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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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zweihundert Männer, von denen ich sprach, sowie jene, die ich noch erwarte, von meinen Söhnen und Enkeln ganz zu schweigen, sie alle brennen darauf, Harald Blauzahn einen gebührenden Empfang zu bereiten.«
    »Ist Skjalm Hvide bekannt«, fragte Björn, »daß er von den Großen des Landes der letzte ist, der dem König die Gefolgschaft verweigert?«
    »Damit muß er sich abfinden«, entgegnete der Jarl. »Ich bin nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem man Untertanen macht.«
    »Es war mein eigener Wunsch, mit Skjalm Hvide zu sprechen, bevor der König mit seinem Heer anrückt«, sagte Björn. »Ich dachte mir, daß ich von Skjalm Hvide Worte zu hören bekommen würde, die es wert sind, überliefert zu werden.« Damit ging er.
    Hinter dem Wald und einer baumlosen Hügelkette verborgen, lagerten die Männer des Königs in weitem Bogen um Skjalm Hvides Hof. In der Bucht ankerten zwölf Langschiffe unter Styrbjörns Befehl, so daß der Jarlshof bis auf einen Moorstreifen von allen Seiten eingeschlossen war. Auf einer kleinen Anhöhe inmitten des Lagers stand das Zelt des Königs, ein kunstvolles Gebilde aus purpurfarbenem Tuch, das der Kaiser von Miklagard Harald geschenkt hatte.
    »Ich habe es nicht anders erwartet«, sagte der König, als Björn ihm von dem Gespräch mit Skjalm Hvide berichtet hatte. Er lag behaglich ausgestreckt auf seidenen Kissen und spielte mit den Brüsten einer dunkelhaarigen Frau. »Doch wenn Skjalm sich für unbezwingbar hält, will ich ihn eines Besseren belehren.«
    Noch am selben Tag befahl er, alle waffenfähigen Männer von denDörfern und Höfen der Umgebung herbeizuholen und mit kriegerischer Ausrüstung zu versehen. Dann ließ er sein Heer, darunter auch die Besatzungen der Langschiffe, vor dem Jarlshof aufmarschieren, um Skjalm Hvide seine Überlegenheit vor Augen zu führen. Seit den Tagen, als er Norwegen eroberte, hatte Harald nicht mehr über eine Streitmacht verfügt, die dieser an Stärke gleichkam, und man erzählt, daß ihr Anblick den Jarl mit Stolz erfüllt habe. Denn erwies der König ihm nicht größere Ehre als jedem anderen Großen seines Reiches, indem er ihm mit solch gewaltigem Aufgebot entgegentrat? Andererseits war Skjalm Hvide nicht der Mann, der sich durch Drohgebärden einschüchtern ließ. Nach Einbruch der Dunkelheit durchquerte er mit seinen Söhnen das Moor und setzte eines der Langschiffe in Brand. Bevor der Überfall im Lager des Königs bemerkt wurde, hatten sich der Jarl und seine Söhne wieder hinter die Palisadenwand zurückgezogen. Da die Schiffe miteinander vertäut waren, drohte das Feuer auf die anderen überzugreifen, so daß die Besatzungen die Taue kappen und das brennende Schiff den Flammen überlassen mußten. Einer riesigen Fackel gleich trieb es ans Ufer und erhellte die Nacht mit loderndem Licht.
    Der König biß sich vor Wut in den Daumenballen, als Styrbjörn ihm den Vorfall meldete. »Wie ist er herausgekommen?« schrie er. »Sucht das Schlupfloch und verstopft es!«
    Drei von Styrbjörns Männern verschlang das Moor und ein vierter starb am Biß einer Schlange, bevor sie den Pfad gefunden hatten. Rückwärtsgehend trugen sie den kaum fußbreiten Damm ab, bis er unter schwarzem Moorwasser verschwunden war. Damit war Skjalm Hvides Hof nun ganz von der Außenwelt abgeschnitten, und der Jarl sollte sich während der folgenden Wochen noch oft dafür verfluchen, daß er sich durch seinen Wagemut zu einer Unbesonnenheit hatte verleiten lassen.
    An einem nebligen Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, gab der König den Befehl zum Angriff. Von drei Seiten zugleich stürmten seine Männer auf den Hof los, allen voran Sigurd und Harek, die ihre Oberkörper mit dem Blut eines in der Nacht erlegten Wolfsbeschmiert hatten. Einige der Männer trugen beidseitig mit Sprossen versehene Stangen, auf denen sie die Palisadenwand erklimmen wollten. Während die Verteidiger von einem Pfeilhagel überschüttet wurden, der sie zwang, hinter den Palisaden Schutz zu suchen, brachen zwanzig Männer mit einem Baumstamm aus dem Wald hervor und rammten ihn gegen das Tor. Einer der aus schwerem Eichenholz gefertigten Torflügel gab der Wucht des Aufpralls nach. Aber als die Männer nun den Baumstamm fallen ließen, um durch den Spalt in den Hof einzudringen, trat ihnen der riesenhafte Jarl entgegen und trieb sie mit dem Schwert zurück. Ihnen nachsetzend geriet er mit Harek aneinander, und wir wollen uns nicht in Vermutungen verlieren, was geschehen wäre, wenn der

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