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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Skjalm Hvide vor Schmerz aufschrie und zu Haralds Füßen zusammenbrach.
    Der König blickte auf den Jarl hinab und sagte leise: »Er ist dein, Styrbjörn. Töte ihn.«
    »Ich töte keinen Verwundeten«, antwortete Styrbjörn.
    »Du magst Gründe haben, ihn am Leben zu lassen«, sagte der König. »Ich habe keine.« Mit diesen Worten zog er einen Dolch aus seinem Gürtel. Doch schon stand Styrbjörn vor ihm.
    »Du wirst uns beide töten müssen, Herr«, sagte er ruhig.
    In diesem Augenblick erlangte Skjalm Hvide das Bewußtsein wieder. Styrbjörn packte ihn unter den Achseln und schleppte ihn zu der Stelle zurück, wo sie vorher gesessen hatten.
    »Zerreiß meinen Mantel, damit ich die Wunde verbinden kann«, bat der Jarl. »Dann wollen wir es zu Ende bringen.«
    »Höre, Skjalm«, sagte Styrbjörn, »bis jetzt war es mein Vorteil, daß du vom Hunger geschwächt bist, aber nun spüre ich, wie meine eigenen Kräfte zu schwinden beginnen. Laß uns den Zweikampf beenden, bevor das Mißgeschick des einen dem anderen zu einem unrühmlichen Sieg verhilft.«
    »Für Männer unseres Alters haben wir uns nicht schlecht geschlagen«, antwortete der Jarl. »Mag es denn damit sein Bewenden haben.«
    Am Abend gab König Harald ein Festmahl, und man erzählt, daß Skjalm Hvide einen halben Ochsen verzehrt habe, ehe er sich herbeiließ, den Treueeid zu schwören. Nur wenige bemerkten, daß er einen seltsam geformten Knochen in der linken Hand hielt, als er die Eidesformel sprach. Wie Björn später von Skjalm Hvides Söhnen erfuhr, sei dies ein Zahn der Riesin Röskwa gewesen; er entbinde vom Eid, schon während man ihn schwöre.

5
    VON WESTEN KAM EIN SCHIFF über das Meer und ging in einer Bucht nahe der Mündung des Limfjords vor Anker. Es war ein Knorr von jener klobigen, nicht sonderlich seetüchtigen Bauart, wie ihn Händler für ihre Reisen entlang der Küste benutzten. Um so überraschter waren die Bewohner der umliegenden Gehöfte, als zwei Männer über Bord sprangen und an Land wateten, von denen sich der kleinere als König Haralds Sohn zu erkennen gab. Dies löste unter den Bauern einen Streit darüber aus, wem die Ehre zuteil werden solle, Sven Gabelbart bei sich aufzunehmen. Doch bevor sie sich einigen konnten, hatte Sven zwei Pferde gekauft und war mit seinem Gefährten in südlicher Richtung davongeritten.
    Harald lag mit seinem Heer in der Nähe von Aarhus, als ihm gemeldet wurde, daß Sven zurückgekehrt sei und sich im Zelt des Goden Odinkar aufhalte. Der König war darüber sehr ungehalten und ließ ihm durch Björn ausrichten, daß er ihn unverzüglich zu sehen wünsche. Sven hörte Björn schweigend an, dann stand er auf und trat vor ihn hin. Ihre Augen befanden sich in gleicher Höhe, und Sven schien es zu gefallen, einem erwachsenen Mann gegenüberzustehen, der nicht größer war als er selbst. Svens Gesicht war schmal geworden, scharfe Falten zogen sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln hinab und endeten in dem zweigeteilten, zu dünnen Zöpfen geflochtenen Bart. Manche vermuten, er habe diese ungewöhnliche Bartform gewählt, um zu verhindern, daß manseinen Beinamen von zwei anderen Merkmalen ableite: seiner zwergenhaften Gestalt oder den vorstehenden, kalten, das Gesicht beherrschenden Augen.
    »Daß mein Vater dich schickt, mir seine Befehle zu übermitteln, läßt zwei unterschiedliche Deutungen zu, Björn Hasenscharte«, sagte Sven. »Entweder bist du inzwischen zu hohen Würden gelangt, oder er will mich kränken.«
    »Weder das eine noch das andere«, antwortete Björn. »Aber es ehrt mich, daß du meinen Namen kennst.«
    »Ich war lange fort und dürste nach Neuigkeiten, so erfuhr ich auch von dir«, erwiderte Sven. »Man sagt, du stündest meinem Vater am nächsten.«
    »Das müßte mich, wenn es zuträfe, mit Stolz erfüllen«, sagte Björn. »Aber wahr ist daran lediglich, daß der König mich gern in seiner Nähe hat.«
    »Du sollst immer bei ihm sein, Tag und Nacht.«
    »Das gilt für meinen Bruder, nicht für mich.«
    »Dein Bruder Tryn ist ein hirnloser Kraftprotz«, sagte Sven barsch. »Du hingegen, wird mir berichtet, seist ein kluger Mann. Meinst du nicht, du könntest deinen Verstand noch zu anderem nutzen, als dem alten Mann Geschichten zu erzählen?«
    »Da der Verstand bekanntlich im Kopf sitzt, sollte man sich seiner vor allem dazu bedienen, diesen zu behalten, Sven Haraldsson«, antwortete Björn verschmitzt. »Darf ich dem König melden, daß du kommst?«
    »Es wundert

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