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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Hvide hin und blickte in Styrbjörns finsteres Gesicht. »Wir haben oft Seite an Seite gekämpft, aber noch nie gegeneinander«, sagte er langsam.
    »Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, haben wir geschworen,uns durch niemanden und nichts dazu verleiten zu lassen«, entgegnete Styrbjörn.
    »Was wiegen alte Schwüre!« rief König Harald. »Willst du Styrbjörn zum Zweikampf fordern, Vetter?«
    »Ich will, wenn er es will«, antwortete der Jarl.
    »Styrbjörn ist mein treuester Gefolgsmann, er tut, was ich ihm befehle«, sagte der König. »Gebt Skjalm Hvide ein Schwert!«
    »Nein«, sagte der Jarl, »gegen den Jomswikinger kämpfe ich nicht mit einem geliehenen Schwert. Ich hole mein eigenes.«
    »Aber bleib nicht zu lange fort, Vetter«, ermahnte ihn der König und deutete auf den Schatten, der nur noch eine Armlänge von Asser entfernt war.
    Mit großen Schritten eilte Skjalm Hvide in seinen Hof und kehrte alsbald mit Schild und Schwert zurück. Er stellte sich vor Styrbjörn auf, und während sich die Spitzen ihrer Schwerter berührten, sagte er: »Ich erinnere mich an keinen Schwur, Styrbjörn.«
    »Es ist ja auch schon lange her«, antwortete dieser. »Aber ich führe nicht den ersten Hieb.«
    Da holte Skjalm Hvide zum Schlag aus und zerschmetterte Styrbjörns Schild.
    »Du solltest für deine Schilde kein morsches Holz verwenden«, sagte der Jarl.
    »Dieser Schlag hätte einen Stein gespalten«, erwiderte Styrbjörn. Harald ließ ihm einen neuen Schild bringen, und sie setzten den Kampf fort. Die Sonne stieg höher, und längst war der Schatten über Asser hinweggeglitten, als Styrbjörn den zurückweichenden Jarl zu Fall brachte. Skjalm Hvide stürzte zu Boden, und die Wucht des Aufpralls war so stark, daß er für kurze Zeit die Besinnung verlor. Statt seinem Gegner nun aber den Garaus zu machen, wie es Haralds Gefolgsleute blutrünstig forderten, wischte sich Styrbjörn den Schweiß von der Stirn und wartete, bis der Jarl wieder zu sich gekommen war.
    »Das hätte mir nicht zustoßen dürfen«, sagte Skjalm Hvide. »Ich habe schon bessere Tage erlebt.«
    »Wir sind beide nicht mehr so jung wie damals vor Dyflinn«, sagte Styrbjörn. »Wollen wir weiterkämpfen?«
    »Da hast du meine Antwort«, entgegnete der Jarl, schnellte empor und schlug ihm das Schwert mit solcher Kraft aus der Hand, daß es in hohem Bogen über die Köpfe der Zuschauer flog.
    »Das war ein gewaltiger Hieb«, sagte Styrbjörn. »Nun liegt es bei dir, den Zweikampf zu beenden.« Er trat einen Schritt vor und breitete in Erwartung des tödlichen Stoßes die Arme aus.
    »Es wäre eine üble Tat, einen Wehrlosen zu erschlagen«, entgegnete der Jarl. »Nimm ein anderes Schwert, dieses ist zu leicht für einen Mann von deiner Kraft.«
    Der König gab Styrbjörn sein eigenes Schwert. Es war ein Geschenk arabischer Händler und besaß eine biegsame Klinge aus mehrfach gehärtetem Stahl. Mit dem ersten Schlag spaltete Styrbjörn Skjalm Hvides Schild. Nun warf auch Styrbjörn seinen fort, und sie kämpften ohne Schilde weiter. Allmählich erstarb das Stimmengewirr der Zuschauer, die anfeuernden Rufe wurden spärlicher, und als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, war nur noch das Keuchen der Kämpfenden zu hören und der schrille Klang der aufeinanderprallenden Schwerter. Beide waren in Schweiß gebadet, ihre Gesichter waren vor Erschöpfung verzerrt, ihre Hiebe wurden kraftloser in der sengenden Mittagshitze, und dann geschah es, daß der Jarl, während er zum Schlag ausholte, zu taumeln begann. Styrbjörn fing ihn auf und sagte: »Ich habe Durst, laß uns etwas trinken und ein wenig ausruhen.« Sie setzten sich nebeneinander auf den Erdboden, und der König ließ ihnen Bier von seinem eigenen Vorrat bringen.
    »Das Schwert, das Harald dir gegeben hat, beißt besser als meines, obwohl Ulfberht es geschmiedet hat«, sagte Skjalm Hvide.
    »Dann wollen wir den Kampf mit Waffen fortsetzen, die einander gleichwertig sind«, antwortete Styrbjörn. Er trank seinen Krug leer und holte zwei Streitäxte aus seinem Zelt. Diese legte er vor den Jarl hin und sagte: »Es sind die Äxte, die wir einst in Irland erbeuteten. Ich habe sie seitdem nicht benutzt.«
    »Welch seltsame Fügung, daß sie jetzt einem von uns beiden den Tod bringen werden«, sagte Skjalm Hvide. Mühsam erhoben sie sich und begannen aufs neue zu kämpfen. Mehreren Hieben seines Gegners konnte der Jarl ausweichen, aber dann traf ihn Styrbjörns Axt an der Hüfte, so daß

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