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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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doch den an Zahl, vor allem aber an ungestümer Kraft überlegenen Rittern des Kaisers seien sie nicht gewachsen gewesen, so daß einer nach dem anderen aus dem Sattel geworfen worden sei.
    Jetzt gab Sven Gabelbart einem Teil seines Heeres den Befehl zum Angriff. Mit gellendem Kampfgeschrei stürmten die Männer den Hügel hinab. Die sächsischen Ritter, schon im Rückzug begriffen, machten kehrt. Dies war der Augenblick, auf den Sven Gabelbart gewartet hatte: Während die Sachsen den dänischen Heerhaufen auseinandersprengten und die Fliehenden weit in die Heide hinein verfolgten, stieß er selbst mit dem anderen Teil seines Heeres geradewegs zum westlichen Tor vor. Dort waren nicht mehr als eine Handvoll sächsischer Ritter zur Bewachung zurückgeblieben. Diese gaben bedenkenlos dem Verlangen nach, sich durch eine kühne Tat einen Anteil am Sieg zu sichern. Als sie jedoch hinter dem Wall hervor ins Freie gelangt waren, sollten sie erfahren, daß die Dänen über eine Waffe verfügten, vor der sie ihreEisenpanzer nicht zu schützen vermochten. Knirschend bohrten sich die Knebellanzen durch ihre Rüstungen, und alle fanden den Tod. Nicht besser erging es den Rittern, die, von der Heide zurückkehrend, ihren Landsleuten zu Hilfe kommen wollten. Ihr Angriff, erzählt Björn, sei von solcher Wucht gewesen, daß sie sich gleichsam selbst an den Knebellanzen aufgespießt und kurz darauf wie schwerfällige, hilflos mit den Gliedmaßen strampelnde Käfer am Boden gelegen hätten.
    Unterdessen war Sven mit seinen Männern durch das Tor in die Stadt eingedrungen. Die Söldner suchten ihr Heil in der Flucht, indem sie vom Wall in den Graben hinuntersprangen, doch auch von denen, die nicht ertranken, kamen nur wenige mit dem Leben davon. Das westliche Tor wurde seit diesem Tage ›Svens Sturm-loch‹ genannt, und der Name blieb erhalten, als die Stadt selbst längst vom Erdboden verschwunden war.
    Ungerührt von den Bitten seiner Männer, er möge ihnen ein wenig Ruhe gönnen, traf Sven sogleich eine Reihe von Anordnungen: Er befahl, die Toten am Fuß des Hügels zu bestatten, ließ Ulf den Ungewaschenen mit zwei Hundertschaften das Danewerk besetzen und schickte Sigurd von den Schafsinseln mit einem Reitertrupp zur Erkundung nach Süden aus. Danach begab er sich zum Haus des Königs und wies das Gesinde an, das Haus zu säubern und wohnlich herzurichten, denn von nun an werde es ihm und seinen Vertrauten als Unterkunft dienen. Dies war die erste von zwei Kränkungen, die zum endgültigen Zerwürfnis zwischen König Harald und seinem Sohn fuhren sollten.
    Während sich die übrigen Bewohner der Stadt noch in ihren Häusern aufhielten, weil sie entweder am Sieg der Dänen zweifelten oder nicht voreilig dem Falschen zujubeln wollten, kam Poppo aus seiner Kirche und begrüßte Sven mit überströmender Herzlichkeit. Die Stadt, rief er, schulde ihm auf ewig Dank, daß er sie vom sächsischen Joch befreit habe, und er werde für Sven Gabelbart, möge dieser auch immer noch ungetauft sein, eine Messe lesen. Im gleichen Atemzug bat er, die Mönche nicht dafür zu strafen,daß sie ihm, Poppo, so übel mitgespielt hätten. Es sei seines, des Bischofs, Amtes, sie aus teuflischer Verblendung auf den rechten Weg zurückzuführen.
    Sven musterte ihn mit abschätzigem Blick. »Du wirst es noch dahin bringen, daß man dich eines Tages einen Heiligen nennt, Bischof«, sagte er und ging davon.
    »Er mag mich nicht«, sagte Poppo zu Björn, der bei ihm zurückgeblieben war. »Und daran ist kein anderer als Skarthi schuld.«
    »Laß uns in mein Haus gehen, Poppo«, schlug Björn vor. »Ich will mit dir einen Becher auf meine glückliche Heimkehr leeren.«
    »Wir werden Wasser trinken müssen, mein Sohn«, seufzte Poppo. »Die Sachsen haben alles ausgesoffen; nicht einmal meinen Meßwein haben sie verschont.«
    Als Björn sein Haus betrat, war ihm, als sei er Jahre fort gewesen. Die Kinder starrten ihn wie einen Fremden an, und Björn entsann sich nur mit Mühe ihrer Namen. Asfrid glich einem Gespenst aus Haut und Knochen; ihre Lippen waren über den zahnlosen Kiefern nach innen gesunken, und strähniges graues Haar hing über ihrem verwüsteten Gesicht. Ihr Anblick erschreckte Björn so sehr, daß er es nicht über sich brachte, sie zu umarmen.
    »Wo ist Vigdis?« fragte er.
    Als sie den Namen hörte, drehte Asfrid sich um und verließ wortlos den Raum.
    »Über deine Tochter gibt es Erstaunliches zu berichten«, sagte Poppo, als sie sich an den

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