Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
Vom Netzwerk:
durchfahren, denn wenn es Svens Schiffe gewesen seien, würden sie vermutlich an diesem oder jenem Ufer auf der Lauer liegen. So segelten sie die Nacht über weiter. Manchmal riß die Wolkendecke auf, und Björn sah an den Sternen, daß der Knorr bei achterlichem Wind Kurs nach Osten hielt. Der König und Bue lagen unter ihren Decken in tiefem Schlaf. Styrbjörn hingegen zeigte keine Anzeichen von Müdigkeit; wachsam spähte er in die Finsternis und horchte sie nach verdächtigen Geräuschen ab.
    Plötzlich packte er Björns Schulter. »Was ist das?« flüsterte er.
    Hinter ihnen war ein Rauschen zu hören, das rasch näher kam. Dann das Knarren straffgespannten Tauwerks. Kurz darauf schälte sich der Vordersteven eines Schiffes aus dem Dunkel. Er trug einen Drachenkopf mit gefletschten Zähnen. Björn riß das Ruder herum, und kaum eine Armlänge hinter dem Heck glitt das andere Schiff vorüber. Es war, als hätte die Nacht es ausgespien und gleich wieder verschluckt.
    »War es eines von Svens Schiffen?« fragte Styrbjörn.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Björn. »Mir schien, daß es kleiner war.« Er holte das Segel ein, damit sie das Plätschern der eigenen Bugwelle nicht verrate, und ließ den Knorr steuerlos treiben. Bei dem jähen Kurswechsel waren König Harald und Bue der Dicke aus dem Schlaf geschreckt. Styrbjörn berichtete mit gedämpfter Stimme, was geschehen war, und bedeutete ihnen, sich ruhig zu verhalten.
    Bei Tagesanbruch näherten sie sich einer weit ins Meer vorspringendenLandzunge. Auf Styrbjörns Geheiß lenkte Björn den Knorr in eine von riesigen Steinen gesäumte Bucht. Sie gingen an Land, tranken Bier und aßen rohen Fisch, weil Styrbjörn nicht zuließ, daß ein Feuer angezündet wurde.
    Bue der Dicke nagte mißmutig an einem Dorschkopf. »Ist es jetzt so, daß wir uns Styrbjörns Befehl zu fügen haben, Herr?« fragte er.
    »So ist es, wenn du von mir nichts anderes hörst«, entgegnete Harald knapp.
    Da begann Bue vor Erregung laut zu keifen: »Was immer Styrbjörn so hoch in deiner Gunst hat steigen lassen, daß er mir Weisungen erteilen darf, ich will etwas Warmes zu essen haben!«
    »Friß deine Scheiße, Bue«, antwortete der König, indem er schräg zum linken Ohr hin grinste.
    Wie aus dem Boden gewachsen stand plötzlich ein Mann hinter ihnen. Er trug einen Kittel aus grobem Tuch, und seine Hosenbeine waren mit ledernen Riemen umwickelt. In der einen Hand hielt er einen Speer, in der anderen eine Streitaxt.
    Styrbjörn faßte sich als erster. »Setz dich zu uns, es ist noch genügend da, einen hungrigen Mann zu sättigen«, sagte er freundlich.
    »Seid ihr Händler?« fragte der Mann.
    Der Jomswikinger hielt ihm seinen Becher hin. »Koste von unserem Bier. Wenn es dir schmeckt, verkaufen wir dir ein Fäßchen.«
    »Ich bin nicht allein«, sagte der Mann. »Wir sind doppelt so viele wie ihr.«
    »Das läßt ein gutes Geschäft erhoffen«, erwiderte Styrbjörn. Dann lehnte er sich etwas zurück, sah an dem Mann vorbei und sagte: »Allerdings zähle ich nicht mehr als drei.«
    Der Fremde blickte sich um. Styrbjörn schnellte hoch, packte den Mann und riß ihn zu Boden. Dann warf er sich über ihn und drehte seinen Kopf herum, bis er ihm das Genick brach.
    »Mach dir nichts draus. Du bist nicht der erste, der darauf hereingefallen ist«, sagte er zu dem Toten.
    Nun fand auch Bue die Sprache wieder. »Das beste ist, wir verschwinden, bevor die anderen kommen«, flüsterte er.
    Styrbjörn erklomm einen kleinen Hügel, um Ausschau zu halten. Als er zurückkam, berichtete er, auf der anderen Seite der Landzunge liege das Schiff, das ihnen in der Nacht begegnet war.
    »Und wo ist die Besatzung?« fragte Harald.
    »Fünf schlafen am Strand«, antwortete Styrbjörn. »Ein sechster sitzt auf der Uferböschung. Wir können nicht weitersegeln, ohne daß er uns bemerkt, und dann würde es nicht lange dauern, bis sie uns eingeholt haben.«
    »Höre, Styrbjörn«, sagte Bue der Dicke, »wenn du meinst, es mit sechs Männern aufnehmen zu können, wollen wir deinem Tatendrang nicht im Wege stehen. Aber rechne bei solch waghalsigem Unterfangen nicht mit unserer Hilfe.«
    »Was mich betrifft, so kann ich dir wenig nützen«, seufzte der König und hob mit der Linken seinen rechten Arm empor. »Wie soll diese Hand ein Schwert halten?«
    Der Jomswikinger maß Bue mit einem verächtlichen Blick. »Ich kämpfe lieber allein, als mit einem Feigling an meiner Seite«, brummte er. Dann nahm er einen eigroßen

Weitere Kostenlose Bücher