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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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wiederkommen. Aber so blöd bin ich nicht.« Er zog die Schlinge fest, die er um seinen Hals gelegt hatte, und beugte sich vor.
    »Warte noch!« rief Harald. »Was für ein Land ist das, wo der König zuläßt, daß seine Bauern von Räubern ausgeplündert und ermordet werden?«
    »Es ist dein Land, Harald.«
    Der König verzog das Gesicht zu einem schiefmäuligen Grinsen: »Du kennst mich?«
    »Ich war mit dir in Norwegen. Ich habe für dich gekämpft, Harald Blauzahn. Seitdem kam mir manchmal der Gedanke, daß du auch etwas für mich tun könntest. Aber ich höre, daß du mit nichts anderem beschäftigt bist, als Kriege anzuzetteln und dich mit deinem Sohn zu zanken. Wie kann ich da von dir erwarten, daß du mein Hab und Gut schützt?«
    »Einiges liegt im argen, das will ich nicht bestreiten. Aber es kommen auch wieder bessere Tage. Ich werde mit eiserner Hand für Ordnung sorgen. Du sollst in Ruhe und ohne Angst vor Überfällen deinen Acker bestellen, das verspricht dir König Harald, der im Grunde seines Herzens selbst ein Bauer ist. Komm also herunter von dem Baum und laß uns ein wenig von alten Zeiten reden.«
    »Es ist gut, daß du vorbeikamst«, sagte der Mann. »Ich habe nun mit eigenen Augen gesehen, was aus dir geworden ist. Du bist ein Wrack, Harald Blauzahn. Hätte ich die Hoffnung nicht schon aufgegeben, verlöre ich sie jetzt.«
    Dann sprang er.
    Der König wich zurück und griff stolpernd nach Styrbjörns Arm. »Dieser Mann ist ein Lügner!« stammelte er. »Er kann nicht mit mir in Norwegen gewesen sein. Sonst wüßte er, daß mich Siege träge machen, während mir jede Schlappe neue Kräfte verleiht. Schneidet ihn ab!« Nachdem dies geschehen war, entfachten sie aus glimmenden Holzresten ein Feuer. Bald saßen sie nackt auf rußgeschwärzten Steinen und wärmten ihre klammen Glieder.
    »Ihr dürft nicht glauben, daß mir der Entschluß leichtgefallen ist,Mistui um Hilfe zu bitten«, sagte Harald nach einer Weile. »Manche halten ihn für ein ausgekochtes Schlitzohr, andere für einen Teufel in Menschengestalt. Doch wer am Ertrinken ist, fragt nicht danach, wessen Hand ihn aus dem Wasser zieht. Oder weißt du besseren Rat, Styrbjörn?«
    »Es ist nicht mein Amt, dir Rat zu erteilen; ich folge dir, wohin du gehst«, antwortete der Jomswikinger. »Nur solltest du dir nicht zuviel von Mistui erhoffen.«
    »Obwohl er dein Schwager ist, kenne ich ihn besser als du«, entgegnete Harald. »Sein Vater, König Burislav, gab ihn als Geisel an Gorms Hof, und dort wuchsen wir wie Brüder zusammen auf. Als wir ins Jünglingsalter kamen, mischten wir unser Blut. Oft gingen wir gemeinsam auf die Jagd, und wenn uns der Hafer stach, fuhren wir nach Schonen hinüber und trieben es nach Wikingerart. In späteren Jahren sollte sich unsere Freundschaft noch manches Mal für beide als nützlich erweisen, denn wenn ich in den Krieg zog, hielt er mir den Rücken frei, und dasselbe tat ich für ihn. Er wird mir zu meinem Recht verhelfen, daran zweifle ich nicht. Allerdings steht zu erwarten, daß mich seine Hilfeleistung einiges kosten wird.«
    »Im Feilschen nimmt Mistui es mit jedem arabischen Händler auf«, sagte Styrbjörn. »Aber er ist auch rachsüchtig. Er wird nie vergessen, daß Sven seine Söhne ermordet hat.«
    »Ja, das kommt mir jetzt zugute«, antwortete der König und lächelte mit der linken Hälfte seines Gesichts, während die rechte ihren griesgrämigen Ausdruck behielt. Unterdessen waren ihre Kleider getrocknet. Sie zogen sich an und gingen zum Schiff zurück.
    Bue der Dicke berichtete aufgeregt, er habe drei Segel gesehen. Sie seien von Westen gekommen, dann nach Süden abgeschwenkt und hinter der Kimm verschwunden.
    »Waren es Langschiffe?« fragte Styrbjörn.
    Das habe er bei der großen Entfernung nicht erkennen können, gab Bue zur Antwort. Doch sei er so gut wie sicher, daß es keine Handelsschiffe gewesen seien; dafür hätten sie sich zu schnell fortbewegt.
    »Wir müssen auf der Hut sein«, sagte der Jomswikinger. »Wenn sie vor dem Wind laufen, sind Svens Langschiffe doppelt so schnell wie unser Knorr.«
    Am späten Nachmittag fuhren sie weiter an der Küste entlang nach Osten. Der Wind hatte aufgefrischt, und bald wiegte sich das Schiff in der langen Dünung der offenen See. Kurz vor Einbruch der Dämmerung sichteten sie backbords wieder Land. Wenig später tauchte auch an der anderen Seite ein dunkler Streifen auf. Styrbjörn meinte, es sei ratsam, die Meerenge im Schutz der Dunkelheit zu

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