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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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bin ich überall freundlich aufgenommen worden«, entgegnete Thormod. »Deshalb ärgert es mich, hier vor verschlossener Tür zu stehen.« Er gab den Männern Bier zu trinken, abernichts zu essen. Im Haus, sagte er, würden sie genug finden, womit sie ihren Hunger stillen könnten, und wenn auf Tostis Nase Verlaß sei, würden sie dort auch in anderer Hinsicht nicht zu kurz kommen.
    »Ich mache nicht mit«, sagte Hedin. »Denn wenn es sich herumspricht, daß ich an dem Überfall beteiligt war, kann ich nicht wieder in diese Gegend kommen, ohne um mein Leben fürchten zu müssen.«
    Da lachte Thormod und sagte: »Redet so der Sohn eines Wikingers, Hedin Gudmundursson? Aber bleib meinetwegen an Bord; wir brauchen deine Hilfe nicht, um die Weiber die einfachsten Regeln der Gastfreundschaft zu lehren.«
    Als die Sonne untergegangen war und sich eine fahle Dämmerung über die Schären senkte, ließ Thormod die Männer rings um den Hof ausschwärmen. Er selbst ging, wiederum nur von Björn begleitet, zu der Steinmauer und forderte die Frauen auf, ihm und seinen Männern für die kommende Nacht Obdach zu gewähren; wenn sie sich aber weigerten, werde er sich mit Gewalt Einlaß verschaffen.
    Die Antwort war ein Pfeil, der, aus der halbgeöffneten Tür eines Stalls hervorschnellend, nur um Haaresbreite Thormods Kopf verfehlte. Nun gab er den Männern Befehl, von allen Seiten gleichzeitig zum Hof vorzudringen. Thormod sprang über die Mauer, entging durch rasches Wegducken einem weiteren Pfeil und stürmte mit gezücktem Schwert in den Stall. Björn folgte ihm. Als sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten, sah er zwei halbwüchsige Mädchen, von denen das eine mit einer klaffenden Halswunde am Boden lag, während das andere einen Speer auf Thormod gerichtet hatte. Thormod hebt sein Schwert, Blut trieft zähflüssig von der Klinge, das Mädchen starrt wie gebannt auf die Blutstropfen, Thormod geht langsam auf sie zu, stößt den Speer mit seinem Schwert beiseite, jetzt berührt die Schwertspitze ihre Brust, dringt ein, dringt tief ein, ohne daß sich der Klinge Widerstand zu bieten scheint, das Mädchen öffnet die Lippen, als ob es etwas sagenwolle, dann bricht es zusammen. Thormod zieht die Klinge aus ihrer Brust, wischt das Blut an ihrem Kleid ab, vor Björns Augen taucht das Bild auf, wie Dagbjört mit dem Rocksaum ihre Scham abwischte, dort der Samen, hier das Blut.
    »Sie wäre schön geworden, wenn sie noch ein wenig gelebt hätte«, sagte Thormod.
    Er ging zum Wohnhaus hinüber und stellte sich seitwärts neben die Tür. »Drei von euch sind tot«, rief er. »Euch da drinnen wird es genauso ergehen, wenn ihr uns nicht hereinlaßt.« Als keine Antwort kam, gab er Hemmo ein Zeichen; dieser warf sich mit der ganzen Wucht seines Körpers gegen die Tür. Sie sprang aus den Angeln. Aber bevor die Männer in das Haus eindringen konnten, stürzte die Alte aus ihm hervor. Sie wandte sich sogleich, ihre Axt schwingend, Thormod zu. Er wich ihr aus, die Axt grub sich knirschend in Halfdan Lämmchens Kopf. Nun sprang Olaf Dorschbeißer vor und hieb der Alten den Arm ab. Sie bückte sich, streckte die linke Hand nach der Axt aus, die ihre rechte noch umklammert hielt, aber Thormod stieß ihr das Schwert in die Rippen. Die alte Frau fiel auf den Bauch, drehte ihren Kopf aber so, daß sie Thormod sehen konnte, und sagte: »Du wirst mich von nun an nicht wieder loswerden, Thormod. Wenn du wach bist, werde ich hinter dir stehen, wenn du schläfst, werde ich durch deine Träume geistern, wenn du stirbst, werde ich zuschauen. Und es wird mein Dorn sein, der dir ins Herz dringt.« Damit starb sie.
    »Was kümmert mich das Geschwätz eines alten Weibes«, sagte Thormod. Aber ihm war anzusehen, daß ihre Worte ihn erschreckt hatten. Dann befahl er den übrigen Frauen, aus dem Haus zu kommen, wenn sie weiteres Blutvergießen vermeiden wollten.
    Nacheinander traten sie aus der Tür: eine kleine, verhutzelte Greisin, die die Mutter jener Frau sein mochte, die Thormod getötet hatte, zwei junge Frauen, von denen die eine schwanger war, und ein Mädchen von sechs oder sieben Jahren. Dieses lief zu der toten Frau und warf sich weinend über sie.
    Die Männer scharten sich um die jungen Frauen. Hemmo tätschelteder Schwangeren den Bauch und meinte, bei ihrem Zustand sei es wohl besser, wenn er es ihr von hinten besorge. Doch Thormod scheuchte seine Männer fort und bat die Frauen, ihnen etwas zu essen zu geben. Die Männer murrten, denn ihr

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