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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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abtat, lachte Thorgeir und sagte: »Du brauchst nicht so weit nach Norden zu fahren, wenn du mit Wilden Handel treiben willst, Thormod Grisson. Wildere Männer als uns wirst du schwerlich treffen. Laß mich also sehen, was du zu bieten hast.«
    Thormod entgegnete: »Es ist wenig darunter, was dein verwöhntes Auge erfreuen könnte, Thorgeir. Aber ich lasse es mich gern einen Beutel Silber kosten, daß ich mich rühmen darf, dem großen Thorgeir Bryntroll von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden zu haben.«
    »Wie alle Händler bist auch du ein Schwätzer«, sagte Thorgeir. »Deshalb rate ich dir, nicht durch weiteres Reden meinen Zorn zu wecken. Zeig mir, was du geladen hast, dann wollen wir weitersehen.« Er befahl den Ruderern, die Riemen gegen Enterhaken auszutauschen und sich an der Reling aufzustellen.
    »Sprich du mit ihm«, tuschelte Thormod seinem Steuermann zu und schob ihn nach vorn. Hedin nannte seinen Namen und gab sich als Sohn des Gudmundur Einarsson zu erkennen, der mit Thorgeir viele Jahre auf Raub ausgefahren war. Der Wikinger hörte es mit Verdruß, denn er rühmte sich gern seines Edelmuts, und dieser verlangte es, daß er mit dem Sohn seines Freundes und dessen Gefährten glimpflich verfuhr. Als Hedin schließlich noch erwähnte, daß sein Vater Thorgeir einst das Leben gerettet hatte, gebot der Wikinger ihm mit einer Handbewegung zu schweigen und sagte: »Du hast Glück, Thormod, daß du dir Hedin Gudmundursson zum Steuermann nahmst. Doch es wäre zuviel des Glücks, wollteich dich gänzlich ungeschoren davonkommen lassen. Gib mir für jeden deiner Leute eine Mark Silber, und wir wollen im Guten voneinander scheiden.«
    Dieses Verlangen versetzte Thormod in große Erregung. Er raufte sich das Haar und rief alle Götter zu Zeugen an, daß er eine solche Menge Silbers nie und nimmer zu zahlen imstande sei. Daraufhin ließ sich Thorgeir einen Speer geben und schleuderte ihn auf einen von Thormods Männern. Der Speer durchbohrte seine Brust und heftete ihn an den Mast.
    »Jetzt kommt es dich etwas billiger«, grinste Thorgeir. »Und so werde ich weitermachen, bis du meine Forderung erfüllen kannst.«
    Mit zitternden Händen zerrte Thormod einen prallgefüllten Lederbeutel unter dem Schanzdeck hervor und warf ihn auf Thorgeirs Schiff hinüber. Der Wikinger öffnete ihn, prüfte den Inhalt und schüttelte den Kopf. »Das reicht gerade für Hedin Gudmundursson und dich selbst«, sagte er. »Wollt ihr das Schiff allein nach Nordland segeln?«
    »Mehr habe ich nicht!« schrie Thormod. Aber als der Wikinger nun abermals die Hand nach einem Speer ausstreckte, nestelte Thormod zwei kleinere Beutel von seinem Gürtel und warf sie Thorgeir zu. »Ich schwöre dir, daß ich jetzt kein einziges Stück Silber mehr besitze«, sagte er mit brüchiger Stimme.
    »Auf den Schwur eines Kaufmannes gebe ich nichts«, erwiderte Thorgeir. »Aber die Erinnerung an meinen Weggefährten Gudmundur hat mein Herz erweicht, deshalb beeilt euch, mir aus den Augen zu kommen, bevor ich meinen Großmut bereue.«
    Ohne Thormods Befehl abzuwarten, stürzten die Männer zu den Ruderbänken und brachten das Schiff mit peitschendem Riemenschlag aus der Reichweite der Wikingerspeere.
    »Mit dem Geld, das ich für euch bezahlt habe, hätte ich eine Mannschaft ausgesuchter Seeleute anheuern können«, sagte Thormod zu den Männern. »Da ihr aber ein Haufen nichtsnutziger Landratten seid, werde ich den Anteil eines jeden von euch um die Hälfte kürzen, und ich denke, daß euch euer Leben soviel wert ist.«Dagegen erhob sich zunächst kein Widerspruch, aber als sie abends im Windschatten einer Felsinsel vor Anker lagen, hörte Björn, wie Egbert den Schiffsführer einen Halsabschneider nannte.
    Mehrere Tage lang hielt das gute Wetter an. Es schien, als ob die Westsee ihren bösen Ruf Lügen strafen wolle. Nachdem das Schiff die Südspitze Norwegens in weitem Bogen umsegelt hatte, ging es wieder auf Nordkurs. Mehr von einer starken Meeresströmung als vom Wind getrieben, fuhr das Schiff an einer baumlosen Schärenküste entlang, hinter der sich schroffe, bis zur halben Höhe bewaldete Berge erhoben. Zuweilen öffnete sich auf der Steuerbordseite ein tief ins Land vorstoßender, von Steilhängen gesäumter Fjord.
    Dann frischte der Wind auf, und an der Wolkenbildung war zu erkennen, daß er noch zunehmen würde. Hedin steuerte das Schiff zwischen die Schären, wo es zwar vor dem Wind geschützt war, aber ständig Gefahr lief, an einer der

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