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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Rüstungen spiegelte sich das Morgenrot, und ihre Feldbanner knatterten im Wind.

12
    AUF DEM HÜGEL NÖRDLICH der Stadt, der noch die Reste einer alten Fluchtburg trug, errichteten die Dänen ihr Lager. Von dort bot sich ihnen ein weiter Blick über die Heide und den inneren Teil der Förde. Unterdessen war Asser mit seiner Flotte bei günstigem Wind in den Meeresarm eingelaufen, hatte die Burg besetzt, in die Björn einst verschleppt worden war, und die Schiffe jenseits der Landenge vor Anker gehen lassen.
    Die Stadt war wie ausgestorben. Weder in den Straßen noch auf dem sonst stets belebten Platz am Hafen waren Menschen zu sehen. Später erfuhr man, daß Ottos Ritter den Einwohnern bei Todesstrafe verboten hatten, ihre Häuser zu verlassen, damit sie im Falle eines Angriffs ungehindert durch die engen Straßen reiten konnten. Bis dahin hielten sie sich kampfbereit in den Lagerschuppen verborgen, während der Wall mit Söldnern aus allen Teilen des Sachsenreiches besetzt war.
    Mehrere Tage vergingen, ohne daß Sven die für einen Angriff nötigen Vorkehrungen traf. Es war ihm inzwischen zur Gewohnheit geworden, daß er sich um so zaudernder gab, je dringlicher anderen schnelles Handeln geboten erschien. So war es vor Lundenwic gewesen, und so verhielt er sich auch jetzt, als seine Gefolgsleute ihn bestürmten, die Stadt einzunehmen, bevor es dem Sachsenkaiser möglich sei, Verstärkung zu schicken.
    Schließlich kam der König selbst, auf Tryn gestützt, mitschmerzverzerrtem Gesicht in Svens Zelt. »Worauf wartest du?« keuchte er. »Wie lange sollen wir noch untätig auf diesem Hügel sitzen?«
    »Gefällt dir der Ausblick nicht, Vater?«
    »Ich fange an, daran zu zweifeln, daß du das Zeug zu einem Heerführer hast«, versetzte der König erbost. »Wäre es nach mir gegangen, wir hätten den Feind gleich in der ersten Nacht überrumpelt.«
    »Es muß deine Zunge sein, die eigenmächtig solch törichte Worte spricht«, entgegnete Sven Gabelbart. »Wie willst du einen Gegner überrumpeln, der auf dein Kommen vorbereitet ist?«
    »Die Gelegenheit ist ohnehin vertan, wozu noch darüber reden«, rief Harald. »Doch ich weiß aus bitterer Erfahrung, daß die eigene Unentschlossenheit stets nur dem Feind nützt. Also hör auf mich und greif endlich an, Sohn!«
    »Meine Gefolgsleute haben mir dasselbe geraten«, gab Sven zu. »Alle außer Skarthi.« Auf diesen richtete er nun den Blick und fragte: »Was sagst du, Freund?«
    »Ich habe mir den Wall aus der Nähe angesehen«, erwiderte Skarthi. »Er ist von den Sachsen so stark befestigt worden, daß es viel Blut kosten würde, ihn im Sturm zu nehmen. Deshalb rate ich dir, die Sachsen zum Angriff herauszufordern.«
    »Man sagt den Sachsen allerhand Schlechtes nach«, warf der König ein. »Aber ich habe noch nie gehört, daß sie dumm seien. Was, glaubst du, könnte sie dazu bringen, ihr Leben ohne Not aufs Spiel zu setzen?«
    »Deine Ritter«, antwortete Skarthi. »Zwischen Sachsen und Franken herrscht seit langem unversöhnlicher Haß. Zeig ihnen deine fränkischen Ritter, und sie werden nicht lange auf sich warten lassen.«
    »Nun gut«, sagte Harald, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. »Mir soll es recht sein, denn wie es auch ausgeht: Ich schneide nicht schlecht dabei ab. Gilli hat mir für jeden, der im Kampf fällt, das Doppelte des Kaufpreises zu zahlen versprochen.«
    Kurz darauf stand Björn mit Sven am Südhang des Hügels. Vor dem westlichen Tor hatten die fränkischen Ritter in geschlossener Front Aufstellung genommen. Steif saßen sie, von Kopf bis Fuß in Eisen gezwängt, auf ihren gleichfalls gepanzerten Pferden. Für einen Augenblick schien Bewegung in ihre Reihe zu kommen, doch es war nur ein Windstoß, der hier an einem Helmbusch zerrte, dort einen Wimpel flattern ließ. Dann sprang das Tor auf. Da waren sie, Ottos gefürchtete Ritter, und der Boden erzitterte unter dem Hufschlag ihrer schweren Schlachtrosse. Sie durchbrachen die Front der Franken, rissen ihre Pferde herum und gingen mit angelegten Lanzen zum Zweikampf über.
    Anfangs, erzählt Björn, hätten sie nach bestimmten, den Dänen unbekannten Regeln gekämpft, dann aber hätten sie ihren Haß nicht mehr zügeln können und blindwütig aufeinander eingeschlagen. Ein ohrenbetäubender Lärm sei zu ihnen heraufgedrungen, wie aus einer riesigen, von fieberhafter Betriebsamkeit erfüllten Schmiede. Die Franken hätten sich tapfer gewehrt, keiner sei auch nur einen Fußbreit zurückgewichen,

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