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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Weib habe eineSchlinge um Nannas Hals gelegt und die Enden zwei Männern gereicht. Sie selbst habe Nanna ein breites Messer zwischen die Rippen gestoßen, und die Männer hätten Nanna mit der Schlinge gewürgt, bis sie tot war.
    Kurz nach Sonnenuntergang entzündete Odinkar eine Fackel und rief: »Welcher von euch stand Skarthi am nächsten?« Da trat Sven Gabelbart vor und sagte: »Ich, Odinkar. Ich liebte ihn mehr als einen Bruder.«
    Der Gode reichte ihm die Fackel, und Sven ging zum Schiff. Björn sah, wie er die Wolfsmaske von der Schulter nahm und auf das Schiff warf. Dann setzte er das Holz in Brand, das man unter dem Schiff aufgeschichtet hatte. Nun kamen auch seine Gefolgsleute und die Jarle mit brennenden Fackeln und legten sie auf das Holz. Eine Zeitlang schien es, als wolle das Feuer erlöschen, doch dann kam ein starker Wind auf, und wenig später stand das Schiff mit allem, was es trug, in Flammen. Einige wollen gesehen haben, wie Skarthi und Nanna sich aufrichteten und in aschiger Umarmung miteinander verschmolzen. Dies, meint Björn jedoch, sei eine jener abgeschmackten Ausschmückungen, deren sich ein guter Geschichtenerzähler enthalten sollte.
    Es war Nacht geworden, als das Feuer endlich erlosch. Odinkar befahl den Knechten, die Asche in ein Boot zu füllen und dieses außerhalb des Hafens zu versenken. Nachdem dies geschehen war, trat er vor Sven hin und sagte: »War es dir so recht, Herr?«
    Sven dankte ihm mit überschwenglichen Worten, küßte ihn auf beide Wangen und ernannte ihn an Skarthis Stelle zu seinem Ratgeber. Als er aber mit Björn allein war, sagte er: »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, daß Skarthi nur in deinen und anderer Leute Geschichten fortleben soll. Geschichten sind nichts Beständiges; sie gehen von Mund zu Mund, dieser fügt etwas hinzu, jener läßt etwas weg, und schließlich entarten sie zu Zerrbildern ihres Ursprungs. Was kann ich tun, die Erinnerung an Skarthi und unsere Freundschaft wachzuhalten und sie vor Verfälschung zu bewahren?«
    »Wozu bedarfst du noch meines Rates, da du bereits einen Entschluß gefaßt hast, Herr?« gab Björn zur Antwort.
    Sven sah ihn mit seinen kalten Froschaugen an und sagte: »Ich sollte dich in deine Werkstatt zurückschicken, Björn Hasenscharte. Du fängst an, in meinen Gedanken zu lesen.«
    Auf einer Anhöhe westlich der Stadt, nur wenige Schritte vom Ufer der Förde entfernt, ließ Sven Gabelbart einen Stein errichten. In diesen schlug ein Steinmetz die Runen:
     
    König Sven setzte diesen
    Stein für Skarthi,
    seinen Gefolgsmann, der nach
    Westen gefahren war, nun aber
    bei Haithabu den Tod fand.
     
    Als man König Harald davon berichtete, geriet er außer sich vor Zorn. Es heißt, er habe sich so sehr erregt, daß ihm der Zahn aus dem Mund geflogen sei und man diesen erst nach längerem Suchen wiedergefunden habe. Niemals zuvor, soll er geschrien haben, sei es einem Sohn eingefallen, sich zu Lebzeiten des Vaters König zu nennen, und er, Harald Blauzahn, werde diese ungeheure Kränkung zum Anlaß nehmen, einen seiner unehelichen Söhne als Thronfolger einzusetzen. Dies sei jedoch auf den Widerspruch seiner Vertrauten gestoßen; sie hätten dem König klargemacht, daß Sven keinen anderen auf dem Thron dulden würde und jederzeit in der Lage sei, sich mit Gewalt anzueignen, was ihm rechtmäßig zustehe. Da tat Harald etwas, was er bis an das nicht mehr ferne Ende seiner Tage bereuen sollte: Er gab Tryn den Befehl, Sven zu töten.
    Als sei dies ein Auftrag wie jeder andere, traf Tryn seine Vorbereitungen. Er schliff die Klinge seiner Axt und ging in den Wald, um Pilze zu sammeln. Diese schnitt er klein und vermengte sie mit Bier und Ochsenblut zu einem Brei. Nachdem er ihn gegessen hatte, legte er sich schlafen. Um Mitternacht hörte man ein dumpfesGrollen aus seiner Brust, ähnlich jenem, mit dem ein Vulkan seinen Ausbruch ankündigt. Dann riß es ihn vom Lager hoch. Er packte seine Axt und stürzte aus dem Haus.
    Sven saß mit seinen Gefolgsleuten und den Jarlen in der Halle, als Tryn unter furchtbarem Gebrüll die Tür eintrat. Sie sei zersplittert wie dünnes Eis, erzählt Björn, und nicht nur ihn allein habe lähmendes Entsetzen befallen, als der Berserker unversehens vor ihnen stand. Er war nackt bis auf einen Schurz aus Ziegenfell. Inmitten seines aschfahlen Gesichts gähnten zwei dunkle Löcher, und vom Mund troff schaumiger Speichel auf seine rötlich behaarte Brust. Mit einem gewaltigen Hieb schlug er Leofwine,

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