchst nicht zu schießen, Partner«, sagte Shahi und drehte sich langsam um. »Ich habe mich für den Vortrag von vorhin bedankt. Auf meine Art. Hier ist der Schaltplan. Kannst du ihn lesen?«
    Peer schwieg und starrte den Kasten an, der über ihm an der gerundeten Decke hing. Die Twistoren glühten leicht hellrot.
    »Mit Bordmitteln?«
    Shahi lächelte selbstsicher und setzte sich auf die Kante des Pilotensitzes.
    »Sofern du meinen Verstand als Bordmittel betrachtest – ja.«
    »Moodgeegalee ...«, ächzte Peer und suchte seine Zigaretten. »So überrascht bin ich noch niemals aufgeweckt worden«, sagte er sarkastisch. »Das hier ist alles?«
    Er deutete auf die Schaltung, deren Linien und Kurven, die technischen Symbole und Wertangaben auf der obersten Seite eines der Notizblöcke zu erkennen waren.
    »Ja. Bis auf vierhundert Meter Draht, die in sämtlichen Passagierräumen der Triton verlegt worden sind. Willst du das Prinzip?«
    »Ich – das Prinzip der künstlichen Schwerkraft?«
    »Ja. Ich schenke es dir. Du darfst nicht sagen, von wem du es hast. Willst du?«
    Peer konnte nicht anders: Er kicherte hohl auf, griff sich verzweifelt an den Kopf und sprang dann auf. Ein Gurt, der um seinen Magen lag, riß ihn in den Sessel zurück. Mit der flachen Hand schlug Peer auf das Schloß, das sich klickend öffnete. Dann beugte sich der Terraner zu Shahi hinüber und küßte sie begeistert auf den Mund.
    »Danke«, sagte er dann und lehnte sich zurück.
    Shahi sah ihn verblüfft an.
    »Was war das?« fragte sie.
    Peer grinste.
    »Meine Art von Dankesbezeugungen. So macht man's allerorten. Bei euch nicht?«
    »Nein«, sagte sie. »Ist mir unbekannt.«
    »Moment!« sagte Peer und griff in eines der zahllosen Fächer, die auf der rechten Seite der Kabine angebracht waren und Schraubenschlüssel, eine Sonnenbrille und zahllose andere Dinge enthielten. Er zog ein zerlesenes, mit Schmierflecken verziertes Heft hervor, das mit einem aufreizenden Bild geschmückt war und fünfunddreißig Cents kostete. LEIDENSCHAFTEN IN DER GROSSEN STADT war der Titel. Es war ein unglaublich kitschiger Liebesroman, den ein Prospektor einmal im Satelliten liegengelassen hatte und den

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